Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Discovery: Pete Scobell Band

"Die Blätter auf den Bäumen verwelken,
aber sie leuchten noch, bevor sie fallen.
Ich kann nur staunen."
(There's Gotta Be a God / P. Barton, J. Matthews, B. Sanders)

Wenn selbst die 62-jährige Cindy Lauper bekannt gibt, 2016 mit Produzent Tony Brown in Nashville ein Country Album aufnehmen zu wollen, darf einen wohl auch nicht wundern, wenn ein ehemaliger US-Navy-SEAL das ebenfalls macht. Aber die Geschichte des 38-jährigen Pete Scobell und seinem gelungenen ersten Album "Walkin A Wire" ist schon eher eine ungewöhnliche.

Die United States Navy SEALs ist eine Spezialeinheit der US Navy und sie gilt als eine der härtesten der Welt. Ihr Metier ist der Kampfeinsatz zu Luft, Land und Wasser (Sea, Air, Land). Und Pete Scobell aus Texas gehörte ihr seit seinem 19. Lebensjahr an. Nachdem er ursprünglich Profi-Skifahrer werden wollte, damit aber nicht genug Geld verdiente, um leben zu können, ging er zur Navy.

Dort absolvierte er in den folgenden 16 Jahren 6 Kampfeinsätze: 2 im Irak, 2 in Afghanistan, einen beim legendären Befreiungseinsatz des Schiffes "Maersk Alabama" (als "Captain Phillips" mit Tom Hanks verfilmt), sowie Einsätze gegen Al Qaeda im Hindu Kush. Diese Einsätze forderten ihren Tribut und er musste schließlich wegen TBI (Traumatic Brain Injury) in Behandlung.

Dort empfahl man ihm unter anderem es mit Musik als Therapie zu versuchen. Etwas, das ihn eigentlich sein ganzes Leben immer irgendwie begleitet hatte. Aber erst nach einem Ausflug in seine zweite Leidenschaft, das Freeride Skiing, musst er feststellen, dass sich seine Beschwerden wieder verschlimmerten und er begann sich endgültig der Musik zuzuwenden.

2014 entstand der Amerikanische Film über den Afghanistan Krieg mit dem Titel "Hornet's Nest", für dessen Soundtrack Pete Scobell den Song 'For the One’s I Stand Beside' aufnahm. Im Zuge dessen lernte er Wynonna und ihren Ehemann Cactus Moser kennen. Das führte zuerst zur Aufnahme des von Travis Meadows geschriebenen Songs 'Hearts I Leave Behind' im Gedenken an Chris Kyle, dem Clint Eastwood mit seinem Film 'American Sniper' ein höchst kontroversielles Denkmal gesetzt hatte.

Letztendlich landet Pete Scobell nach Einladung von Wynonna in Nashville um dort sein erstes Album aufzunehmen. Und es kam dabei zum Glück kein Werk über Amerikanische Militärhelden heraus, sondern ein ungewöhnlich gelungenes Album, das es sich lohnt anzuhören. "Jeder macht seine Lektionen im Leben, und jeder macht sie woanders. Ich habe eben die meinen bei der Armee gemacht", stellt Pete Scobell fest.

Top Nashville Songwriter wie Dierks Bentley, David Lee Murphy, Rodney Clawson, Ross Copperman und Treavis Meadows liefern anspruchsvolles Liedmaterial. Das wird mit viel Herz & Soul, Rock-Einflüssen und einer leicht rauhen Stimme zum einem Gesamtwerk verarbeitet. Nur zwei Titel sind direkt von den Kriegserfahrungen geprägt, passen aber genauso in andere Lebensumstände. 

Im ersten offiziellen Video 'Wild' geht es um den Verlust eines guten Freundes, der in diesem Fall eben durch den Krieg bedingt war:
"Ich werde Dein Lachen vermissen, ich hielt es nicht aus,
als sie Erde auf Dein Grab warfen,
war es als würden sie es mir ins Gesicht werfen."

Daneben gibt es Lieder über das Leben und die Liebe. Highlights sind zweifellos die ruhige Ballade 'Disappear' im Chris Isaak Stil, die sich mit dem Verlust auseinandersetzt und das schöne 'There's Gotta Be a God', das mit Melodie und Text überzeugt. Rockiger wird es bei 'The Fight' und 'Dive Bar'. In 'Guns & Roses' spielt ein T-Shirt die Hauptrolle.

Ob die Entstehungsgeschichte für Charts Erfolge und Radio Airplay reichen wird, bleibt fraglich. Verdient hätte es sich das Album auf jeden Fall, das natürlich zum Jahrestag von 9/11 veröffentlicht wurde. Reinhören!

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