Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Gerüchte

"In den Orten, in denen wir aufgewachsen sind, war es doch so, dass wenn du Freitag abends ein Mädl geküsst hast oder eine Rauferei hattest, hat jeder am Samstag darüber gesprochen. Unmittelbar darauf. Inzwischen ist aber die ganze Welt durch Social Media zu einer Kleinstadt geworden. Jeder weiß sofort, was los ist."
(Lee Brice / Ty, Kelly & Chuck, 19. November 2018)

2018 war mit Sicherheit nicht das erfolgreichste Jahr für Lee Brice. Dabei hatte er große Hoffnungen in das im November 2017 erschienene Album gesetzt. Er wollte bei den ersten sein, die den Weg zurück zu organischer und hangemachter Musik beschreiten. Weg von Musik, die nur mehr am Computer entsteht. So stark empfand er für dieses Album, dass es als Titel mit "Lee Brice" auch seinen Namen erhielt.

"Von Anfang an wollte ich dieses Album groovy haben, beschränkt auf das notwendige, um die Texte und das Gefühl zu vermitteln. Keine Computer-Tricks, keine künstlichen Sounds. Lieder, die das Herz erwärmen, brauchen all das Zeug nicht", zitierte ihn das Music Row Magazine am 9. Oktober 2017. "Dieses Album bin einfach bis ins letzte Detail ich."

Etwas über ein Jahr später kann Lee Brice auf eine hochgelobte Single ('Boy') zurückblicken und mit 'Rumor' eine Nachfolge-Single, die sich aktuell an die Top-30 zu klammern versucht. Nicht gerade berauschend. Hinzu kommt, dass mit den immer länger werdenden Lebenszyklen von Singles es kaum mehr möglich ist, mehr als 2 Singles pro Jahr zu veröffentlichen. Manchmal klappt selbst das nicht, weil Songs bis zu einem vollen Jahr in den Charts zu finden sind, ehe sie die Spitze der Charts oder zumindest die Top-10 erreichen.

Der Song 'Rumor' war bereits im Juli 2018 veröffentlicht worden. Knapp 6 Monate später ist nicht ganz klar, ob die Single ihren kommerziellen Zenit nicht bereits überschritten hat. Mit anderen Worten, das vierte Studio-Album von Lee Brice, mit dem er sich ganz besonders identifiziert, ist sein erstes, das bisher noch keine einzige Top-10 Single geschafft hat. Das ist ein Umstand, den das Team von und um Lee Brice nicht so ohne weiteres akzeptieren kann.

Bereits im September 2018 war das offizielle Video zum Lied erschienen. Es wurde zu einem Danke an seine Frau, die im Video die weibliche Rolle spielte. "Das schwierigste an unserem Leben, ist es, gemeinsame Zeit zu schaffen. Mit 3 Kindern und den Tourneen, ist es so wichtig, dass ich Sara so oft wie nur möglich zeige, wie wichtig sie mir ist und wie sehr ich sie liebe. So ist das Video eine romantische Version eines besonderen Abends zwischen uns beiden."



Den großen Push für die Single in den Charts brachte das Video jedoch nicht. Bis heute konnte selbst das Video nur knapp 750.000 Klicks auf youtube verzeichnen. Im Vergleich dazu wurde das Video zum aktuellen Hit von  Jake Owen ('Down to the Honkytonk'), das etwa zur gleichen Zeit veröffentlicht wurde, bereits rund 6 Mio. mal aufgerufen.

Aber in Zeiten von Social Media gibt es ja andere Möglichkeiten, einem Song zu mehr Popularität zu verhelfen und vielleicht dann doch noch einen echten Hit daraus zu machen. Und wenn es dem Label nicht gelingt, wie wäre es damit, den Künstler selbst dafür einzuspannen? So startete Lee Brice über seine Social Media Kanäle eine Rumors-Kampagne, in der er nicht ganz unbekannte Künstler oder auch Sportler dazu brachte, kurze Video-Botschaften zu drehen, in deren Mittelpunkt ein mit Augenzwinkern präsentiertes Gerücht rund um Lee Brice stand.


Das fand dann wie erhofft, sehr rasch auch beim Fan-Publikum Anklang. Und schon bald wurde die Kampagne mit einer eigenen Webseite erweitert, auf der nun jeder ebenfalls ein Gerüchte-Video veröffentlichen konnte. Wie so oft, finden sich dann darunter doch erstaunlich kreative und bemühte Beiträge. Die besten davon teilt Lee Brice dann wiederum über seine Kanäle, wie etwa den des SWAT Teams des Sheriff Office in Hillsborough, Florida.


Die Single hielt sich weiter in den Charts, auch wenn der Druck nach oben noch nicht wirklich zu erkennen war. Damit blieb noch der Weg, an der Preisschraube zu drehen. Für eine befristete Zeit wurde der Preis des digitalen Downloads von 'Rumor' auf 66 US-Cents gesenkt. Das brachte den Song in den Billboard Country Digital Song Sales Charts dann auch tatsächlich in die Top-25 (aktuell auf Platz 18), was sich zumindest indirekt auch auf die Position in den Billboard Hot Country Song Charts auswirkt.

Am Ende ist man dann oft nur mehr auf Geduld angewiesen, ob die Maßnahmen Früchte tragen. Denn mit knapp 18 Wochen in den Charts (wie eben gerade 'Rumor'), ist eine typische Top-10 Single erst beim halben Lebenszyklus angekommen. Jedenfalls für Interpreten, die nicht ganz zur Oberklasse gehören. Nur bei letzteren ist typischerweise wenig Promotion-Arbeit notwendig und die Songs steigen schneller in den Charts, weil die Künstler etabliert sind.

Ob 'Rumor' doch noch zur ersten Top-10 Single aus dem aktuellen Album wird, werden die nächsten paar Wochen zeigen. Dass man sich im Lager von Lee Brice aber bereits auf ein neues Projekt einstellt, signalisiert ein Interview, in dem Lee Brice bereits die Arbeiten am Nachfolge-Projekt anklingen lässt. "Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich denke, auf diesem [kommenden] Album will ich einfach nur meinen Spaß haben und verrückte Dinge machen. All die unterschiedlichste Musik, die ich in meinem Leben gehört habe, ich denke, die wird da drauf sein."

Und wenn es sich dabei nicht um ein Gerücht handelt, dann könnte das heißen, dass auch Lee Brice, wie schon Zac Brown, nach dem kommerziell gescheiterten Versuch, ein Album zu produzieren, das mehr in der Tradition von Country entstanden ist, in dem einfach nur Musiker im Mittelpunkt stehen, wieder zu moderner Studiotechnik zurückkehren wird, weil es sich offenbar doch besser verkauft.

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