Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Lass es sein!

"Denn wir wissen beide, es kommt die Zeit -
und ich will nicht schroff oder unfreundlich sein,
aber entweder hab' mich lieb oder lass es sein,
halte mich fest oder lass mich gehen."
(Love Me or Leave Me Alone / Dustin Christensen, Chris Gelbuda)

2012 stürmte der damals 27-jährige Dustin Lynch mit seinem gleichnamigen, ersten Album in die Charts. Ganz gegen den Trend, trug der gutaussehende Musiker mit den stahlblauen Augen, einen Cowboyhut und ein Jeanshemd auf dem Cover. Das schien nicht oberflächlich, denn auch das Album überraschte mit Klängen, die zwar modern, aber unverkennbar Country waren. So erreichte gleich die erste Single 'Cowboys and Angels' Platz-2 sowohl in den Radio (Billboard Airplay) als auch den Billboard Hot Country Song Charts.

Auch wenn die beiden Nachfolge-Singles nicht mehr die Top-10 erreichten, wurde 'Cowboys and Angels' mit Platin für mehr als 1 Mio. verkaufte Einheiten ausgezeichnet, und auch das Album verkaufte mehr als 100.000 Stück. Nicht schlecht für ein Erstlingswerk. Damit war der Weg frei für das Nachfolgeprojekt, das im September 2014 unter dem Titel "Where It's At" erschien. Wesentlich progressiver im Stil, schien es den angesagten Radio-Sound mitten ins Herz zu treffen. Denn alle 3 veröffentlichten Singles kletterten bis auf Platz-1 der Radio (Billboard Airplay) Charts.



Den klanglich eingeschlagenen Weg schien Dustin Lynch dann im Juli 2016 mit der neuen Single aus dem kommenden Album konsequent weiterverfolgen zu wollen. 'Seein Red' war eine beat-heavy, Pop-Rock Produktion, an der sich die Geister zu scheiden begannen. Entsprechend zögerlich entwickelte sich der Song in den Charts. Erst nach rund 30 Wochen (Ende Februar 2017) stand jedoch auch diese Single auf Platz-1 der Radio Charts und immerhin Platz-5 der Billboard Hot Country Song Charts.

Trotzdem schien noch nicht genug Vertrauen seitens des Labels da zu sein, um sich auf ein neues Album einzulassen. Somit folgte eine weitere Single, die zumindest textlich wieder mehr in einfacheren, traditionelleren Country Gefilde zurückkehrte. 'Small Town Boy' erreichte diese Woche (Mitte September 2017) Platz-1 und brachte damit für Dustin Lynch die 5. Single in Serie auf Platz-1 in den Radio (Billboard Airplay) Charts. Nun gab es also endgültig keinen Grund mehr das neue Album zurückzuhalten. Passenderweise wurde es am 8. September 2017 veröffentlicht.

"Current Mood" ist der Titel dieses 3. Albums von Dustin Lynch und knapp 3 Wochen vor dessen Veröffentlichung war bereits ein Song aus dem damals erst kommenden Album erschienen, der die Erwartungen sehr nach oben schraubte. Das exzellente 'Love Me or Leave Me Alone' zeigt Dustin Lynch nicht nur stimmlich unterstützt von Karen Fairchild von Little Big Town, sondern auch emotional verletztlich in einer unerwarteten Ballade.

Karen Fairchild hatte zufällig die Demo-Version des Liedes gehört und war so begeistert davon, dass sie unbedingt Teil des Liedes sein wollte. "Sie bringt das Lied auf ein neues Level", schwärmt Dustin Lynch. "Es ist unglaublich, wie sehr unsere Stimmen zusammenpassen. Manchmal passiert eben Magie, und das war genau so ein Moment." Noch ist nicht klar, ob es die nächste Single sein wird. Man kann nur hoffen, dass es so ist. Alles andere wäre unverzeihlich.



Denn leider bietet der Rest des Albums kaum Alternativen. Eigentlich sollte man an dieser Stelle überhaupt nicht mehr weiter über das neue Album sprechen, sondern sich gewünscht haben, es wäre in dieser Form erst gar nicht veröffentlicht worden. Trotz der in vielen Interviews im Vorfeld versprochenen persönlichen Momente (bei ganzen 7 Songs war Dustin Lynch selbst als Author beteiligt), vermisst man genau diese persönlichen Intimität auf dem Album.

Es sind weniger die Texte (doch selbst da überrumpeln einen oberflächliche Kinderreime wie "the beers are cold, all the women are hot, so p-a-r-t-y, why not"), sondern vielmehr die kalte und sterile Produktion, die mit ihrer Elektronik nie Wärme aufkommen lässt. Als akzeptable Ausnahme lässt sich noch die letzte Nummer des Albums erwähnen, die melancholische R&B Ballade über die Vergänglichkeit am Beispiel eines Sommers, irgendwo auf einer Insel ('Sun Don't Go Down On That').

In einem Interview mit Billboard Magazine legte Dustin Lynch eigentlich schon bedrohlich offen, was man erwarten konnte. Allerdings war da noch die Hoffnung, dass es mehr in Richtung Keith Urban als David Guetta gehen würde. "Ich hatte so viel kreative Freiheit bei diesem Album. Ich wollte einfach nicht ein Album machen, das mehr desselben ist. Ich war in der Vergangenheit erfolgreich und hätte das einfach einfach reproduzieren können. Aber speziell klanglich wurde es eben etwas ganz anderes."

"Es wird eine Herausforderung, wie wir einige der Songs live umsetzen werden. Aber das macht das Leben spannend und abwechslungsreich. Und genau das möchte ich mit meiner Musik machen. Es war nicht mein Ziel, Grenzen zu versetzen, sondern es geschah einfach. Wir werden sehen, wohin uns das führt."

Als Country-, aber wohl auch als Pop-Album kann das nur eine Sackgasse sein.



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