"Es ist nicht einfach nur ein Lied für mich.
Wer weiß, es könnte ein Leuchtturm sein,
für eine einsame Seele, oder eine Verbindung
die einen Soldaten heimwärts bringt,
oder einfach nur ein Grund, zu tanzen.
Es ist nicht einfach nur ein Lied für mich.
Es tief und ehrlich und eines Tages,
wenn ich nicht mehr bin,
wird ein Teil von mir noch da sein,
wenn jemand nur die Melodie summt.
Es ist nicht einfach nur ein Lied für mich."
(This Ain't Just A Song / T. James, G. Toren, R. Ruthersford)
2001, vor 14 Jahren veröffentlichte die Supergruppe
Alabama ihr letztes Album "
When It All Goes South", ehe sie nach ihrer
Fare Well Tour
2003 bis auf weiteres tatsächlich in den Süden verschwanden und in den vorzeitigen Ruhestand traten. Mit über
70 Mio. verkauften Alben, 200 Preisen und Auszeichnungen (darunter einen Stern am
Hollywood Walk of Fame) und über 40 No.1 Hits ist die Band eine der erfolgreichsten aller Zeiten und lange konnte man sich die Country Music ohne
Alabama nicht vorstellen. Aber über alles wächst irgendwann einmal Gras.
Mit
18. September 2015 ist
Alabama, die Bandmitglieder inzwischen Mitte 60, wieder zurück, wenn auch nur mehr zu dritt. Ihr erstes Album mit komplett neuem Material und dem Titel "
Southern Drawl" versucht den musikalischen Anschluss an heute zu finden, ohne die klassischen Wurzeln des Sounds, der
Alabama groß gemacht hatte, zu verleugnen. Da war selbst ich höchst gespannt, denn
Alabama ist die Band, die mich, wie Tausende andere, zum Country Fan machte.
Wenn eine legendäre Band nach knapp 15 Jahren ein neues Album auf den Markt bringt, sind die Erwartungen natürlich extrem hoch. Entsprechend unterschiedlich sind auch die ersten Kritiken zum neuen Album. Traditionalisten war schon der Titelsong viel zu sehr Bro-Country, anderen bietet das Album zu wenig Neues. Wie heißt es so schön:
Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!
Vom Aufbau erinnert das Album ein wenig an das
Comeback Album von
Garth Brooks aus dem vergangenen Jahr: es beginnt mit dem Titelsong, laut, bombastisch und zeitgemäß. Der Titelsong '
Southern Drawl' fetzt, rockt und groovt, getrieben von einem unverkennbaren
Alabama-Chorus. Dass der Text lediglich den Rythmus mit augenzwinkernden Phrasen unterstreicht, macht den Song zur Zielscheibe von Hasskritiken der Traditionalisten. Ich finde ihn sehr gelungen. Er macht Spass und verleitet dazu, die Leistungsfähigkeit der Boxen auszutesten. Es muß nicht immer tierisch ernst zugehen!
Im übrigen ist er genauswenig representativ für den Rest des Albums, wie es '
Man Against Machine' bei
Garth Brooks war. Hier wie dort, gleitet das Album nach der Eröffnungsnummer in ruhigere Gewässer, und bleibt dem jeweiligen Sound des Interpreten treu, mit dem dieser groß geworden ist.
Das Album "
Southern Drawl" glänzt vorallem durch seine stimmungsvollen Balladen. Etwas das von modernen Country Alben fast gänzlich verschwunden ist. Daneben brilliert Lead Sängers von
Alabama,
Randy Owen. Seine Stimme scheint nicht gealtert. Auch wenn der mehrstimmige Satzgesang von
Alabama nicht mehr ganz so präsent ist wie in den 1980er oder 1990er Jahren, im Zusammenspiel mit
Randy Owen scheinen die Jahre spurlos vorbeigegangen zu sein.
Ausdrucksstark, kraftvoll und doch voller Gefühl, da hat die Band noch Zeit, ehe es ihr so geht wie
Willie Nelson. Denn auch wenn ich
Willie Nelson liebe, mit über 80 hat seine Stimme einfach an natürlicher Kraft verloren und das hört man ihm auch an. Selbst wenn es niemand zugeben möchte.
Die erste Single aus dem Album ist die Ballade '
Wasn't Through Lovin' You Yet', zu der es auch schon ein offizielles
Lyric Video mit sehenswerten Ausschnitten aus der Bandgeschichte gibt. Ein höchst radiotauglicher, moderner Sound und wie ich finde, einer der gelungensten Titel auf dem Album. So muß
Alabama im Jahre 2015 klingen!
Ein weiterer Höhepunkt des Albums ist der Titel '
This Ain't Just A Song'. Eine ebenfalls ruhige Nummer, die festhält, dass ein Lied nicht nur ein Lied ist, sondern vielmehr zum Träger von Emotionen und Erinnerungen werden kann; und vielleicht auch noch dann da sein wird, wenn es der Mensch des Liedes irgendwann nicht mehr sein wird. Ein geradezu testamentarischer Song und rundum gelungen.
Die romantische Liebesballade '
One On One' erinnert an den
Alabama Hit '
Face To Face' aus dem Jahre 1987 in seiner spartanisch-intimen Präsentation. '
Come Find Me' glänzt mit ähnlich simplen Mitteln. '
No Bad Days' motiviert. Denn solange wir noch träumen und atmen können und unser Herz noch schlägt, gibt es keine schlechten Tage. Zwar etwas simplifiziert, aber jedenfalls positiv gemeint.
Unvermeidlicherweise gibt es einen Song über die Amerika. Diesmal sind es die Amerikanischen Bauern ('
American Farmer'). Der Song bietet mehr Tempo und erinnert ein wenig an '
40 Hour Week' aus dem Jahre 1985. '
I Wanna Be There' vermeidet gerade noch die Kitschgrenze in seinen Refrains über heranwachsende Kinder und dem Wunsch, immer für sie da sein zu wollen.
Zu den schwächeren Titeln gehört das zwar flotte, aber inhaltslose '
Hillbilly Wins the Lotto Money', geschrieben von Heath Owen, dem Sohn von
Randy Owen. Dieser hat auch mitgeschrieben an '
Footstompin Music', das mit einer Fiddle-Passage endet, wie sie
Alabama in den 1980ern auf ihren Hitsongs wiederholt eingeführt hatte.
Zusammenfassend ist es für mich persönlich ein sehr gelungenes Comeback Album. Man muss
Alabama Respekt zollen, dass sie sich eigentlich erfolgreich auf den schmalen Grad gewagt haben, der das Verharren im Alten vom sich Verleugnen im Neuen trennt. Hier präsentiert sich keine neue Band
Alabama, sondern die erfolgreichste Country Band aller Zeiten präsentiert einfach ein gelungenes neues Album im Jahre
2015.
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