2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Mädchen

"Ich fühlte mich mutiger im Studio, nach [dem Hit] 'The Middle', denn ich wollte nicht einfach ein Pop Album machen. Ich wollte ein Ich-Album machen. Ich setze mich nicht hin, um ein EDM Album zu machen, oder ein pompöses Pop-Diva Album. Ich möchte einfach nur ein Album machen, das so klingt, wie es in meinem Kopf aussieht."
(Maren Morris / theringer.com, 6. März 2019)

Am 10. April 2019 wurde Maren Morris 29 Jahre. Ein Alter, das man ihr nicht ansieht, wirkt sie rein optisch doch immer noch wie ein Teenager, die sich erst darauf vorbereitet, zur Frau zu werden. Ein Umstand, mit dem sie selbst so ihre Schwierigkeiten zu haben scheint, wenn sie etwa mit überzogener Offenherzigkeit in ihren Outfits versucht, von ihrer äußerlichen Kindlichkeit abzulenken. Andererseits führt das wiederholt dazu, dass dem Publikum, das sie zum ersten Mal sieht, ganz spontan der Vergleich mit Ariana Grande einfällt.

Ähnlich wie bei dem Pop-Superstar identifizieren sich vorallem jüngere weibliche Fans leidenschaftlich mit Maren Morris. Eine Fangemeinde, die jedoch längst viel größer ist und sowohl demografisch, als auch geografisch inzwischen keine Grenzen mehr kennt. Erst 2016 hatte sie sich im Country Genre mit dem Hit 'My Church' aus ihrem ersten Album in voller Länge ("Hero") einen Namen gemacht. Ein selbst geschriebener Song über die Suche nach einem (musikalischen) Zuhause, der wahrscheinlich mehr über den Menschen Maren Morris erzählt, als man auf den ersten Blick glauben möchte.

Gleichzeitig deutete das Album ihre Eigenständigkeit an, indem es Offenheit für stilistische Elemente jenseits von Country mutig in den Vordergrund schob. Und obwohl die Chancen für weibliche Künstlerinnen im Country Radio einen Hit zu landen, auf ein Minimum gesunken waren, erreichte 'My Church' Platz 9 in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts.

Nach '80s Mercedes' (Platz 12) wurde die dritte Single aus dem Album ('I Could Use a Love Song') schließlich zu ihrer ersten Nummer 1 in den Radio Charts. Und auch die vierte und letzte Single aus "Hero", das poppig-freche 'Rich' kletterte letztendlich bis auf Platz 4. Der nächste Schritt in ihrer Karriere geschah jedoch auf eine Art und Weise, mit der niemand gerechnet hatte.

Denn als im Jänner 2018 eine EDM/Pop-Single veröffentlicht wurde, auf der überraschenderweise Maren Morris als Sängerin zu hören war, sorgte das im ersten Moment für Ratlosigkeit. Aber ein halbes Jahr später hatte hatte Zedd mit seiner Single 'The Middle' nicht nur den Namen Maren Morris weltweit bekannt gemacht, sondern gleichzeitig einen der eingängigsten Hits des Jahres 2018 geschaffen (sogar in Österreich stieg die Single bis auf Platz 12 in den Charts). Konsequenterweise wurde der Song (und damit auch Maren Morris) gleich für 3 Grammy Awards nominiert und hält aktuell auf Spotify bereits bei beachtlichen 680 Mio. Streams.

Bereits früh in ihrer Karriere zeigt sich Maren Morris offen für internationale Auftritte und so wird 'The Middle' zu einem sowohl in Australien als auch England mit Begeisterung aufgenommenem Fixpunkt ihrer Shows. Während sich die Zusammenarbeit mit Zedd also zu einem Glücksfall für ihre Karriere entwickelt hattte, fühlten sich viele (traditionelle) Country Fans plötzlich im Stich gelassen. Ihre Hoffnungen auf weitere Songs wie 'My Church' blieben auch unerfüllt, als im März 2019 nach fast 3 Jahren ihr zweites Album erschien.



Der Titelsong und die erste Single aus dem Album ('Girl') befindet sich aktuell auf Platz 14 in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts. Billboard Magazine schrieb: "Mit dieser Hymne an die Eigenständigkeit, macht Morris einen nachdenklichen Blick in den Spiegel, ehe sie sich selbst aufmuntert, nach vorne zu blicken. Der Vibe dabei ist mehr Pop als Country, ein Charakteristikum des ganzen Albums."

Während absolut niemand am gesanglichen Talent von Maren Morris zweifelt, scheiden sich die Geister jedoch am stilistischen Weg, den sie eingeschlagen hat. Zu sehr versucht sie alles auf einmal zu sein, wie pitchfork.com resumiert: "Gesamt gesehen ist es schwer vorstellbar, dass es ein Publikum gibt, dem jede Ecke dieses Albums gefällt. Und noch schwieriger ist es sich vorzustellen, welcher Künstler Maren Morris eigentlich sein möchte."


Maren Morris ist eine Künstlerin der ausklingenden 2010er-Jahre, in der Streaming den Musik-Konsum des Publikums bestimmt. Das Album "Girl" war zur Veröffentlichung das meistgestreamte Country Album und landete damit in vielen Playlists, die sich längst nicht mehr an Genre-Grenzen halten. Gleichzeitig wird Streaming so zum einfach messbaren Barometer der Popularität. Das führt beispielsweise dazu, dass nicht die offizielle Single 'Girl', sondern der Titel 'The Bones' bereits bei doppelt sovielen Streams (50 Mio.) hält und als mögliche, parallele Pop-Single gehandelt wird.

All das ist Grund genug, dass die Plattform YouTube Music in ihrer Serie Artist Spotlight Stories auch eine 15-minütige Dokumentation über die bisherige Karriere von Maren Morris gedreht hat, in der sie selbst, gemeinsam mit ihrem Mann Ryan Hurd zu Wort kommt. Damit bekommt man einen Eindruck von dem, was sie bewegt und was ihr wichtig ist. Fans in Deutschland können sich dieses Wochenende live von ihr überzeugen lassen, wenn sie in Berlin, Köln und Hamburg im Rahmen ihrer GIRL World Tour auftritt.

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