2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

The Big Revival Tour

"Danke - dass ihr die Musik liebt, dass ihr das Leben liebt,
und uns allen auf der Bühne dieses Leben möglich macht."
(Kenny Chesney)
 (Austin Hargrave)
Alles spricht von rückläufigen CD- und stockenden Download-Käufen. Ein Geschäft, das von der nächsten Generation digitaler Musik überholt wird: dem Streaming a la Spotify. Musik, die jederzeit und überall über das Smartphone zur Verfügung steht. Und das für wenig oder gar kein Geld. Da ist es verständlich, dass die Diskussionen darüber, was den Künstlern am Ende des Tages überbleibt, kein Ende nehmen wollen.

Damit wird Live-Musik so etwas wie die Butter auf dem Brot. Konzerte bringen nicht nur Musiker und Fans zusammen, sondern auch ordentlich Geld in die Kasse. Und das klappt auch zunehmends ohne aktuelle Hits im Radio. Dass die Rolling Stones seit Jahr(zenten) davon leben, ist wohl bekannt. Auch ein Garth Brooks hat mit 1,2 Mio. verkauften Tickets im Jahr 2015 die weltweit erfolgreichste Konzert Tour. Und das ohne einen einzigen aktuellen Radio-Hit!

Im Mai 2014 veröffentlichte das Billboard Magazine eine Liste der Top-25 Live Künstler seit 1990, also der letzten 25 Jahre.

(Anmerkung: Die Reihenfolge wird natürlich am generierten Dollar-Einkommen gemessen, was aus meiner Sicht nicht notwendigerweise den wahren Publikumserfolg widerspiegelt. Die Anzahl der verkauften Tickets würde ich als viel verlässlicheren Beliebtheits- und damit Erfolgspegel sehen, als das eingenommene Geld, das sich halt immer noch recht einfach über den Ticketpreis steuern lässt. Aber das Musikgeschäft ist eben ein Geschäft und da geht es leider am Ende des Tages nur um das eingespielte Geld. Denn so eine grosse Show kostet halt auch wieder Geld, und das muss erstmal verdient werden. Punkt. Ende.)

So generierte die Spitzenposition auf der Liste ein Einkommen von $1,5 Mrd., liegt aber mit 19,7 Mio. verkauften Tickets hinter U2 nur an zweiter Stelle. Trotzdem wird es niemanden wundern, dass der Top-Live Interpret der letzten 25 Jahre die Rolling Stones sind. Auch die folgenden Plätze, nach $ gerechnet, sind mit U2, Bruce Springsteen, Madonna und Bon Jovi keine Überraschung. All das sind internationale Superstars, die ihre Konzerte in jedem Land der Welt spielen und ausverkaufen können. Und sie sind alle seit Jahren im Geschäft.

Die Überraschung liegt wohl eher auf Platz 9, denn dort findet sich mit Kenny Chesney jemand, der noch nie ein Konzert ausserhalb der USA gespielt hat und wohl auch nur wenigen ausserhalb der USA ein Begriff sein dürfte; jedenfalls im Vergleich zu jedem anderen auf der Liste. Und würde man diese Liste nach verkauften Tickets reihen, so wäre Kenny Chesney mit 12,7 Mio. verkauften Karten sogar auf Platz 5 zu finden, noch vor Elton John, Bon Jovi oder Madonna!

Die Big Revival Tour 2015 in Philadelphia (musicrow.com).

Seit 1994 ist Kenny Chesney fast jedes Jahr in den USA auf Tour (lediglich 2 Jahre liess er ohne Tournee verstreichen), wobei die wachsende Nachfrage nach seinen Live Shows auch diese immer größer werden ließen. Und obwohl in den letzten Jahren seine Radiohits seltener wurden, weil auch er mit seinen aktuell 47 Jahren schon zur alten Garde gezählt wird, brach sein Konzerterfolg erstaunlicherweise nicht in gleichem Masse ein.

Kenny Chesney Konzert sind in Amerika zu Institutionen geworden, zu echten Happenings, bei denen man sich lange vor den Shows trifft, auf den Parkplätzen den Griller anwirft und das Bier aus der mitgebrachten Kühlbox holt. Da beginnt die Party auf den Ladeflächen der Pickup Trucks lange bevor die Show selbst beginnt. Ein Kenny Chesney Konzert gehört für viele inzwischen einfach so zum Sommer, wie Sonne und gute Laune. Da prägen sich so manche Erinnerungen ein; und Videos wie das für den Song 'Reality' aus dem Jahre 2011 liefern eindrucksvolle Zeugnisse davon, warum das so ist.

Viele grosse Interpreten, wie ein Jimmy Buffet oder The Greatful Dead oder eben auch die Stones sind so sehr im Unterbewusstsein breiter Bevölkerungsschichten verankert, dass sie erhaben sind über Modetrends und Radioerfolg. Sie wissen, wie sie ihr Publikum unterhalten können, und genau das weiss das Publikum wiederum zu schätzen. Sie haben sich ihren Status erarbeitet und sind respektiert.

Fast alle dieser 25 erfolgreichsten Live Interpreten der letzten 25 Jahre sind nicht mehr in aktuellen Hitparaden zu finden. Das mag sie ärgern oder auch einfach gar nicht mehr interessieren, sie können jedenfalls gut damit leben. So sah es auch für Kenny Chesney bis vor kurzem aus. Ja bis - sein aktuelles Album 'The Big Revival' 2014 erschien und er mit der ersten Single, dem Kenny Chesney-untypischen Sound und Ohrwurm 'American Kids' einen Riesenhit landete.


Plötzlich stand Kenny Chesney wieder ganz oben in den Charts, wurde im Radio gespielt und auch die folgenden Singles gingen an die Spitze der Charts. Und das generierte natürlich zusätzliche Nachfrage, Kenny Chesney auch live zu erleben. Dass er heuer zu bestimmten Terminen noch Jason Aldean oder Eric Church als Co-Headliner präsentierte, war natürlich auch kein Startnachteil.


Die Tournee-Eröffnung im März 2015 fand in Nashville statt und die Nachfrage nach Karten war so gross, dass Kenny Chesney zweimal die Bridgestone Arena ausverkaufte. Und das sind 14.000 Tickets pro Show. 23 Stadion Konzerte stehen auf der aktuellen Tour am Programm. Damit wird Kenny Chesney am Ende des Jahres bereits 113mal in Stadien gespielt haben. Ziemlich unglaublich, nicht nur für einen Country Interpreten.

Deshalb sind seine Shows auch technisch inzwischen grosse Events. Über 50 LKWs mit Ausrüstung sind notwendig um diese Events auf die Bühne zu bringen. Und als glänzendes Marketing-Tool dafür fungiert sein No Shoes Nation TV auf youtube. Durchaus mit viel Liebe und Atmosphäre gedreht liefern diese kurzen Reportagen schon gelungene, wenn auch fast schon zu perfekte Stimmungsbilder rund um die Shows. Die Zeitrafferaufnahmen von den sich füllenden Stadien sind jedenfalls immer wieder höchst eindrucksvoll. Episode 11 zur ausverkauften Show in Philadelphia ist ein perfektes Beispiel, das Lust auf eine Kenny Chesney Show macht.

Im Pollstar Halbjahres-Ranking der weltweit erfolgreichsten Konzert Tourneen 2015 liegt Kenny Chesney mit Einnahmen von $55 Mio. zwar nur auf Platz 9, aber nach Besuchern gerechnet ist die Big Revival Tour, bereits die 6.-erfolgreichste der Welt. Ein sympathischer Künstler, dem inzwischen zu Recht niemand mehr seinen Erfolg neidet.

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