Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Erlösung

"Auf dem halben Weg nach Hazard, es schüttet.
Ich wünschte, ich könnte nach Hause,
aber es ist nur mehr ein altes, leeres Haus.
Deshalb suche ich mir ein billiges Motel
und eine Flasche Black Label Jack Daniels.
Vielleicht bin ich morgen tot,
aber ich werde nicht zurückschauen."
(Cold / David Tolliver, Chad Warrix, Kris Bergsnes)

Nein, sie sind kein Newcomer Duo und das Album "REDemptiOn", das am 9. Juni 2017 erschienen ist, ist auch nicht ihr erstes. Aber sie möchten damit einen Neuanfang setzen und dorthin zurück, wo sie vor 10 Jahren bereits waren. Denn genau da hatte die Geschichte von Halfway To Hazard so hoffnungsvoll begonnen, ehe sie nur 3 Jahre später für immer zu verklingen schien. Vielleicht versteckt sich deshalb das Wort redo in Großbuchstaben im Albumtitel.

David Tolliver und Chad Warrix waren rund 50 Kilometer voneinander entfernt in der ländlichen Gegend von Kentucky aufgewachsen. Beide zog es in den späten 1990er Jahren nach Nashville, wo sie Bands gründeten. Während Lockenkopf Chad Warrix es mit der Hard Rock Band Sodium sogar zu einem Plattenvertrag brachte, spielte David Tolliver mit seiner Band Dtox Country-Rock in der lokalen Club Szene.

Als Sodium aber keinen Erfolg hatte und sich auflöste, begannen die beiden zusammenzuarbeiten. Sie schrieben Songs zusammen und man wurde zunehmends auf sie aufmerksam. "Wir begannen in diesem Club 3rd&Lindsley zu spielen und es waren vielleicht 5 Leute dort. Dann begann es größer zu werden. 10 Leute die Woche darauf, dann 20 und es ging soweit, dass du nicht mehr bei Tür reinkamst", erinnert sich David Tolliver.

Und es kam wie es kommen musste: eines Tages sprach sie der bekannte Produzent Byron Gallimore an. Ehe sie es sich versahen, hatten sie einen Plattenvertrag bei Mercury Records und arbeiteten mit Byron Gallimore und seinem bekanntesten Künstler, Tim McGraw als Produzenten an ihrem ersten Album. Im Zuge dessen entstand der Gruppenname, der sich nicht nur in der ersten Textzeile des Liedes 'Cold' findet, sondern auch eine geographische Beziehung zwischen den beiden Künstlern herstellte.

Denn Hazard ist ein kleiner Ort in Kentucky mit einem Kino und einigen Lokalen und war daher oft der Treffpunkt für Kids wie David Tolliver und Chad Warrix, die aus der Umgebung kamen, wo es außer ein paar Farmen gar nichts gab. Entsprechend gaben sie ihrem Debütalbum, das 2007 erschien auch den Namen "Halfway To Hazard", oder kurz H2H. Textlich ist das außergewöhnliche Album geprägt durch Geschichten mit bitteren Einblicken in tiefe Gefühlsabgründe. Klanglich ist es Country mit dominanten Rockklängen und einer Power Stimme von Chad Warrix, die mehr Nickelback als Alabama ist.

'Countrified', geschrieben von Meister-Songwriter Jeffrey Steele war einer von nur 2 Songs auf dem Album, den das Duo nicht selbst geschrieben hatte. Kaum ein anderer Titel präsentierte die Rock-Country Mischung so dramatisch, wie dieser und selbst Jeffrey Steele soll die H2H Version über seine eigene Interpretation gestellt haben.



Ihr größter Hit aus dem Album wurde jedoch die Ballade 'Daisy', der immerhin Platz 39 in den Billboard Hot Country Song Charts erreichte. Eine Geschichte über eine große Liebe, die ein tragisches Ende nimmt, als Daisy bei der Geburt des gemeinsamen Kindes verstirbt. Noch tat das ihrem Erfolg keinen Abbruch, denn im Folgejahr waren sie mit Tim McGraw und dem damals noch wenig bekannten Jason Aldean auf Tour und die ACM zeichnete sie gar als Duo des Jahres aus.



Erst als die Nachfolge-Single 'Devil and the Cross' nicht mehr in die Top-40 einzog, ließ das Label sie fallen. So veröffentlichten sie 2009 das Nachfolge-Album "Come On Time" in Eigenregie. Die Dramatik des ersten Albums war nicht mehr da, aber der unverkennbare H2H Sound sehr wohl. Jedoch begannen dunkle Wolken am Horizont aufzuziehen.

Rückblickend sagte David Tolliver: "Zu der Zeit begann ich zu trinken, nur um den Schmerz und das Gewissen zu betäuben, dass ich eigentlich bei meinen Kindern und meiner Frau sein sollte." In einem Versuch, seine Ehe zu retten, entschloss er sich 2010 schweren Herzens dazu, seinen Rücktritt bekannt zu geben. "... Ich möchte allen für ihre Liebe und Unterstützung danken, aber es ist der Zeitpunkt gekommen, in dem ich von H2H Abschied nehmen muss, um ein besserer Mensch, Vater und Ehemann zu sein, etwas, das ich zu sehr vernachlässigt habe."

So wie die eingeschworene Fangemeinde war auch Partner Chad Warrix am Boden zerstört. "Ich habe geweint. Es war etwas, für das wir so hart gearbeitet hatten und jetzt war es plötzlich zu Ende."
Die Ehe ließ sich nicht retten, denn David Tolliver musste sich eingestehen, dass das Problem nicht bei der Musik, sondern bei ihm selbst lag. Aber inzwischen war nicht nur die Ehe, sondern auch die Karriere nur mehr ein Scherbenhaufen.



Beide begannen sich neu zu orientieren. Chad Warrix veröffentlichte eine Solo-Single, David Tolliver machte einen Entzug und begann wieder Songs zu schreiben. Aber nicht nur die Fans, sondern auch Tim McGraw hatte sie nicht vergessen und motivierte sie persönlich, einen Neustart zu machen. Das war Ansporn genug, im Frühjahr 2015 die Wiederauferstehung von H2H bekannt zu geben.

Im September 2015 folgte mit 'Heaven on Down the Highway' die erste neue Single. Langsam begann man wieder in kleinen Clubs zu spielen und an weiterer neuer Musik zu arbeiten, auch wenn die erste Single praktisch ungehört blieb. 2016 folgte der Song 'American Outlaw' über die historische Figur des Banditen "Bad Tom" Smith, der am Galgen endete. Die erste Tour nach dem Neubeginn erhielt den Namen Redemption und nahm damit den Namen des kommenden Albums vorweg. Es sollte eine Erlösung bringen.

Am 9. Juni 2017 war es dann endlich soweit. Ohne große Vorankündigung und großen Medienrummel wurde das neue Halfway To Hazard Album veröffentlicht. "REDemptiOn" enthält 10 Songs, die immer noch unverkennbar nach H2H klingen. Auch wenn der Biss und die Dramatik des ersten Albums unerreicht bleiben. Aber die beiden haben die emotionalen Turbulenzen ihrer Jugend hinter sich gelassen und sind in ruhigere Fahrwasser gekommen. So ist die erste Single 'Meet Me In Vegas' eine ins Ohr gehende Ballade über einen Hochzeitsantrag.



"REDemptiOn" ist ein gelungener Neuanfang für ein Duo, das ähnlich wie Big & Rich ihre Sturm-und-Drang Zeit hinter sich gelassen haben und mit ihrer neuen Musik endgültig mehr Country als Hard Rock sind. Trotzdem bringen sie etwas Unverkennbares ein und das Album geht mit jedem Hören mehr ins Ohr. Ich wünsche Ihnen damit den Erfolg, den sie schon viel früher erleben hätten können, wenn das Leben nicht anders gespielt hätte.

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