2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Erinnerungen an eine lange Reise

Um das Jahr 1350 vor Christus erklärte der Ägyptische Pharao Amenhotep IV die bisherige Götterlehre für überholt und richtete Ägypten auf den alleinigen Gott Aton, die Sonnenscheibe, aus. Er selbst nannte sich fortan Echnaton. Nach 17 jähriger Herrschaft und seinem Tod kehrte das Reich jedoch zurück zum alten Glauben und die Existenz von Echnaton wurde aus allen Aufzeichnungen gelöscht.

Ende der 1970er Jahre formierten sich 4 Musiker zu einer Band, die in den folgenden 25 Jahren das Country Genre dominieren und unter dem Namen Alabama weit darüber hinaus zu einer der erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte werden sollten. Nach ihrer Abschiedstour 2003 kam es jedoch zu einem Rechtsstreit und einer der 4 Musiker wurde schließlich aus allen Aufzeichnungen gelöscht.


Dieser eine Musiker ist Mark Herndon und war der Schlagzeuger für die Band Alabama. Laut späteren Aussagen war er von Anfang an aber immer nur ein Angestellter und nie wirklich Teil der Gruppe. Eine Aussage, die für viel Wirbel und Diskussionen gesorgt hatte und es teilweise noch immer tut. Speziell da sie erst nach Auflösung der Band in ihrer ursprünglichen Formation getätigt wurde. Heute gibt es Alabama wieder, aber nur mehr zu dritt.


Im April 2016 hat nun Mark Herndon seine Biografie (oder vielleicht sind es eher seine Memoiren) unter dem Titel "The High Road: Memories from a Long Trip" als Buch veröffentlicht. Und es ist ein unterhaltsames Werk daraus geworden. Mit einer Vielzahl von gelungen formulierten Geschichten leuchtet er seinen Lebensweg aus. Er geht dabei sehr offen und ehrlich mit sich um, was ihn sympathisch macht. Er zögert nicht, über seine Berührungspunkte mit Alkohol und Drogen zu sprechen oder seine Beziehung zu seinen Eltern.

Aufgewachsen als Sohn eines Air Force Piloten, kam er sehr früh in Berührung mit der Luftfahrt und das Fliegen wurde zu seiner ersten großen Leidenschaft. Entsprechend findet dieses Thema auch seinen gebührenden Platz im Buch mit einigen spannenden Erlebnissen. Aber natürlich ist jeder viel neugieriger darauf, was er zu seiner Zeit in der Band zu sagen hat, der zweiten großen Liebe nach dem Fliegen.

Im Nachsatz betont Mark Herndon, dass er keine Schlammschlacht zu Papier bringen wollte, was ihm auch wirklich gelungen ist. Er macht dies so strikt, dass man an den Fingern einer Hand abzählen kann, wie oft der Name Alabama im Buch genannt wird. Auch die 3 übrigen Bandmitglieder werden praktisch nie beim Namen genannt. So gibt es eine Reihe von Andeutungen, aber keine Beschuldigungen.

In jedem Fall liefert das Buch einen besseren Eindruck vom Leben in einer erfolgreichen Musikgruppe, die fast ständig unterwegs ist, als die etwas enttäuschende Biografie von Randy Owen, die unter dem Titel "Born Country" 2009 erschienen ist und kaum Einblicke in die Erfolgsgeschichte von Alabama liefert. Auch das Ende von Alabama 2003 scheint Mark mehr zu Herzen zu gehen, als Randy, dem Leadsänger.

"The High Road: Memories from a Long Trip" hat auch seine Schwachstellen. Nicht immer ist die chronologische Vorgangsweise korrekt und manchmal scheinen wichtige Informationen weggelassen. Aber alles in allem ist es ein gelungenes Werk, das einem den Menschen hinter dem Schlagzeuger von Alabama näher bringt. Und zwar menschlich, spannend und humorvoll.

Ob das Buch auf Deutsch erscheinen wird, bleibt fraglich. Und offen bleibt ebenfalls, ob es jemals eine echte musikalischen Biografie der Supergruppe Alabama geben wird. Erstaunlicherweise gibt es die nämlich nicht und zu befürchten ist, dass, wenn es 13 Jahre nach dem Abschied der ursprünglichen Band noch kein solches Werk gibt, es wohl auch keines mehr geben wird. Wie schade! Eine echte Marktlücke.

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