Südstaaten - Akzent

"Mountain Music" (1982) war die erste LP (Vinyl), die ich im kleinen Plattenladen im Ort gekauft hatte. Es war eines der wenigen Alben, die es im Shop gab, das dem Country Genre zuordenbar war. Denn eigentlich war der Shop ja auf Pop/Rock spezialisiert. Aber das Cover und die Band darauf sah nicht nur cool aus, sondern auch die Musik klang so.

In den USA war "Mountain Music" bereits das dritte Album von Alabama für RCA. In kaum 2 Jahren hatten sie 6 Mio. Alben verkauft. Mit ihrem mehrstimmigen Satzgesang, dem pop-rockigen Country Sound und dem Aussehen einer Rock-Band brachten sie nicht nur frischen Wind sondern etwas ganz Neues in das Genre. Und wurden damit schnell so populär, dass sie über das Genre Country hinaus zu einem Begriff in ganz Amerika wurden.

Im Gegensatz zu den bis dahin bekannten reinen Vokalgruppen wie den Oak Ridge Boys oder den Statler Brothers, spielte die Band ihre Instrumente selbst auf der Bühne und meist auch im Studio. Auf ihren Alben fanden sich immer wieder Songs in Überlänge, wie man es eigentlich nur aus der Rock Musik kannte. Bei ihren Konzerten standen sie nicht nur hinter dem Mikrophon, um zu singen, sondern sie präsentierten eine Show. Für eine ganze Generation, mich eingeschlossen, machten Alabama Country einfach cool.

Das Album "Southern Star" (1989), dessen Cover an "Joshua Tree" von U2 erinnert, war die erste CD, die ich kaufte. In den beiden folgenden Jahren konnte ich Alabama dann endlich live (in den USA) erleben. Eines der Konzerte davon war die 10. Ausgabe ihres legendären June Jams. Ein Konzert das jährlich in ihrem kleinen Heimatort Fort Payne in Alabama (10.000 Einwohner) stattfand und dessen Reinerlös einem guten Zwecke zukam. Ein Konzert, das schon mehr ein Festival war, bei dem auch andere Interpreten als Gäste auftraten.

Und an diesem June Jam X 1991 hatten sich 67.000 Fans auf einem Feld in Fort Payne versammelt, um die Superstar Band Alabama live erleben zu können. Früh am Tag begann die Veranstaltung bereits mit Live Musik. Und unter den Interpreten, die hier das Publikum aufwärmten, war ein noch wenig bekannter junger Sänger aus Oklahoma mit dem Namen Garth Brooks. Spät in der Nacht fand das Konzert dann mit einem eindrucksvollen Auftritt von Alabama sein Ende.

2001 erschien mit "When It All Goes South" das letzte Alabama Album. Denn zum Entsetzen so vieler gab die Band ihren Rücktritt bekannt. Es folgte eine 2-jährige Fair Well Tour, dann wurde es ruhig um die 3 entfernten Cousins aus Alabama, Randy Owen (Lead), Teddy Gentry (Bass), Jeff Cook (Gitarre, Fiddle) und den Schlagzeuger Mark Herndon. Und damit auch um eine Karriere, in deren Verlauf Unmengen an Preisen eingeheimst wurden und die Band mit 75 Mio. verkauften Alben zu einer der weltweit erfolgreichsten Musikgruppen aller Zeiten wurde.

Was folgte, war ein wenig erfolgreiches Solo-Album von Randy Owen, 3 durchaus erfolgreiche Gospel-Alben der Band und ein medienwirksamer Rechtsstreit mit Schlagzeuger Mark Herndon. 2011 veröffentlichte Brad Paisley dann seinen Song 'Old Alabama', in dem er nicht nur seine Liebe zur Musik von Alabama demonstrierte, sondern die Band auch dazu brachte, mitzuspielen. Es folgte 2013 ein Tribute-Album "Alabama & Friends", auf dem Alabama-Hits im Duett zwischen Alabama und aktuellen Stars präsentiert wurden.

Und Alabama begann in Folge auch wieder live zu spielen. Natürlich sind sie inzwischen Mitte-60 und die neue Generation kennt ihre Musik kaum mehr. Aber genau das könnte sich vielleicht ändern. Denn am 27. Juli 2015 gab Alabama bekannt, dass das erste Album mit neuem Material seit 2001 kurz vor der Veröffentlichung steht. Was für ein Paukenschlag!

Gitarrist Jeff Cook meint, "dass die Country Musik, die in den Charts war, als Alabama 2001 in den Ruhestand trat, eine ganz andere war, als die heutige". Und fügt hinzu, "Für Fans, die den alten Alabama Sound kennen, wird das neue Album neu und ungewohnt klingen!" Somit sind wir alle begeistert und hoch gespannt, wenn am 18. September 2015 auf BMG das neue Alabama Album mit dem Titel "Southern Drawl" erscheinen wird.

(BMG Chrysalis North America)

Einziger Wehmutstropfen, der bleibt, ist der Tatbestand, dass Alabama 2015 nur mehr zu dritt existiert, weil aus nie ganz geklärten Umständen Schlagzeuger Mark Herndon aus der Band entlassen wurde. Für die meisten Alabama Fans wird Alabama immer aus 4 Mitgliedern bestehen. Man kann also nur mit Bedauern gespannt darauf
sein, wie sich die neue Version von Alabama präsentieren wird.