Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Bring mich durcheinander

"Lass mich meine Gitarre um 2 Uhr nachts hervorholen.
Lass mich glauben, dass jedes Scheinwerferlicht, das ich sehe,
zu einem Auto gehört, in dem du sitzt.
Ruf mich an und leg wieder auf,
lass mich rätseln, was verdammt nochmal du tust."
(Mess Me Up / Shane McAnally, Ross Copperman, Ashley Gorley)

Im September 2012 war 'Every Storm (Runs Out of Rain)' erschienen. Als der Song Anfang des Jahres 2013 die Nummer-1 sowohl der Billboard Country Airplay Charts als auch der Billboard Hot Country Song Charts erreichte, wurde er damit zum kommerziell größten Hit der langen Karriere von Gary Allan. Das nachfolgende Album "Set You Free", auf dem der Titel enthalten war, wurde daraufhin ebenfalls Anfang 2013 veröffentlicht.

Aber keine der beiden Nachfolge-Singles aus dem Album schafften es mehr in die Top-20. Unvermeidlicherweise wurde es daraufhin wieder still um den inzwischen 49-jährigen, charismatischen und vom Schicksal gebeutelten Kalifornier. Niemand kennt den Schmerz so gut, wie Gary Allan, dessen dritte Ehefrau 2004 Selbstmord begangen hatte. Ein für Gary Allan traumatisches Erlebnis, das sich in den darauffolgenden Jahren intensiv in seiner Musik niederschlug.

So machte er sich 'Best I Ever Had', eigentlich eine Cover-Version, so zu eigen, dass man sich der Gänsehaut nicht erwehren kann, wenn man ihn hört (und auf den Text achtet). Und in der Live-Version (aufgenommen im House of Blues), die auf der Deluxe-Version des Albums "Get Off on the Pain" enthalten ist, trifft diese Intensität im Zusammenspiel mit dem Publikum noch direkter ins Herz.
"Nun bist du also entschwunden in den grauen Morgen.
Und ich muss hier bleiben, wie eintönig kann Liebe sein.
War es das, was du wolltest?
Kann es sein, dass ich verflucht bin?"



Es dauerte bis 2015, dass Gary Allan wieder neue Musik an die Öffentlichkeit bringen durfte. Die überraschend im ungewohnten R&B Sound gehaltene Single 'Hangover Tonight' sollte Vorbote eines demnächst erscheinenden Albums sein. Ein Album, das -wenn man den Andeutungen damals Glauben schenken durfte- bereits fertig aufgenommen war und nur mehr auf eine Veröffentlichung wartete.

Aber 'Hangover Tonight' brachte nicht den erhofften Erfolg, sondern stürzte völlig ab. Platz 41 in den Radio Charts (Billboard Country Airplay Charts) war das höchste der Gefühle. Auf dieser Basis veröffentlicht heute kein Major Label mehr ein neues Album. Auch wenn MCA Nashville in dieser Hinsicht als besonders schwierig gilt. Oder ist es einfach mangelndes Vertrauen in die eigenen Künstler?



So ging das Jahr 2015 dahin und Gary Allan konnte seine Fans nur vertrösten, dass das Album nochmal überarbeitet wurde. Eine tragische Situation. Denn ohne neue Musik verschwindet der Künstler aus dem Radio und aus der Wahrnehmung des breiten Publikums. Das wiederum wirkt sich letztendlich nicht nur auf den finanziellen Erfolg, sondern auch auf das eigene Selbstvertrauen aus.

2016 gab es einen erneuten Versuch mit der Single 'Do You Wish It Was Me?'. Stilistisch wieder mehr Gary Allan, als 'Hangover Tonight', war es eigentlich ein ansprechender Song, der sich auch einen kommerziellen Erfolg verdient hätte. "Es ist eines der Lieder, in denen du andauernd überlegst, ob der andere an dich denkt, nachdem die Beziehung auseinandergegangen ist", sagte Gary Allan, der den Titel mit Jonathan Singleton und Andrew Dorff geschrieben hatte.



Aber das kommerzielle Ergebnis war niederschmetternd, denn der Titel schaffte es nur mehr mit Mühe auf Platz 57 der Radio Charts und tauchte in den Gesamtcharts (Billboard Hot Country Song Charts), die auch das Konsumverhalten berücksichtigen, gar nicht mehr auf. Im Übrigen war der Song auch monatelang außerhalb der USA gar nicht verfügbar.

Nun gibt es einen möglicherweise letzten Versuch mit der am 19. Mai 2017 erschienen, neuen Single 'Mess Me Up'. Nocheinmal werden schwere Geschütze aufgefahren, denn der Song ist von 3 der erfolgreichsten Songwritern geschrieben, die Nashville aktuell zu bieten hat: Shane McAnally, Ross Coppeman und Ashley Gorley. Sie haben versucht, das Gefühl der zunehmenden Unsicherheit und Verzweiflung im Zuge des sich breitmachenden Bewußtseins einer zerfallenden Beziehung in einen Song zu gießen.

"Ich war ein Fan des Liedes, vom erstem Moment an, als ich es hörte. Es klang wie ein Lied, das ich geschrieben haben könnte - oder wünschte es geschrieben zu haben", betonte Gary Allan gegenüber Rolling Stone Country. Das zugehörige Lyric Video verarbeitet Aufnahmen seiner Konzerte. Regie führte dabei Stephen Sheppard, der unter anderem bereits für das Konzert Special "Gary Allan: Live From the House of Blues" verantwortlich zeichnete, aus dem auch die oben erwähnte Live-Version von 'Best I Ever Had' stammt.

Anmerkung: Leider ist dieses Konzertvideo nirgends mehr erhältlich und auch die auf youtube vorhandenen Songs sind nicht mehr abrufbar.

'Mess Me Up' ist eine verzweifelte Power-Ballade, die den unverkennbaren Stil von Gary Allan trägt und ich wünsche ihm, dass sie den Erfolg bringt, der notwendig ist, damit wir doch wieder ein ganzes Album von ihm zu hören bekommen. Man kann jedenfalls nur hoffen, dass die zugehörige Promotion besser läuft als auf dem Österreichischen itunes Store, wo man die Single zwar erwerben kann, aber nur, wenn man lange genug sucht.

Denn schlampigerweise wird dort zum heutigen Tag der Name des Künstlers falsch geschrieben. Und so wird aus Gary Allan ein Gary Allen und die neue Single erst gar nicht korrekt zugeordnet. Ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig Aufwand und Sorgfalt in dieses Verkaufswerkzeug gesteckt wird. Über dessen Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität sollten wir lieber erst gar nicht sprechen. Schließlich stammt es ja nur von einem der reichsten Konzerne der Welt, der sich modernste Technologien auf die Fahnen schreiben lässt ...



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