Nichts als Lügen

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"[Studio Zwei] ist unser berühmtester Aufnahmeraum. Als der Ort, wo richtungsweisende Aufnahmen von den Beatles, Shirley Bassey, Kate Bush, Massive Attack, Oasis, Adele und vielen anderen stattfanden, war Studio Zwei seit seiner Eröffnung 1932 immer der Herzschlag populärer Musik." (abbeyroad.com/studio-two)

Herz aus Glas

"Das Album setzt sich mit dem Verlust auseinander, und davon, einen Verlust zu akzeptieren. Alles was ich schreibe ist autobiographisch. Ich schreibe über das Leben. Es sind Dinge, die ich einfach aussprechen muss. Es fühlt sich dann wie ein Kapitel an, mit dem ich abschließen kann. Es ist wie eine Befreiung."
(Jessica Mitchell in The London Free Press / 7. Mai 2018)

Am 11. Mai 2018 ist ein Album erschienen, das den Zuhörer nicht nur überraschen wird, sondern das Potential hat, ihn auch sprachlos zu machen. "Heart of Glass" ist ein Werk, mit dessen emotionaler Intensität man einfach nicht rechnet. Obwohl es ruhig ist und ohne Bombast auskommt, fesselt es mit seiner Mischung aus Intimität, Schmerz und Offenheit, ohne dabei auch nur einmal zu langweilen. Nicht Kitsch, sondern ein musikalisches Kunstwerk hat Jessica Mitchell hier gleich mit ihrem ersten Album vorgelegt.

Aber wer ist eigentlich Jessica Mitchell? Heute nennt die 33-jährige Singer-Songwriterin Toronto in Kanada ihr  Zuhause. Dazwischen pendelt sie, wenn sie nicht auf Tour ist, nach Nashville, wo sie mit verschiedenen Produzenten acht der 11 Songs ihres Albums aufgenommen hatte. "Ich bin so froh, dass die Leute endlich all die Lieder zu hören bekommen, die ich schon 3 oder 4 Jahre mit mir herumtrage. Aber auch Lieder, die ich schon seit Ewigkeiten live spiele", sagte sie im Gespräch mit 95.3freshradio in Kanada. 4 Songs davon sind in den vergangenen beiden Jahren bereits veröffentlicht worden, die restlichen 7 sind ganz neu.

Es ist schon ein gewagter Vergleich, wenn man jemanden als Singer-Songwriterin mit Adele vergleicht. Aber dass Jessica Mitchell als Künstlerin zu beeindrucken vermag, bewies sie erstmals 2017 mit den Preisen der Canadian Country Music Association für beste Songschreiberin und beste Roots Künstlerin des Jahres. Während sie von Nashville als Stadt der Songschreiber ebenso fasziniert ist, wie von Country Music als einem Genre, in dem Texte eine so zentrale Rolle spielen, lassen sich weder ihr Stil noch ihre Einflüsse auf ein einziges Genre reduzieren. Sie selbst sieht sich ganz einfach als Singer-Songwriterin, egal in welche größere Kategorie die Welt sie damit stecken möchte.

Im Herbst 2017 erfüllte sich für sie ein Traum, als sie bei der Aufnahme von Neil Young in die Canadian Songwriters Hall of Fame ein Lied von ihm präsentieren durfte. "Ich fühlte mich so geehrt. Es wird wohl der großartigste, magischste und aufregendste Abend meines Lebens bleiben." Daneben nennt sie aber auchSongs von Radiohead, Peter Gabriel, Paul Simon und natürlich Joni Mitchell als musikalische Momente, die ihre Leben veränderten.

"Heart of Glass" beginnt mit einem der Songs, die bereits veröffentlicht waren. 'Workin' on Whiskey' versucht eine Beziehung zu verarbeiten, die noch so frisch und schmerzhaft ist, dass vorerst nur der Whiskey dabei helfen kann. Etwas mehr Hoffnung bietet 'That Record Saved My Life', in dem wie schon bei Eric Church ('Record Year') das zerbrochene Herz beim Hören von Schallplatten Zuflucht findet.


Man kann den Schmerz spüren, aber gleichzeitig zieht er einen nicht hinunter, sondern nimmt einen mit einer Zerbrechlichkeit gefangen, die einen nicht mehr loslässt. Und gleichzeitig sieht man den Menschen hinter den Texten, der bestätigt: "Ich hatte viele emotionale Probleme als Teenager und die Musik hat mir geholfen, mich dabei selbst zu finden." Ganz besonders wichtig war ihre Mutter, die sie in ihren musikalischen Ambitionen immer unterstützte. Solange, bis sie ihre Mutter an den Krebs verlor.

Das Album endet mit den Song 'Rain for the River' über den Jessica Mitchell sagt: "Alle Songs [auf dem Album] sind meine Kinder, aber dieser ist wahrscheinlich der, über den ich am meisten sprechen werde. Er beendet das Album, ist der letzte Song. Er ist auch einer der letzten, die ich geschrieben hatte. Er fasst so gut zusammen, was ich einer bestimmten Person noch so gerne gesagt hätte, aber nicht mehr die Chance dazu hatte, es zu tun. Es fühlt sich an, wie das Ende eines Kapitels, so wie dieses Album [als Ganzes]."

"Ich habe mich ganz auf dieses Album eingelassen und ich hoffe, dass die Menschen eine Verbindung zu ihrem eigenen Leben finden, wenn sie es hören. Ich hoffe, jedes Lied spornt den Zuhörer an, seine eigenen Stärken zu finden und nach vorne zu schauen, wie groß auch immer die Widrigkeiten sein mögen."

"Musik ist so ein mächtiges Ventil. Es bringt all unsere Gefühle zusammen. Und das ist es, warum wir das tun, was wir tun. Ich bin eine sehr emotionale Person. Ich liebe meine Gefühle und es bereitet mir Freude, darüber zu schreiben", sagt Jessica Mitchell zu The London Free Press. Und das fasst ihr erstes Album als ein außergewöhnliches Werk sehr treffend zusammen.



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