Girl(s)

"Ich weiß, dass du dich bemühst,
alles wird gut werden,
kleines Mädchen, lass den Kopf nicht hängen,
verliere dein Leuchten nicht,
allles wird gut, kleines Mädchen."
(Girl / Maren Morris, Sarah Aarons, Greg Kurstin)

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, sondern vielmehr eine heiss geführte Diskussion, warum Frauen speziell in der kommerziellen Country Music in den letzten Jahren kaum mehr eine Rolle gespielt haben. Eine Diskussion, die den Finger auf die Wunde gelegt und viele dazu ermuntert hat, weibliche Künstlerinnen wieder mehr in den Vordergrund zu rücken, ganz besonders im Radio.

So mag es ein Zufall sein, aber die Radio (Billboard Country Airplay) Charts vom 13. Juli 2019 (veröffentlicht am 9. Juli) zeigen in den Top-30 überraschend 5 weibliche Künstlerinnen. Das ist immer noch nicht viel, aber mehr als im Schnitt der letzten Monate, wenn nicht gar Jahre. Wobei, wenn man ganz genau sein möchte, dann sind es sogar 7. Darüberhinaus hat Kelsea Ballerini am 9. Juni 2019 die Spitze der Charts mit ihrem Hit 'Miss Me More' nur ganz knapp verfehlt und ist erst auf Platz 2 hängengeblieben. Zeichnet sich hier also doch noch eine Trendwende ab?

Welche Künstlerinnen haben sich also aktuell einen Platz in den Top-30 zu erkämpft?

Auf Platz 29 findet sich Carly Pearce mit ihrem verführerischen Song 'Closer To You', der ersten Single aus einem kommenden, aber noch nicht angekündigten Album. Ganze 33 Wochen hält sich der Song bereits in den Radio Charts, hat mit Platz 28, aber wohl seinen Zenit bereits erreicht. Inhaltlich bietet das Lied nichts Neues, im Gegenteil, mit seiner Suche nach Zweisamkeit im schnellen Auto, irgendwo abseits, im Mondlicht, könnte er auch von einem männlichen Interpreten gesungen werden.
Als Überraschungseffekt ist gegen Ende des Videos kurz der Sänger Michael Ray auf dem Beifahrersitz des Autos zu sehen. Mit ihm ist Carly Pearce seit kurzem liiert.



Einen Rang vor ihr, auf Platz 28 befindet sich das außergewöhnliche Lied 'Somebody's Daughter' von der kanadischen Newcomerin Tenille Townes. Ein obdachloses Mädchen am Straßenrand war der Auslöser für den Song, den sie selbst mit Barry Dean und Luke Laird geschrieben hatte. In ihrer Heimat bereits ein Nummer-1 Hit, ist es in den USA ihre erste, kommerziell erfolgreiche Single. Mit 21 Wochen in den Charts und einer Bestplatzierung von 26 ist da durchaus noch eine Steigerung möglich.



Bereits auf Platz 15 finden sich gleich 3 Frauen, nämlich das Trio Runaway June mit ihrer trotzigen Single 'Buy My Own Drinks'. Bereits 2016 hatten sie mit ihrer Single 'Lipstick' einen ersten Top-40 Hit (Platz 28). Aus der gleichnamigen EP "Runaway June" gelang ihnen in Folge mit 'Wild West' ein weiterer Top-40 Hit (Platz 36). Aber die aktuelle Single, mit der sie festhalten, dass sie nach einer gescheiterten Beziehung keinen Mann brauchen, sondern sich durchaus selbst einen Drink kaufen können, ist nach 38 Wochen in den Charts ihr bisher größter Hit. Und rechtfertigt auch das Erscheinen ihres ersten Albums in voller Länge mit dem Titel "Blue Roses".



2003 hatten der Kölner Musiker Buddy und der Österreichische DJ The Wave mit 'Ab in den Süden' den Sommerhit des Jahres. 2019 legt Carrie Underwood eine pop-rockige Version des Themas vor, das sie gemeinsam mit ihrem Produzenten David Garcia und Josh Miller geschrieben hatte. Herausforderndes Ziel beim Schreiben des Songs war es angeblich, einen Uptempo-Sommer-Party Song zu produzieren, jedoch aus der Sicht einer Frau. Am Ende findet sich da nicht viel Unterschied zu anderen Songs dieser Natur. Aber mit Platz 14 nach nur 11 Wochen in den Charts, hat Carrie Underwood hier zweifellos einen der Country Sommerhits 2019 geschafft.



Ein Song findet sich überraschend in den Top-10, dem man es nach einem sehr zögerlichen Start schon nicht mehr zugetraut hat. Sehr poppig und mit keinem besonders eingängigem Refrain, ist 'Girl' nicht nur der Titelsong vom langerwarteten zweiten Album von Maren Morris, sondern auch der aktuelle Platz 6 in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts. Inhaltlich macht der Song Mut, sich selbst zu vertrauen und sich weder vom Leben noch anderen unterkriegen zu lassen.



Und am Ende finden sich noch 2 weitere Songs mit Frauen-Beteiligung in den aktuellen Top-30.
Da ist Lady Antebellum mit Lead Sängerin Hillary Scott und ihrer potentiellen Comeback-Single 'What If I Never Get Over You' auf Platz 25. Die melancholische Ballade mit dem typischen Lady Antebellum Satzgesang ernet durchwegs positive Kritiken.



Und auf Platz 13 findet sich Brantley Gilbert mit dem Hit 'What Happens in a Small Town', für den er sich die kanadische Newcomerin Lindsay Ell als stimmliche Unterstützung geholt hat, aber auch für ihre anerkannten Künste als Gitarristin.