Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Lee Brice

"Manchmal kommt es mir in den Sinn,
ob es der letzte Sommer ist,
in dem ich mit meinem Daddy fischen gehe?
Und in 20 Jahren, sollte ich noch da sein,
wird meine wundervolle Frau mich da noch wollen?
Das sind die Stimmen, die mich nicht loslassen wollen."
(What Keeps You Up At Night / Lee Brice, Jessie Alexander, Ross Copperman, Pete Wilson)

Vor über 3 Jahren (September 2014) war sein letztes Album "I Don't Dance" erschienen. 3 Top-10 Radio (Billboard Country Airplay) Charts Hits hatte es geliefert und eigentlich hatte man schon im vergangenen Jahr mit einem neuen Werk gerechnet. Aber erst im Juni 2017 machte Lee Brice wieder mit neuer Musik auf sich aufmerksam. Mit der Single 'Boy' stellte er ein außergewöhnliches Lied vor, das er seinen Söhnen, aber auch seinem Vater widmete, die dafür im zugehörigen Video auch zu sehen sind.

Die berührende Ballade fällt hinter kommerziell leichter verdaulicheren Titeln zurück und hat in den Billboard Hot Country Songs Charts nach 21 Wochen erst die Top-30 geschafft. Aber in der jüngeren Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Songs heute länger in den Charts bleiben und auch länger brauchen, um in den Charts nach oben zu klettern. In jedem Fall ist 'Boy' ein Lied, das sich nicht nur eine Veröffentlichung als Single verdient hat, sondern in vieler Herzen längst ein Hit ist.

Unabhängig davon ist am 3. November 2017 das bisher 4. Studioalbum von Lee Brice erschienen. Es trägt nicht nur seinen Namen als Titel, sondern ist auch sein bisher persönlichstes Album, wie er sagt. Und das, obwohl Lee Brice als einer der talentiertesten Songwriter nur bei 11 der 15 Titel selbst beteiligt war. In einem Interview mit iHeartRadio sagt er warum:

"Ich habe immer versucht, mir selbst treu zu bleiben. Und wenn ich heute zurück schaue, dann erkenne ich mich selbst nicht nur als Mann, sondern auch als Vater. Beides habe ich versucht, sowohl textlich als auch musikalisch zu verarbeiten. Dieses Album setzt sich daher sehr mit mir selbst auseinander, meinen Kämpfen, aber auch damit wo ich stehe, als Vater und als Künstler."



Während sein letztes Album unüberhörbar zu einem großen Teil am Computer entstanden ist, macht "Lee Brice" nun einen Schritt zurück. "Ich wollte, dass es um Musiker mit Gitarre, Bass und Schlagzeug geht, und um mich als Sänger. Und das wollten wir konsequent durchziehen. Es war nicht einfach ein Album zu machen, das nicht überproduziert klingt, sich aber trotzdem gegen all die modernen Sounds da draußen behaupten kann. Ich glaube aber, dass uns das gelungen ist."

In der Tat klingt das Album weniger feingeschliffen als sein Vorgänger. Beim ersten Hören hat man das Gefühl, es ist weniger perfekt und geht weniger ins Ohr. Dabei benötigt man einfach mehr Zeit, um es zu verstehen. Und wenn man sich damit auseinandergesetzt hat, stehen die Chancen gut, dass man an dem Gehörten dann doch noch Gefallen findet. Der Studioglanz von "I Don't Dance" weicht einer Live-Atmosphäre, an dessen Dämmerlicht sich die Augen (und natürlich die Ohren) erst gewöhnen müssen.



Denn dann entdeckt man neben 'Boy' auch andere Schlaglichter auf dem Album. Wie den Eröffnungssong 'What Keeps You Up At Night', über den Lee Brice sagt: "Als ich diesen Song schrieb, wusste ich unmittelbar, das er die Basis für das neue Album sein würde. Es ist das erste Lied auf dem Album, weil es ein ganz persönliches ist. Es gibt Themen und Elemente in dem Lied, die auf dem Rest des Albums immer wieder aufgegriffen werden. Ich wollte, dass es das erste ist, das die Leute darauf hören. Genaugenommen hätte es sogar der Album-Titel sein können."

Ähnlich wie das Lied 'Songs In The Kitchen', das Momente aus der Vergangenheit aufgreift, in denen Musik zum Anker für später wird. Denn die Songs aus dem Küchenradio sind inzwischen zu Erinnerungen an die Mutter, Geschwister und das Elternhaus geworden. Schnappschüsse des Heranwachsens, eingefroren in Melodien und Klänge. Und der Kreis der Familie schließt sich im letzten Titel des Albums, 'The Best Part of Me'. Anders im ersten Moment vom selbstreferenziellen Titel erwartet, findet sich der beste Teil dann doch in einer anderen Person. Im konkreten Fall widmet Lee Brice diesen (nicht von ihm geschriebenen Song) seiner Tochter.



Zwischen diesen persönlichen Eckpunkten des Albums finden sich andere Titel, die entdeckt werden wollen. Zu fast jedem davon gibt es eine Geschichte, wie die über den 8-jährigen Jungen, der viel zu früh sterben musste ('Have A Good Day') oder die Jugenderinnerungen aus 'They Won't Forget About Us'. Weniger Pop, nicht so sehr beim ersten Mal ins Ohr gehend, hat Lee Brice in der Tat ein sehr persönliches Album abgeliefert. Lange gereift, sollte man sich daher auch beim Genießen etwas mehr Zeit lassen, als gewöhnlich.

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