2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Reich und unglücklich!

"Wir sind zu jung, bis wir zu alt sind,
wir verlieren uns auf dem Weg zu unseren Träumen.
Wir erklimmen die Leiter, aber die Leiter wird immer höher.
Genug ist nie genug, zuviel ist nie zuviel.
Wir sind nicht glücklich, bis wir reich und unglücklich sind."
(Rich and Miserable / Jesse Frasure, Shane McAnally, Josh Osborne)

Kein Werbeslogan könnte das Image, das Kenny Chesney verkauft, so treffend zusammenfassen, wie der Titel seiner aktuellen Single: 'Bar at the End of the World'. Seit Menschengedenken liegt das Ende der Welt jenseits eines Ozeans. Ein Ort, den man nur mit einem (Segel-)Schiff erreichen kann. In einer Reise, die einen weit weg bringt aus dem hier und jetzt, weg vom Mühsal des täglichen Schuftens.

Direkt ans Ende der Welt, wo eine Bar wartet, in der man entspannen kann, die Getränke nie ausgehen und wo vielleicht auch die eine Person wartet. "Wir lassen uns den Weg von den Sternen weisen, wir brauchen keine Uhr, wir setzen die Segel und ich kann dich dort sehen, den Wind im Haar." Der Song ist die dritte Single aus dem aktuellen Album "Cosmic Hallelujah" und reich an Formulierungen, die Bilder von Strände, Meer und Fernweh erzeugen. Vielleicht gibt es deshalb kein Video dazu.

Dabei hätte es kommerziell sicherlich geholfen, denn der Single scheint knapp vor den Top-10 die Luft auszugehen. In den Billboard Hot Country Song Charts fällt sie aktuell von Platz 17 auf Platz 19, lediglich in den Billboard Country Airplay Charts klettert sie noch von 12 auf 11 nach oben.

Vergangene Woche hatte die Satellitenstation SiriusXM begonnen, kryptische Andeutungen über ihre Webseite und Twitter zu schalten. Darin wurde etwas Besonderes für den 28. April 2017 angekündigt. Kurze Videoausschnitte ließen nicht erkennen, was genau da kommen sollte. Bis zuletzt blieb verborgen, was dann tatsächlich kam - nämlich die Weltpremiere eines neuen Kenny Chesney Videos!

Allerdings war es nicht das vielleicht doch noch erwartete Video zur Single 'Bar at the End of the World', sondern völlig überraschend die visuelle Dimension zu einem anderen Lied aus dem aktuellen Album. Nämlich dem stylisch-modern produzierten, sozialkritischen Song 'Rich and Miserable'.



Das ist aus mehreren Gründen höchst bemerkenswert. Neben dem neuen Konzept, die Promotion für das Video über einen Satellitenstation zu fahren, scheint die Motivation dazu im ersten Moment nicht nachvollziehbar: warum kein Video zu 'Bar at the End of the World'? Warum eines für 'Rich and Miserable'? Wird das nun schon die neue Single sein? Dazu erklärt Kenny Chesney:

"Für mich findet sich auf einem Album soviel mehr, als nur das was das Radio daraus spielt. Bestimmte Songs sollten die Menschen einfach trotzdem zu hören kriegen. Und 'Rich and Miserable' spricht soviele der Dinge an, die wir vorgesetzt kriegen, die man uns verkaufen möchte - darüber was uns glücklich macht, oder vielmehr, von dem wir glauben sollen, dass wir es brauchen und davon, was von uns erwartet wird."

"Ich wollte, dass diese Botschaft nicht untergeht. Deshalb entschieden wir uns, für die aktuelle Single kein Video zu drehen, sondern anstelle dessen dieses hier zu machen. Wissend, dass es keine Single sein wird, ist das Video rein dazu gedacht, auf das Thema aufmerksam zu machen. Und wir hoffen, dass es dazu beiträgt, sich darüber Gedanken zu machen."




Eigentlich gab es ja bereits ein Video zu dem Song. In schwarz-weißen gehalten und vor dem Hintergrund von New York City gedreht, war es im Oktober 2016 erschienen. Und hatte schon damals Anlass zu Spekulationen gegeben, ob es die neue Single begleiten würde. Rund 6 Monate später stellt Kenny Chesney nun ein neues Video vor, das nicht nur ihn selbst zeigt, sondern das Thema des Songs in eine überraschende Alltagssituation stellt.



Dafür konnte mit John McGinley ein bekannter Schauspieler gewonnen werden, den man u.a. aus der Serie Scrubs kennt.  "Als ich John anrief, um ihn zu fragen, ob er die Rolle für mich machen wollte, sprachen wir lange darüber, worum es in dem Lied geht", erzählt Kenny Chesney. "Er sagte zu mir, er verstehe, warum mir das Lied so wichtig ist. Und beide fühlen wir die Dinge, die er in seiner Rolle im Video anspricht. Ich denke, wir alle sollten uns darüber Gedanken machen."

In seiner Rolle als Universitätsprofessor beginnt John McGinley mit den Worten: "Reich und unglücklich. Ist das ein Oxymoron?", ehe er seine Studenten auffordert, ihre Sichtweise zum Ausdruck zu bringen. Das Videokonzept erinnert ein wenig an das erst kürzlich erschienene Video von Garth Brooks anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von 'We Shall Be Free', in dem er Menschen ihre positiven Assoziationen zur Bedeutung des Liedes zusammenfassen lässt. Allerdings ist 'Rich and Miserable' vielmehr ein Movie.



Mit dieser Veröffentlichung zeigt Kenny Chesney, das er längst über mehr nachdenkt, als den nächsten Karibikstrand. Nach 'Noise' ist es bereits das zweite sozialkritischen Lied aus dem aktuellen Album (und übrigens auch seiner Karriere). Aber bei diesem Projekt stimmt auch einfach alles.

Ich denke, es ist nie zu früh, sich über die Dinge im Leben Klarheit zu verschaffen, die wichtig sind. Es mag zwar eine alte Weisheit sein, dass man Geld nicht essen kann, aber man kann Kenny Chesney nur applaudieren, dass er uns so leidenschaftlich und gleichzeitig unterhaltsam über dieses Thema zum Nachdenken bringen möchte.


"Als ich 'Rich and Miserable' hörte, war mir sofort klar, dass das ein wichtiges Stück Musik ist, das die Menschen hören sollten", sagt J.R. Schuman, Programmdirektor bei der Satellitenstation SiriusXM.

Und Kenny Chesney fügt hinzu: "Manchmal, wenn dir die Musik und das was sie sagt, so wichtig ist, dann mußt du so ein Projekt einfach machen. Ich liebe das Video, das was John sagt, die Reaktion jedes Studenten darauf - und jedes einzelne Wort, das auf die Tafel geschrieben wird. Nichts würde mich mehr stolz machen, als wenn die Menschen über ihr eigenes Wort nachdenken würden. Und wenn du dir das Video jetzt anschaust, um herauszufinden, wovon ich spreche, dann lass die Reise damit beginnen. Welches ist dein Wort? Sag es mir."

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