Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Glückliche Menschen?

"Das Leben ist kurz,
und die Liebe ist selten.
Und wir verdienen es alle,
glücklich zu sein, solange wir hier sind."
(Happy People / Lori McKenna, Hailey Whitters)

Schon am 24. Februar 2017 war das aktuelle Album "The Breaker" von Little Big Town erschienen. Rund 2 1/2 Jahre waren seit ihrem Meisterwerk "Pain Killer" verstrichen. Das heißt, wenn man die kaum beachtete und von Pharrell Williams produzierte EP "Wanderlust" nicht berücksichtigt. Mit perfektem Timing war zur gleichen Zeit die Vorab-Single 'Better Man' auf Platz 1 der Billboard Hot Country Song Charts angekommen.

Bis heute kann ich mich nicht mit dem Album anfreunden, obwohl es von allen Kritikern hochgelobt wurde ("Von Anfang bis Ende ist es eine Sammlung voll ansteckender Melodien, ansprechender Texte und positiver Stimmung."). Ja, Jay Joyce hat es wieder produziert und man kann den Versuch erkennen, die Gruppe in neuem Licht zu präsentieren. Sowohl Balladen, als auch Uptempo Songs sind da und auch textlich gibt es genug Ansprechendes, um sich darin vertiefen zu können.

Trotzdem bewegt sich fast alles nur auf Mittelmaß. Wenig bleibt selbst nach wiederholtem Anhören hängen. Vieles plätschert einfach beim einen Ohr rein, hört sich unauffällig nett an, plätschert beim anderen Ohr wieder raus - und ist fort. Weichgewaschen, ohne Kanten und Ecken präsentieren sich die ABBA der Country Music mit diesem Album. 'Better Man' bleibt wahrscheinlich das Beste, was es zu bieten hat. Hier passen Emotionen und Melodie, sodass man es wiederhören möchte.



Ebenfalls erwähnenswert sind die Balladen 'The Breaker' über eine zerbrochene Liebe aus Sicht desjenigen, der sie zerbrochen hat, sowie 'When Someone Stops Loving You', die einen Resignation und Schmerz nachempfinden lässt. Der ebenfalls hängenbleibende Gegenpol ist das laute 'Rollin', das mit stampfenden Gitarren und durckvollem, fast gospelartigem Gesang die Lethargie des Albums ein wenig unterbricht.

Ich finde Balladen großartig und es unendlich schade, dass sie die vergangenen Jahre so gut wie völlig aus den Charts und auch von den meisten Alben verschwunden sind. Das Album "The Breaker" beinhaltet zu einem großen Teil Lieder, die man der Balladen-Kategorie zuordnen könnte. Aber dann vielleicht auch doch nicht, denn die Gleichförmigkeit der Produktion lässt einen dann wieder an Midtempo Fahrstuhl Musik denken.



Und das ist vielleicht das Problem: irgendwie lässt sich das Album nicht fassen und rinnt einem wie feiner, weißer Sand immer wieder durch die Finger. Und am Ende steht man da damit leeren Händen. Dabei ist es ein wirklich bemühtes Album, das auch textlich versucht, in die Tiefe zu gehen oder neue Themen aufzugreifen. Aber selbst der vielversprechende Song 'Don't Die Young, Don't Get Old' entwickelt sich nicht über ein Liebeslied mit interessantem Titel hinaus.

Die aktuelle Single 'Happy People' verschreibt die positiven Eigenschaften eines Menschen als Rezept zum Glück. Ein Ansatz, der uns motiviert, das Glück in uns selbst zu finden und es ausnahmsweise nicht ausschließlich höheren Gewalten zuschreibt. Niemand geringerer als Lori McKenna hat diesen Titel geschrieben. Ihr verdankt Little Big Town ihren bisher größten Hit 'Girl Crush', ebenso wie Tim McGraw einen der großartigsten Songs der vergangenen Jahre: 'Humble and Kind'.

Aber für einen guten Song oder gar einen Hit reicht in den wenigsten Fällen ein guter Text. Denn den könnte man ja auch als Gedicht oder Kurzgeschichte lesen. Mindestens ebenso wichtig ist Melodie und musikalische Umsetzung. Und beides kommt bei 'Happy People' viel zu kurz. Ohne Höhen und Tiefen tänzelt das Lied dahin. Selbst in der Live-Performance für die Today-Show scheint die Band gelangweilt. Wahrscheinlich muss man den Titel noch viel öfter hören, um sich mitgenommen zu fühlen. Aber ich fürchte, dann hat er längst schon zu nerven begonnen. Wie schade ...



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