Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Texas Panhandle

Texas ist der zweitgrößte US-Bundesstaat, sowohl nach Fläche als auch nach Einwohnerzahl. Um ein Bild davon zu haben: Texas ist nach Fläche doppelt so groß wie Deutschland. Da ist es kein Wunder, dass es speziell musikalisch eine eigene Szene gibt, die vielfach kaum mit dem Rest der USA in Berührung kommt. Selbst eine eigene Texas Chart wird wöchentlich veröffentlicht.

Texas Panhandle ist nicht nur die Bezeichnung für den nördlichsten Teil des US-Bundesstaates Texas (auf der Landkarte gleicht er dem Stiel einer Pfanne), sondern es ist auch Namensgeber für das neue Album von Texas-Legende Joe Ely: "Panhandle Rambler".



Der inzwischen 68-jährige Singer-Songwriter Joe Ely, geboren in Amarillo, Texas, gilt als eines der musikalischen Urgesteine von Texas. Sein erstes Album erschien 1977 mit dem einfachen Titel "Joe Ely", auf dem er Texas Honky Tonk Roadhouse Rock & Roll, oder welche Bezeichnung man auch immer dieser Texas-spezifischen Musik geben mag, präsentierte. Geschichten über einsame, verlorene, nicht aufgebende Charaktere, die den endlosen, zu oft trostlosen Ebenen von Texas entstiegen waren und deren musikalische Einflüsse im Counry, Folk und Rock wurzeln.


Es folgten über 20 Alben, immer wieder Live-Versionen, Solowerke, sowie Alben als Mitglied der Gruppe The Flatlanders, zu der Jimmy Dale Gilmore und Butch Hancock gehören und die alle paar Jahre ein neues Album aufnehmen. Gegründet wurden The Flatlanders bereits 1972, sie lösten sich in Folge aber auf, weil ihre Mitglieder Solo Projekte verfolgten.

1998 wurde Joe Ely gebeten Songs für den Robert Redford Kinofilm "Der Pferdeflüsterer" zu schreiben, was zur Neuformierung der Flatlanders führte.

1995 veröffentlichte Joe Ely das epochale Album "Letter To Laredo", über das Joe Nick Patoski schrieb: "Er singt von Weite, von Flüssen und Ranches, von glühender Leidenschaft und klagender  Einsamkeit, von ferner Sehnsucht und unerfüllter Liebe. Er singt von Wegen, die ihn von den Hochebenen von Texas bis in die düster-geheimnisvollen Flamenco Bars von Spanisch-Andalusien bringen, wo Arabische, Afrikanische und Europäische Einflüsse verschmelzen. Und mehr als einmal quert er dabei den Rio Grande".


Das gewisse Etwas bei "Letter To Laredo", nämlich das angesprochene spanisch-andalusische Element, steuert der holländische Flamenco Gitarrist Teye bei. So wird u.a. aus der Ballade über den Kampfhahn 'Gallo Del Cielo', die durch die packende, von Tom Russel geschriebene epische Geschichte schon glänzt, auch noch ein klangliches Meisterwerk.

Joe Ely hatte Teye in Austin kennengelernt und eingeladen am Album mitzuwirken. Auch am nachfolgenden Studioalbum "Twistin' in the Wind" wirkte Teye noch einmal mit, allerdings leider nicht mehr so prominent und prägend wie auf Laredo. Heute stellt Teye handgefertigte Gitarren her und ist nicht mehr als professioneller Musiker tätig.

Glücklicherweise scheint man Teye und seine Flamenco Gitarre aber doch noch einmal für "Panhandle Rambler" und die Eröffnungsnummer 'Wounded Creek' gewonnen zu haben. Der Song klingt fast wie ein Überbleibsel aus "Letter To Laredo". Rambler das erste Album das wieder so intensiv zurückkehrt auf die endlosen Hochebenen von West Texas und Geschichten erzählt. Geschichten, die von den Erinnerungen Ely's eigener Kindheit in diesem Land geprägt sind, wie 'Wonderin' Where', mit dem Bild der im Wind schwingenden Sendemasten der Radiostation, die an den tiefsten Wolken zu kratzen schienen und der Musik, die so unerklärlich aus dem Radio in der Küche kam.

Bilder, die nicht nur die Erinnerung prägen, sondern auch die Landschaft, wie die Ölpumpen in 'Cold Black Hammer'. Auch Mexiko ist nie weit weg, wenn dezente Akkordionklänge von jenseits der Grenze vom Wind herübergetragen werden, wie auf 'Burden Of Your Load'. Von der Sehnsucht nach etwas besserem erzählt das von einer anderen Texas-Legende (Guy Clark) geschriebene 'Magdalene':

"Komm mit mir Magdalena,
ich habe genug von all dem selben,
Lass uns nach San Miguel gehen,
lass uns fortgehen, heute nacht.
Um Mitternacht fährt ein Greyhound Bus,
wenn Du mit mir kämst,
davon träume ich,
Komm mit mir Magdalena".

Wer einen stimmungsvollen und etwas nachdenklichen Ausflug in die endlosen Weiten der Hochebenen von West Texas und dem Grenzland zu Mexiko machen möchte, dem ist das neueste Werk von Joe Ely nur wärmstens zu empfehlen! Lange genug musste man auf einen Nachfolger zu "Letter To Laredo" warten.

P.S.: Joe Ely wurde zum offiziellen Musik-Botschafter des Staates Texas für 2016 ernannt.

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