2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Space Force

"Ihr habt unser letztes Video wirklich großartig gemacht. Wir waren wirklich gespannt auf die neuen Konzepte. Aber um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich sagen soll. "OO-Brüder" ist eine Idee, die wir nicht wirklich machen wollen. - Das hier nennt sich "Korn-Brüder". Bestimmt mit Mädchen, die in einem Kornfeld tanzen. Und lasst mich raten: spärlich bekleidet. Hey Jungs, das ist einfach nicht unser Vibe ... "
(Intro zum Shoot Me Straight Video / Brothers Osborne, youtube)

Am 20. April 2018 war ihr langerwartetes zweites Album erschienen und "Port Saint Joe" erntete durchwegs großes Lob für die Brothers Osborne. Zu dem Zeitpunkt war die erste Single bereits 4 Monate lang veröffentlicht, wollte kommerziell aber nicht so recht zünden. Was nicht ganz unerwartet war. Denn mit fast 6 1/2 Minuten Länge und einem für 2018 seltsam fremd wirkenden Gitarren-Jam passt 'Shoot Me Straight' nicht gerade in das aktuelle Chart-Schema. Auch wenn es in der Radio-Version fast auf die Hälfte gekürzt worden war.

So ist die Single nach knapp 30 Wochen in den Charts nur mit Mühe bis in die Top-30 gekommen und höchstwahrscheinlich dabei, sich demnächst wieder zu verabschieden. Trotzdem, oder vielleicht genaus deshalb, gibt es nun noch einen möglichen Anstoß mit dem offiziellen Video zum Song. Und nachdem das Video zum letzten Song ('It Ain't My Fault') bei den CMA Awards 2017 den Preis zum Video of the Year erhalten hatte, steht da schon eine gewisse Erwartungshaltung im Raum.

Darüber hinaus war 'It Ain't My Fault' von beissender Kritik am aktuellen Präsidenten gekennzeichnet und die Brothers Osborne wagten es damit als einige der wenigen Country Interpreten, sich politisch (als nicht konservativ) zu outen. Und wer an dem höchst gelungenen Video seinen Spaß gefunden hat, der wird auch vom neuen Werk zu 'Shoot Me Straight' nicht enttäuscht werden.



Wieder führen Wes Edwards und Ryan Silver Regie. Den Entstehungsprozess beschreiben die Brothers Osborne mit einem leichten Schmunzeln: "Die Idee entstand eigentlich aus dem Umstand heraus, dass wir uns nicht einig werden konnten, wovon das Video handeln sollte. Nach einigen Wochen hin und her, Emails und Konferenz-Calls, Konzepten, etc. beschlossen wir, ein Video genau darüber zu machen. Und es wurde verdammt unterhaltsam!"

Während sich das Video im Kern über oberflächliche Hochglanz-Videos lustig macht (und dabei Anleihen am legendären Kinofilm "Immer Ärger mit Bernie" nimmt), kommt es erneut nicht an Kritik am Präsidenten vorbei. Denn wenn als mögliches Video-Konzept "Space Force" vorgestellt wird, dann lachen Brothers Osborne in Wirklichkeit lautstark über eine Idee, die dem aktuellen Präsidenten der Vereinigten Staaten wohl niemals eingefallen wäre.

Und wenn sie im Vorgespräch zugeben, dass sie, obwohl sie es versprochen hatten, eben doch nicht alles machen würden, was ihnen ihre Regisseure vorschlagen,  dann tun sie das mit der Strategie, die D. Trump bereits nach seinem Treffen mit V. Putin in Helsinki angewandt hatte, nämlich darauf hinzuweisen, dass eigentlich das Wort "nicht" in der doppelten Verneinung gemeint war.

Mit dem Video zu 'Shoot Me Straight' liefern die Brothers Osborne wieder höchst unerhaltsames Musik-Kino und den Beweis, dass Country Music nicht immer automatisch der konservativen Politik anhängen muss. Auch wenn es wohl nicht ausreichen wird, den Song noch zu einem kommerziellen Radio-Hit zu machen. Erfrischend anzuhören ist der Song aber zweifellos auch ohne dieses Prädikat.

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