"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)
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"Ich habe kein Problem damit, dass manche Leute meine Musik nicht mögen. Ich mag einige Willie Nelson Platten nicht. Ich mag einige Neil Young Platten nicht. Ich mag einige Bruce Springsteen Platten nicht. Aber ich liebe sie alle dafür, dass sie ein Risiko eingehen. Sie sind bereit ein Album zu machen, dass ihre Vision trägt. Das ist es für mich, was einen Künstler ausmacht." (Jack Ingram / Billboard Magazine, 23. August 2016)
Jack Ingram wurde 1970 in Texas geboren und dort machte er auch die längste Zeit seines Lebens Musik. 1995 erschien sein gleichnamiges, erstes Album, aber es dauerte genau 20 Jahre, bis er über die Grenzen des Bundesstaates hinaus bekannt wurde. 2005 entdeckte das eben erst gegeründete Big Machine Records Label den Sänger, nahm ihn unter Vertrag und gleich die erste Single 'Wherever You Are' kletterte auf Platz 1 Hit in den Billboard Hot Country Songs Charts.
In den darauf folgenden 5 Jahre hatte Jack Ingram zwar nur mehr einen Top-10 Hit, aber er war konstant im Radio und den Charts vertreten. Erst als die Chart-Platzierungen immer schlechter wurden, entschied er, einen Schritt zurück zu machen und sich neu zu orientieren. "Als ich eine Pause und keine Musik mehr macht, sagte ich mir, jetzt hast du die Chance, Luft zu holen. Die Leute haben nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Sie erinnern sich genau an den, der du warst. Aber wenn ich eine längere Pause mache, kann ich sein, wer auch immer ich sein will. Dann kann ich ganz meine Musik machen. Und dann kann damit zum Ausdruck bringen, wer ich [jetzt] wirklich bin und jeder kann selbst entscheiden, ob er mich mag."
Konsequenterweise erscheint sein nächstes Album erst im August 2016. Zu diesem Zeitpunkt ist der Vertrag mit Big Machine Records, das sich Dank TaylorSwift inzwischen zu einem der begehrtesten Non-Major Labels hochgearbeitet hatte, längst Geschichte. So wird das Projekt "Midnight Motel" auf dem kleinen Label Rounder Records veröffentlicht. Unverdienterweise bleibt es ein wenig beachtetes Album, zu wenig kommerziell für Country Radio und die Charts, aber voller brillianter, nachdenklicher Geschichten im Americana Stil. Eine Stilrichtung, die ihn wieder näher zu seinen Texas-Wurzeln zurückführt.
Fast gleichzeitig schlägt das Schicksal zu. Denn genau 3 Monate vor der Veröffentlichung von "Midnight Motel" verstirbt eine der Legenden der Texas Musik Szene im Alter von 74 Jahren an Leukämie. Guy Clark verdiente sich mit seinem Lebenswerk weit über die Grenzen von Texas hinaus Respekt und Anerkennung. Er hatte mehr als 20 Alben veröffentlicht und sein letztes Werk, das dem Gedenken seiner 2012 verstorbenen Frau gewidmet ist ("My Favorite Picture of You", 2013), erhielt 2014 schließlich sogar den Grammy für Bestes Folk Album.
Während seine Alben mit Sicherheit nicht jedermanns Sache sind, weil im oft zu eintönigen, folkigen Songschreiber-Stil, sind seine Texte über alle Kritiken erhaben. So ist es auch der Songwriter in ihm, mit dem er sich seinen Ruhm erwarb. Längst galt es als Qualitätssiegel, wenn sich sein Name als Author zu einem Lied wiederfand. Guy Clark erzählte Geschichten über das Leben. Aber er vergaß dabei auch nicht den Humor, wenn er etwa in seinem Song 'Homegrown Tomatoes' meinte, nur 2 Dinge im Leben könne man nicht kaufen: wahre Liebe und selbstgezüchtete Tomaten.
In einem Artikel des Guardian versuchte sein Weggefährte, der Texas
Singer-Songwriter Ray Wylie Hubbard es so in Worte zu fassen: "Manche
seiner Songs waren so mächtig, wie Sam Peckinpah Filme. Dann hatte er
diese Fähigkeit diese unglaublichen Liebeslieder zu schreiben, die doch so einfach waren, mit dem was sie sagten. Und im nächsten Moment schrieb
er 'Dublin Blues', das einem die die Tränen in die Augen drückt. Wenn man
seine Lieder das erste Mal hört, kann man kaum glauben, wie großartig
sie gemacht sind und gleichzeitig auch so emotional sind."
Einem weiteren Publikum wurden seine Songs jedoch meist durch kommerziellere Aufnahmen anderer Künstler bekannt.
War es in den 1970er Jahren mit Jerry Jeff Walker noch ein später legendärer Künstler der Texas Musik Szene ('Mr. Bojangles'), der den Guy Clark Song über die Flucht aus der Stadt ('LA Freeway') zum Hit machte, so waren es in Folge auch Interpreten außerhalb von Texas, die vermehrt auf Songmaterial von Guy Clark zurückgriffen. Nach u.a. Jimmy Buffett, Bobby Bare, Ricky Skaggs, Rodney Crowell oder The Highwaymen war es zuletzt Kenny Chesney, der 2010 auf einem seiner besten Alben nicht nur einen Song von Guy Clark aufnahm, sondern ihn auch gleich zum Titelsong machte ('Hemingway's Whiskey').
Der Tod von Guy Clark mag der erste Anstoss für Jack Ingram gewesen sein, sich Gedanken über das musikalische Erbe von Künstlern aus Texas zu machen. Künstler, die längst die Grenzen des Bundesstaates hinter sich gelassen haben und zu großteils internationalem Ruhm gekommen sind. So begann sich ein Konzept zu formen, dessen Endergebnis Jack Ingram am 26. April 2019 mit seinem neuen Album der Öffentlichkeit präsentierte.
Das Projekt trägt den Titel "Ridin' High ... again", eine Referenz auf das Album "Ridin' High", das Jerry Jeff Walker 1975 veröffentlicht hatte. Es wurde in 2 Tagen in den Arlyn Studios in Austin, Texas aufgenommen und beinhaltet 13 Songs. Sie bringen eine Live-Atmosphäre mit, die einen unmittelbar in ein Texas Roadhouse versetzen, in der die Musik von der Band auf der Bühne kommt und nicht vom Computer. 6 Songs sind Cover-Versionen von Künstlern aus Texas, die restlichen Lieder hat Jack Ingram selbst, teilweise mit anderen Songschreibern erarbeitet.
Darunter befindet sich 'Were There's a Willie (There's a Waylon)', die augenzwinkernde Übertragung des Sprichworts 'Wo ein Wille, da auch ein Weg' auf die musikalischen Legenden aus Texas: Willie Nelson und Waylon Jennings. Von dort ist es ein kurzer Weg zur Cover-Version von 'Gotta Get Drunk', das Willie Nelson geschrieben hatte. Gemeinsam mit Miranda Lambert, die ebenfalls aus Texas stammt, hat Jack Ingram den Song 'Tin Man' geschrieben und für das Album aufgenommen. 2018 hatte die Miranda Lambert Version die Auszeichnung für den Song des Jahres von der ACM dafür erhalten.
Das Album endet mit einem Cover des sozialkritischen Songs 'Jesus Was a Capriorn', das KrisKristofferson in den 1970er Jahren geschrieben hatte und das Diskrimierung und Vorurteile thematisiert. Meine beiden persönlichen Highlights des Albums jedoch setzen sich mit Guy Clark auseinander.
Da ist das fast 10-minütige 'Sailor & The Sea', das Jack Ingram 2016 in Memoriam Guy Clark geschrieben hatte. Auf Facebook beschreibt er den Aufhänger für den Song, eine Anekdote, die ihm Guy Clark selbst erzählt hatte. Eine Geschichte, in der es um den Hurricane Carla ging, der 1963 Galveston getroffen hatte. Und darum, wie Guy Clark sein Boot soweit wetterfest gemacht hatte, dass er unmittelbar nach dem Hurricane -wie geplant- nach Florida segeln konnte. So wurde das Erlebnis zum Symbol des Nicht-Aufgebens, sich selbst von einem Sturm nicht von seinen gesetzten Zielen abhalten zu lassen.
Gleichzeitig versucht Jack Ingram das Talent von Guy Clark in Worte zu fassen, wenn er auf Facebook schreibt: "Wenn du schon einmal versucht hast, jemandem einen Traum, den du gehabt hast, in nachvollziehbarer Weise zu erklären, dann wirst du erkennen, dass das praktisch unmöglich ist. Aber genau das konnte Guy mit seinen Songs - er konnte etwas in jeder Einzelheit erklären, das aus einem Traum stammte, einem Moment, den nur eine Person gesehen hat - und plötzlich kann es die ganze Welt in lebendigen Farben sehen, besser als das Orginal."
So ist es nicht ganz unerwartet, dass er auch einen der großartigsten Songs von Guy Clark ('Desperados Waiting for a Train') aufgenommen hat. In über 6 Minuten präsentiert er die Geschichte über den alten Mann und den Jungen, die Guy Clark aus seiner eigenen Erinnerung geschrieben hatte. In einer Ausgabe von "Chicken Soup for the Soul" hatte er über die Enstehung des Liedes erzählt: "In dem kleinen Ort in West Texas, in dem ich aufgewachsen bin, führte meine Großmutter ein Hotel. Da wohnte ein Mann, der so etwas wie ein Großvater für mich wurde. Er arbeitete in den Öl-Feldern." "Alle Dinge aus dem Lied sind auch wirklich so passiert, Wort für Wort. Als ich klein war, hat er mich mitgenommen, als ich älter wurde, spielte ich Lieder für ihn und er nahm mich in die kleine Dorf-Bar mit, wo die alten Männer Karten spielten. Manchmal gab er mir Geld und er brachte mir das Autofahren bei. Da habe ich ihn dann heimgefahren, wenn er zuviel getrunken hatte. Als er starb, schrieb ich 'Desperados Waiting for a Train'. Ich musste diesen Song einfach schreiben."
Das Lied vermittelt nicht nur das Gefühl von Abenteuer, das der alte Mann dem Jungen eröffnet, wenn es im Text heißt: unser Leben war wie alte Western Filme, in denen die Banditen auf den Zug warten. Gleichzeitig ist es voller Melancholie über die Erkenntnis der Vergänglichkeit und das Warten auf den Zug wird plötzlich zum Warten auf das Ende.
Eines Tages sah ich auf und er war fast 80, mit braunen Tabakflecken auf seinem Kinn. Für mich ist er einer der Helden dieses Landes, warum nur ist er nur angezogen, wie einer dieser alten Männer?
Ich besuchte ihn am Tag bevor er starb, ich war erwachsen und er war fast verschwunden. So schlossen wir einfach unsere Augen und träumten, und sangen eine neue Strophe zu dem alten Lied: mach dich bereit, der alte Haudegen ist schon unterwegs.
1985 hatten die Highwaymen (Johnny Cash, Waylon Jennings, Kris Kristerofferson, Willie Nelson) einen Top-15 Hit in den Billboard Hot Country Songs Charts mit einer gelungenen Cover-Version dieses Liedes. Sie waren nicht die einzigen, denn eine ganze Reihe anderer Künstler haben diesen Song ebenfalls bereits aufgenommen. Aber 2019 präsentiert Jack Ingram mit seiner Version eine ganz besondere Reminiszenz an das Songschreiber-Genie von Guy Clark und macht ihn damit ein weiteres Stück unsterblich.
"Combs haucht dem Genre Leben ein, indem er konsequent das macht, was Country Fans immer wieder zurückbringt. Anders als Künstler-Kollegen, die auf Pop-Country Crossover Sound setzen. Sein Geschichtenerzählen, seine Authentizität und Bescheidenheit machen ihn zu einem der leuchtendsten Sterne in der heutigen Country Music." (Piper Westrom / riffmagazine.com, 20. Juni 2022)
"Dieser Song ist so ein spezieller Moment für unsere Shows geworden und sooooo viele von euch haben über die Jahre hinweg immer wieder nach einer Version gefragt. Jetzt, am Tag des Starts der THE SPEED OF NOW World Tour gehört sie euch." (Keith Urban / twitter, 17. Juni 2022)
"'Whiskey on You' ist ein draufgängerischer, bombastischer Titel, getrieben von hämmerndem Schlagzeug und einer Rock-Gitarre, die buchstäblich aus den Boxen springt. Wer auf Country mit Power steht, der wird seine Freude an dem Song haben." (James Daykin / entertainment-focus.com, 18. Mai 2022)
"Die Idee entstand 2019 auf einer Reise nach Negril in Jamaika, als die Produzenten The Berman Brothers zum Sonnenuntergang in einer Strandbar saßen und Reggae Musik hörten, während ein Auto vorbei fuhr, das lautstark U.S. Country Songs spielte. Da wussten sie, dass die beiden Welten mit einer Mischung aus verschiedenen Stilen und Kulturen, perfekt zusammenpassen würden." (Laurie Hollabaugh / musicrow.com, 8. Juli 2022)
"Ich sage euch folgendes: es hätte der Beginn der Comeback-Tour sein sollen. Der Segen am Fluch ist, ich könnte mir keine bessere Art vorstellen, die Comeback und Stadion Tour zu beenden, als am großartigsten Ort der Welt zu spielen." (Garth Brooks / Pressekonferenz Dublin, 8. September 2022)
"Die Erde bebte buchstäblich, als Brooks und das Publikum aus 102.000 gemeinsam von ihrer Liebe für Baton Rouge sangen. Das kleine Erdbeben wurde vom LSU [Lousiana State University] Seismographen aufgezeichnet - erst das zweite Mal in mehr als 3 Jahrzehnten, dass das Tiger Stadion ein von jubelnden Fans ausgelöstes Beben registrierte." (Maria Luisa Paul / The Washington Post, 3. Mai 2022)
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