Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Baseball auf dem Mond

"Denn sie werden dich niedermachen,
dir sagen, dass du nicht gut genug dafür bist.
Aber deine Leidenschaft dafür muss einfach stärker sein,
als das Aufgeben.
Und am Ende wirst du deinen Kritikern zuwinken,
wenn du Baseball spielst am Mond.
Das hier ist für Träumer wie dich."
(Baseball on the Moon /  Michael Reaves, Erik Dylan, Doug Waterman)


Songwriter Erik Dylan ist zurück! Am 4. Mai 2018 hat er sein zweites Album mit dem Titel "Baseball on the Moon" veröffentlicht. Nicht nur optisch folgt es mit dem handgemalten Cover dem Vorgängerwerk, sondern auch inhaltlich. Mit dem Unterschied, dass Erik Dylan auf dem neuen Album Themen mit sozialkritischer Relevanz anspricht, die über die Kleinstadt-Geschichten aus dem ersten Werk weit hinausgehen.

13 Songs beinhaltet das Projekt und keiner davon ist ein Ersatzteil. Jeder einzelne beschreibt eine Geschichte und mit ihr ein größeres Thema. Da finden sich keine leichtfüßigen Refrains über kurzlebige Beziehungs-Emotionen, sondern realistische Puzzle-Steine von der Bühne des Lebens, die sich zu Größerem zusammenfügen. "Baseball on the Moon" ist kein oberflächliches Album, es erfordert Zeit und Aufmerksamkeit. Erst dann wird man es in seiner ganzen Bedeutung erfassen können.



Luke Combs ist einer der erfolgreichsten Newcomer des Jahres 2017. Seine aktuelle Single 'One Number Away' steht in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts auf Platz 3, mit guten Aussichten, auch noch die Spitze zu erreichen. Gemeinsam mit ihm ist Erik Dylan auf dem Titelsong zu "Baseball on the Moon" zu hören.

Es ist das erste Lied auf dem Album und beinhaltet so etwas wie den roten Faden, der sich durch das Werk zieht. "Ich habe dieses Album für die Außenseiter geschrieben. Ich wollte, dass es genauso finster ist, wie es gleichzeitig aber auch darum geht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Durch das ganze Album zieht sich eine Spur von Optimismus, direkt am Rande zum Untergang", sagt Erik Dylan in einer Presseveröffentlichung über das Album.



"Funerals & Football Games" beschreibt auf den ersten Bick wie der Manager aus der großen Stadt kommt, um die Fabrik zu schließen. Aber vielmehr geht es um den Umgang mit Schicksalschlägen und das Zeigen von Gefühlen. Ein Menschlichsein, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. So wie der Vater im Lied versucht, sich keine Emotionen anmerken zu lassen, wenn er den Kindern versichert, es ist ja nicht so schlimm. Denn es geht ja nicht um ein Begräbnis oder (mit mit dem Versuch, einen Scherz zu machen) um ein Football Spiel. Eine offenbar persönliche Erinnerung, deren Unausweichlichkeit nur an dem Tag aufgeweicht wurde, als des Vaters Mutter starb.

Das große musikalische Vorbild von Erik Dylan bleibt der frühe Steve Earle. Und so erfüllt sich wohl ein großer Traum, dass er gemeinsam mit diesem den Song 'Someday' aus dem legendären "Guitar Town" Album von Steve Earle singen darf. Es ist ein gewisses Risiko, diesen von Steve Earle selbst geschriebenen Song über die Hoffnungslosigkeit in einer Kleinstadt zu covern. Aber thematisch passt er und die Mitwirkung von Steve Earle helfen darüber hinweg.

In 'Ain't My Town' versucht Erik Dylan klarzustellen, dass das Leben in einer Kleinstadt anders als in vielen Filmen und Songs mehr ist, als nur Parties am Ende der Arbeitswoche oder Mädels in Hotpants kennenzulernen. Denn auch wenn es nur eine Ampel haben mag, so hat es doch Herz und Seele und ist für viele ein Zuhause.

Mit 'Kerouac Kings' nutzt Erik Dylan eine Referenz an den wichtigsten Autor der Beat Generation, Jack Kerouac und dessen bekanntestes Werk "On the Road" [deutsch: Unterwegs], um die Mühen des Tour-Lebens zu beschreiben. Wenig glamurös lässt er auch das Leben in einem Amerika erscheinen, in dem Drogen und Gewalt die Jugend begleitet und zum ungewollten Nebeneffekt  der vielgefeierten Freiheit wird ('Young in America').

Ebenfalls um's sich Nicht-unterkriegen-lassen geht es in 'Comeback Kid', das man bereits von Kip Moore kennt, der es für sein Album "Wild Ones" (2015) aufgenommen hatte. Fehler, die man in seinem Leben gemacht hat, die man zu gerne wieder gut machen würde, oder wenigstens ganz vergessen, die sperrt man am besten im 13. Stockwerk ein. Denn dort verschwinden sie dann, weil es in vielen Gebäuden oder Hotels aus Aberglauben diesen erst gar nicht gibt. Damit wird '13th Floor' zu dem Ort, an dem man all den Schmerz zu verdrängen sucht.

Während 'Touchdown Town' von den großen Hoffnungen und Träumen erzählt, die man hat, wenn man in einer Kleinstadt aufwächst, geht es in 'Flatland Sunrise' um den täglichen Überlebenskampf eines Farmers in einer Kleinstadt, der hoffentlich nicht so endet, wie in 'When They Take Your Truck', wenn das Auto das einzige ist, das noch geblieben ist.

Die spektakulärsten Statements aber macht Erik Dylan mit 'Color Blind' und 'Honest Work'. Ersteres Lied, war bereits zuvor veröffentlicht worden, aber Erik Dylan hat sich wohl auf Grund der aktuellen Thematik zu Recht dafür entschieden, es auf diesem Album zu inkludieren. Es beschreibt, die Sorge darum, mit welchen Vorbildern sein Sohn aufwächst, wenn er sich in der heutigen Welt umsieht. Und ob es nicht besser wäre, wenn jeder farbenblind wäre, denn dann würde die Hautfarbe auch keine Rolle spielen.

'Honest Work' hingegen setzt sich mit dem politisch hochsensiblen Thema von Einwanderung auseinander. Im Lied besingt er Marlena, die nur auf der Suche nach ehrlicher Arbeit und einer besseren Zukunft ins Land gekommen war. Kann man ihr das vorwerfen? Dabei musste sie ihre Familie zurücklassen und fühlt sich nun verloren, in einem Land, in dem man ihr plötzlich nicht mehr helfen will. Dabei hält der Song zurecht fest, waren alle Amerikaner ursprünglich selbst nichts anderes als Einwanderer auf der Suche nach einem besseren Leben.

"Baseball on the Moon"ist ein bemerkenswertes Album, dem man bestenfalls vorwerfen kann, dass es zu anspruchsvoll ist. Vielleicht ist es deshalb musikalisch nicht ganz so eingängig wie sein Vorgänger. Denn in manchen Momenten scheinen die Texte und Botschaften zu sehr im Vordergrund zu stehen und die Musik selbst in den Hintergrund gedrängt. Aber am Ende geht es darum, das Album auf sich wirken zu lassen und die einzelnen Facetten davon zu entdecken. Und davon gibt es hier mehr als genug!

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