Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Für immer jung

"Wir waren so gut drauf,
Sternschnuppen, die den Boulevard erleuchteten.
Stolze Jungs und Mädls einer Kleinstadt,
breite Straßen und keine gebrochenen Herzen."
(Young Forever / Eric Paslay, Chris Destefano, Morgan Evans)

Wie endlos oft hat man nicht schon die Phrase forever young gehört. Die Vorstellung nie endender Jugend hat zu oft schon die Fantasie der Menschheit beseelt. Und wenn es mehr als bescheidene Träume einfacher Menschen waren, dann wurden Gedichte, Bücher, Filme oder auch Musik daraus. Zwei der bekanntesten Lieder mit dem Titel 'Forever Young' sind die Songs von Bob Dylan (1974) und Alphaville (1984).

Seit kurzem gibt es eine weitere Version des Themas. Bereits Anfang März 2018 veröffentlichte Eric Paslay seit langem wieder eine neue Single. Nach einer Reihe von kommerziell gescheiterten Songs ist es ein neuer Versuch zurück ins Radio und die Charts zu kommen. Und vielleicht doch noch ein neues Album (sein zweites) zu veröffentlichen. Eric Paslay ist zu allererst Songschreiber und dass er das Talent dazu hat, beweisen nicht zuletzt namhafte Künstler, wie Kip Moore, Dierks Bentley oder Amy Grant, die auf seine Songs zurückgegriffen haben.

Umso enttäuschter ist man im ersten Moment. Ein uraltes Thema, neu aufgewärmt? Wie soll das denn noch überraschen oder gar mitreißen? Und in der Tat braucht es zumindest ein zweitesmal Hören, um den Charm des Liedes zu entdecken. Es sind Kleinigkeiten, die die 3 Autoren dem Titel mitgegeben haben, um ihn ein wenig anders zu machen.

Als erstes ist das dezente Abändern der klassischen Phrase: aus forever young wird 'Young Forever'. Ein Wortspiel, das man erst im Kontext des Liedes versteht. Denn da geht es im Gegensatz zu den meisten Verwendungen des Thema's, nicht um das Heute und den Moment, an dem wir unsere Jugend für immer festhalten wollen. Vielmehr blickt der Text zurück auf den Moment der (vielleicht ersten) Liebe, als wir noch so glücklich und unbeschwert waren, und hofften, für immer zusammen zu bleiben.

"Es ist einfach ein cooles, aufregendes Erlebnis. Es ist diese erste Sommerliebe, dieser erste Adrenalin-Rausch", sagt Eric Paslay über das Lied. "Ich hoffe, dass jeder, der das Lied hört, auch dieses Gefühl spürt und wieder jung sein möchte. Jedesmal, wenn er etwas erlebt, egal ob zum ersten oder hundertsten Mal."

Damit verpackt das Lied die Erinnerung an eine erste Jugendliebe in dezente Nostalgie. Und zwar an den Moment, in dem es noch keinen Liebeskummer gab und die Welt so in Ordnung war, dass man sie genau so anhalten wollte. Das Lied vermittelt nur dieses Gefühl mit Worten, die Geschichte dazu müssen wir uns selbst erfinden. Zwar erfahren wir, dass die Erinnerung in einer Kleinstadt angesiedelt ist, so wie es eben zum Genre passt, aber alles weitere bleibt unserer Fantasie überlassen.

All das macht aus dem Song aber noch keinen potentiellen Hit. Das tut erst die Melodie dazu. Denn der Refrain geht ins Ohr und überträgt etwas vom Thema auf den Sommer, der ebenso schnell vergeht, wie das vergängliche Glück einer Jugendliebe. Er macht aus dem Lied, einen Ohrwurm, der wie geschaffen dafür ist, an lauen Sommerabendkonzerten lauthals mitgesungen zu werden und damit vielleicht auch etwas von der Magie festzuhalten, die die emotional schönen Momente so mit sich bringen. Auch wenn sie dann doch viel zu schnell vorüber sind und wir uns rückblickend wünschen, wir wären wieder jung und sie wären nie vergangen.


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