Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Schmutzige Stiefel

"Ich bin seit dem Morgengrauen auf,
um mir mein Geld zu verdienen.
Die Sonne brennt endlos heiß,
es ist kein Schatten mehr zu finden.
Zwei Reihen noch, dann lass ich's sein.
Dann schalte ich den Traktor ab.
Gib mir eine halbe Stunde, Rasur und Dusche,
dann bin ich schon bei dir.
Meine Stiefel könnten zwar noch etwas schmutzig sein,
aber heute nacht werden wir den Schmutz schon runtertanzen ."
(Dirt on my Boots /Rhett Akins, Jesse Frasure, Ashley Gorley)

Er ist 31 und aufgewachsen auf einer Farm in Nord-Kalifornien. Jon Pardi. Dort begeisterte er sich für Dwight Yoakam und entdeckte über dessen Vorbilder auch Merle Haggard und den Bakersfield Sound von Buck Owens. Fast Music and Loud Guitars beschrieb eine Ausstellung in der Country Music Hall of Fame in Nashville die Musik von Buck Owens. "Wir spielen auch schnell und laut", schmunzelt Jon Pardi, der nun seit 2008 in Nashville lebt. Denn hier will er mit seiner Musik erfolgreich sein und seine Wurzeln dabei nicht vergessen. Jetzt hat er mit dem perfekten modernen Country Song seinen bereits zweiten großen Hit.

Genau diese Wurzeln, Kalifornien und Country Music, sind auf dem aktuellen Cover seines zweiten Albums nicht zu übersehen. Denn "California Sunrise" lautet der Titel und das Outfit mit Cowboy-Hut lässt keine musikalischen Missverständnisse zu. Dabei sticht Jon Pardi damit aus der Garde der heutigen Stars heraus, denn Cowboy Hüte scheinen ein Relikt der 1990er Jahre (oder älter zu sein). Musiker, die aus dieser Zeit kommen, sieht man noch dieser Kopfbedeckung (Tim McGraw, Kenny Chesney oder Garth Brooks), aber seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist sie immer mehr der Baseball Kappe gewichen.

Somit zeigt er stolz, wofür er steht: traditionelle Country Music ohne Kompromisse! Oder vielleicht doch nicht? Auf älteren Songs (wie z.B. bei 'Missin' You Crazy' aus dem Jahre 2012) ist er entweder ohne Kopfbedeckung oder mit Baseball Kappe zu sehen. Also doch nur ein willkommenes Alleinstellungsmerkmal in Zeiten, in denen die traditionellen Einflüsse wieder mehr Hitpotential versprechen?



Unglücklicherweise ist Jon Pardi auf dem Cover-Foto nicht ganzer Größe zu sehen, sondern lediglich bis zu den Knien. Damit kann man leider seine Stiefel nicht sehen, die er angenommenerweise zu Hut und Jeans trägt. Aber wer hätte auch ahnen können, dass seine beiden größten Hits (bisher) aus dem Album etwas mit Stiefeln zu haben werden?

'Head Over Boots' wurde im August 2016 zu seinem ersten Radio Nummer-1 Hit (Billboard Country Airplay Charts). Ein Song mit starken traditionellen Elementen, der von vielen mit der Hoffnung bejubelt wurde, die Wurzeln der Country Music auch wieder zurück in die Charts zu bringen. Bis auf Platz 4 der Billboard Hot Country Song Charts, die alle kommerziellen Elemente, nicht nur Radio, berücksichtigen, gelangte der Hit. Und über 17 Mio. Klicks sammelte das Video dazu auf youtube.



'Dirt on My Boots' ist nun die Nachfolge-Single und dank Streaming und Downloads steht sie nach 21 Wochen in den Billboard Hot Country Song Charts auf Platz 3. Damit scheint der Song bei den Hörern noch besser anzukommen, als im Radio, denn dort hinkt er mit Platz 8 noch etwas hinterher. Sam Hunt auf Platz 1 ('Body Like A Back Road') und Little Big Town auf Platz 2 ('Better Man') sind allerdings auch übermächtige Konkurrenten. 'Better Man' ist dafür aber schon auf dem Weg nach unten und könnte damit für Jon Pardi weiter Luft nach oben schaffen.

Und das kann man dem Ohrwurm durchaus zutrauen, denn selten ist eine so gelungene Fusion von Tradition und Moderne gelungen. Zwar verweist der Text auf die Arbeiterschicht, die am Wochenende ihren Spaß haben will. Aber er vermeidet dabei das generische Party-Thema von Bro-Country, sondern widmet sich vielmehr einer speziellen Frau. Die Stimmung bleibt positiv und macht damit wiederum einen Bogen um die klassische Country Tradition, bei der das Thema vielmehr eine unglückliche Liebe ist, die im Bier ersäuft wird.

In der Instrumentierung ist die Fiddle, eines der klassischsten Country Instrumente, nicht zu überhören. Sie trägt die Melodie, wird aber von einem Rock-Gitarren Solo unterbrochen, ehe sie wieder die Melodie liefert und den Refrain trägt. Darunter gemischt ist ein abgrundtiefer Bass, der den Rythmus des flotten Titels treibt, ohne dabei zu auffällig zu sein. Das Lied kommt auf diese Art und Weise abwechslungsreich rüber. Bei wiederholtem Hören entsteht keine Übersättigung, sondern der Refrain nistet sich als willommener Gast in den Gehörgängen ein.



Mit 23. Februar 2017 wurde nun eine neue Video-Version zum Hit vorgestellt. In schwarz-weiß gehalten, soll sie helfen den Titel ganz nach oben in den Charts zu befördern. Und 'Dirt on My Boots' hätte sich das auch verdient. Zu gelungen ist das Gesamtpaket. Trotzdem wird es der letzte Stiefel-Song aus dem Album sein, auch wenn eine mögliche Nachfolge-Single und weiterer Ohrwurm 'Heartache on the Dancefloor' den Einsatz von Stiefeln auf der Tanzfläche sehr nahelegt ...

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