Texas ist der zweitgrößte US-Bundesstaat, sowohl nach Fläche als auch
nach Einwohnerzahl. Um ein Bild davon zu haben:
Texas ist nach Fläche
doppelt so groß wie
Deutschland. Da ist es kein Wunder, dass es speziell
musikalisch eine eigene Szene gibt, die vielfach kaum mit dem Rest der
USA in Berührung kommt. Selbst eine eigene Texas Chart wird wöchentlich
veröffentlicht.
Texas Panhandle ist nicht nur die Bezeichnung für den nördlichsten Teil des US-Bundesstaates Texas (auf der Landkarte gleicht er dem Stiel einer Pfanne), sondern es ist auch Namensgeber für das neue Album von Texas-Legende
Joe Ely: "
Panhandle Rambler".
Der inzwischen 68-jährige Singer-Songwriter
Joe Ely, geboren in
Amarillo,
Texas, gilt als eines der musikalischen Urgesteine von Texas. Sein erstes Album erschien
1977 mit dem einfachen Titel "
Joe Ely", auf dem er Texas Honky Tonk Roadhouse Rock & Roll, oder welche Bezeichnung man auch immer dieser Texas-spezifischen Musik geben mag, präsentierte. Geschichten über einsame, verlorene, nicht aufgebende Charaktere, die den endlosen, zu oft trostlosen Ebenen von Texas entstiegen waren und deren musikalische Einflüsse im Counry, Folk und Rock wurzeln.
Es folgten über 20 Alben, immer wieder
Live-Versionen, Solowerke, sowie Alben als Mitglied der Gruppe
The Flatlanders, zu der
Jimmy Dale Gilmore und
Butch Hancock gehören und die alle paar Jahre ein neues Album aufnehmen. Gegründet wurden
The Flatlanders bereits 1972, sie lösten sich in Folge aber auf, weil ihre Mitglieder Solo Projekte verfolgten.
1998 wurde
Joe Ely gebeten Songs für den
Robert Redford Kinofilm "
Der Pferdeflüsterer" zu schreiben, was zur Neuformierung der
Flatlanders führte.
1995 veröffentlichte
Joe Ely das epochale Album "
Letter To Laredo", über das
Joe Nick Patoski schrieb:
"Er singt von Weite, von Flüssen und Ranches, von glühender Leidenschaft und klagender Einsamkeit, von ferner Sehnsucht und unerfüllter Liebe. Er singt von Wegen, die ihn von den Hochebenen von Texas bis in die düster-geheimnisvollen Flamenco Bars von Spanisch-Andalusien bringen, wo Arabische, Afrikanische und Europäische Einflüsse verschmelzen. Und mehr als einmal quert er dabei den Rio Grande".
Das gewisse Etwas bei "
Letter To Laredo", nämlich das angesprochene spanisch-andalusische Element, steuert der holländische Flamenco Gitarrist
Teye bei. So wird u.a. aus der Ballade über den Kampfhahn '
Gallo Del Cielo', die durch die packende, von
Tom Russel geschriebene epische Geschichte schon glänzt, auch noch ein klangliches Meisterwerk.
Joe Ely hatte
Teye in
Austin kennengelernt und eingeladen am Album mitzuwirken. Auch am nachfolgenden Studioalbum "
Twistin' in the Wind" wirkte
Teye noch einmal mit, allerdings leider nicht mehr so prominent und prägend wie auf
Laredo. Heute stellt
Teye handgefertigte Gitarren her und ist nicht mehr als professioneller Musiker tätig.
Glücklicherweise scheint man
Teye und seine
Flamenco Gitarre aber doch noch einmal für "
Panhandle Rambler" und die Eröffnungsnummer '
Wounded Creek' gewonnen zu haben. Der Song klingt fast wie ein Überbleibsel aus "
Letter To Laredo".
Rambler das erste Album das wieder so intensiv zurückkehrt auf die endlosen Hochebenen von West Texas und Geschichten erzählt. Geschichten, die von den Erinnerungen Ely's eigener Kindheit in diesem Land geprägt sind, wie '
Wonderin' Where', mit dem Bild der im Wind schwingenden Sendemasten der Radiostation, die an den tiefsten Wolken zu kratzen schienen und der Musik, die so unerklärlich aus dem Radio in der Küche kam.
Bilder, die nicht nur die Erinnerung prägen, sondern auch die Landschaft, wie die Ölpumpen in '
Cold Black Hammer'. Auch
Mexiko ist nie weit weg, wenn dezente Akkordionklänge von jenseits der Grenze vom Wind herübergetragen werden, wie auf '
Burden Of Your Load'. Von der Sehnsucht nach etwas besserem erzählt das von einer anderen Texas-Legende (
Guy Clark) geschriebene '
Magdalene':
"Komm mit mir Magdalena,
ich habe genug von all dem selben,
Lass uns nach San Miguel gehen,
lass uns fortgehen, heute nacht.
Um Mitternacht fährt ein Greyhound Bus,
wenn Du mit mir kämst,
davon träume ich,
Komm mit mir Magdalena".
Wer einen stimmungsvollen und etwas nachdenklichen Ausflug in die endlosen Weiten der Hochebenen von West Texas und dem Grenzland zu
Mexiko machen möchte, dem ist das neueste Werk von
Joe Ely nur wärmstens zu empfehlen! Lange genug musste man auf einen Nachfolger zu "
Letter To Laredo" warten.
P.S.:
Joe Ely wurde zum offiziellen Musik-Botschafter des Staates Texas für
2016 ernannt.
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