2024: an der Kreuzung von Pop und Country

Bild
"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Feuer und Flamme

"Ist es nicht komisch wie die Dinge früher waren?
Alles war in Ordnung.
Die Welt bestand aus einem langen Kuss
und einem schnellen Auto Freitag abends.
Alles was einmal war,
verliert sich im gestern
und die Zeit ist wie ein Fluss,
sie fließt nur in eine Richtung."
(Back / J. Steele, B. Tatum)

Ganze 3 Jahre musste man warten auf ein neues Album. Im Jänner 2013 war sein 3. Studioalbum "How Country Feels" erschienen. Genau genommen war der Titelsong 'How Country Feels' als Vorabsingle ja schon 2012 veröffentlicht worden. Das Album hat jedenfalls bis heute 4 Top-10 Singles geliefert und Randy Houser vom Insider-Tipp zum anerkannten Star gemacht.

Denn spätestens ab dem Album wurde man auf die kraftvolle Stimme des Mannes aus dem US-Bundesstaat Mississippi aufmerksam. 2002 war er nach Nashville gekommen, um als Songwriter hier Fuß zu fassen. 2005 hatte Trace Adkins mit dem von Randy Houser geschriebenen 'Honky Tonk Badonkatonk' einen Top-5 Hit. Und ab dem Moment versuchte Houser sich auch als Interpret einen Namen zu machen.

So konnte er im November 2008 auf Universal South Records mit "Anything Goes" sein Debütalbum veröffentlichen. Ein sehr abwechslungsreiches Album, das ganz offensichtlich versucht, für jeden Geschmack etwas zu bieten. Von traditionellen Country Balladen ('I'll Sleep') bis zu funkigen Southern Rockern ('My Kinda Country'), die den späteren Randy Houser andeuteten, war alles vorhanden. Es produzierte gleich 2 Top-20 Singles, von denen 'Boots On' bis auf Platz 2 der Billboard Hot Country Song Charts stieg.

Das zugehörige Video regt zwar zum Schmunzeln an, kommt aber noch sehr hemdsärmelig und amateurisch rüber. Etwas das sich später ganz gewaltig ändern wird, wie das monumentale 'Like A Cowboy' zeigt. 'Boots On' deutet den heutigen Randy Houser soundmäßig schon mehr an, als das nachfolgende Album. Songs, die seine druckvolle Stimme auf mächtigen Refrains vor rockigen Gitarrensounds präsentieren finden sich aber vorerst nicht auf seinem zweiten Album, "They Call Me Cadillac".

Erschien auf dem Label Show Dog Universal (das aus dem Merger von Show Dog und Universal hervorgegangen war), präsentierte es Randy Houser eher ruhig, fast akustisch, zwischen Country und Blues mit aussergewöhnlichen Nummern wie dem fast 6-minütigen autobiographischen 'Somewhere South Of Memphis'. Hier, aber auch auf der fast akapella präsentierten Ballade 'Lead Me Home' zeigt Randy Houser, dass er ein Sänger ist, der auch ohne große Produktion, alleine durch seine Stimme zu fesseln vermag.

"They Call Me Cadillac" erhielt gute Kritiken, war aber kommerziell eine Enttäuschung. So folgte 2012 der unvermeidliche Wechsel zu einem neuen Label, das zu Broken Bow Records gehörende Stoney Creek. Dort begann die Arbeit mit Produzent Derek George, der die vielen stilistischen Facetten der ersten beiden Alben zur Seite schob und einen auf Randy Houser zugeschnittenen Stil fokussierte: seine mächtige Stimme vor einem modernen, kraftvollen Sound aus Southern Rock, Country und dezenten Pop-Elementen. Viele andere würden dabei untergehen, aber die Stimme von Randy Houser ist nie in Gefahr und selbst Balladen, werden so zu Power-Balladen.

Am 11. März 2016 ist nun sein, wieder von Derek George produziertes, 4. Studioalbum mit dem Titel "Fired Up" erschienen. Und als wäre es geplant gewesen, steht am gleichen Tag die Vorabsingle 'We Went' auf Platz 1 der Radio (Billboard Airplay) Charts. Ganze 40 Wochen war die Single mit dem spektakulären Video in den Charts. Ein Zeitraum, in dem andere Interpreten schon mal 2 Singles verbrannt haben. In den Billboard Hot Country Song Charts ist der Titel gar erst auf Platz 7, noch mit Trend nach oben.

"Fired Up" entschädigt mit ganzen 17 Titeln für die Wartezeit und wer "How Country Feels" mochte, wird auch dieses Album lieben. Die Stärken liegen weniger in den Themen der Songs, als vielmehr im kraftvollen und inzwischen unverkennbaren Sound von Randy Houser. Das was fehlt, sind mehr ruhige Titel. Nicht immer muss es zum gwaltigen Duell zwischen Stimme und Instrumentierung kommen, sobald der Refrain einsetzt. Wie grossartig eine abgespeckte, akustische Version klingen kann, zeigt Randy Houser in seinem Video zum Song "We Went (Live From His Living Room)". Mehr davon!

2 Songs stechen trotzdem auch textlich heraus. Da ist zum einen das melancholische 'One Way' über das Vergehen der Zeit und die Unwiderbringlichkeit der Vergangenheit. Als Songwriter tauchen der zur Zeit in aller Munde befindliche Chris Stapleton auf, sowie Thomas Lee Miller.

Zum anderen ist da der Titel der das Album eröffnet: 'Back'. Geschrieben vom großartigen Jeffrey Steele (gemeinsam mit Bridget Tatum), ist es eine nachdenkliche Nummer, brillant formuliert, die sich versucht klarzumachen, ob man nicht nur seinen eigenen Maßstäben im Leben gerecht wurde, wenn man zurückblickt, sondern auch denen anderer.

"War ich ein Mensch, der auch sein Wort gab,
wenn er seine Hand reichte?
Habe ich Gutes getan,
habe ich all die Liebe gegeben, die in mir war?
Hab ich soviel falsch gemacht,
um einmal etwas richtig zu machen?
Und würde ich nocheinmal so leben?"

Dass Randy Houser aber auch Humor hat, zeigt das Promo-Video zur Albumveröffentlichung. In einer fiktiven Polizei-Verfolgungsjagd schlägt er nicht nur die Brücke von der aktuellen Single 'We Went' sondern macht auch noch aufmerksam auf die Benefizorganisation Second Harvest Food Bank of Middle Tennessee. "Fired Up" stellt sich jedenfalls als gelungenes Album vor, das einen festen Platz in meiner Kind-of-Country Sammlung erhält.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schlafzimmer-Song

Du wirst an mich denken!

Whiskey wegen dir

Reggae Stiefel

Irland

Garthquake