Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Sternenfeuer

"Es fällt schwer sich an das Leben zu erinnern,
bevor du ins Bild gekommen bist.
Ich war eine traurige Mona Lisa in einem schiefen Rahmen,
am Bahnsteig stehend, auf meinen Zug wartend."
(Before You Called Me Baby / Caitlyn Smith, Matt Jenkins)

Fast ein ganzes Jahr hat es von der Ankündigung bis zur Veröffentlichung gedauert. Aber seit dem 19. Jänner 2018 ist das erste Album in voller Länge von Caitlyn Smith erhältlich. Es trägt den Titel "Starfire", benannt nach dem dritten Titel auf dem Album. Er war schon für die EP aus dem Jahr 2016 titelgebend und steht auch thematisch für die Songschreiberin und junge Mutter, die es wie der Text im Lied nicht zulassen will, dass ihr Feuer erlischt.

Ein sich wehren gegen das Aufgeben, das in ihrem Song 'This Town Is Killing Me' so resignierend greifbar wird. Sich einen Namen machen, unter unzähligen anderen talentierten Künstlern. Und seinen Platz finden, in einer Musikwelt, die immer noch in Genres unterteilt ist. Zu oft hat sie sich gefragt, ob es wirklich ihre Bestimmung war, Musik zu machen. Aus Minnesota war sie nach Nasvhille gezogen, wo sie sich als Songschreiberin wohlfühlte, und wo auch bald der Erfolg kam, als u.a. Mehgan Trainor im Duett mit John Legend einen Top-10 Pop Hit mit 'Like I'm Gonna Lose You' hatten.

Aber der nächste Schritt, von der Songschreiberin zur Interpretin wollte nicht gelingen. "Niemand wusste, was er mit mir als Künstlerin anfangen sollte. Ich passte zuwenig in eine der Schubladen, die es gibt. Ich war schon immer etwas anders." Songwriter in Nashville zu sein, bedeutet längst nicht mehr auch automatisch in das Country Genre zu passen. Entsprechend ging der Titelsong aus dem neuen Album 'Starfire' Ende 2017 als Single an AAA-Radio Stationen, eine Abkürzung für Adult Album Alternative. Ein Auffangbecken für Musik, die ursprünglich aus dem Rock Genre kam, und die zu einem Format abseits von Hitparaden wurde, in dem man vorwiegend Album Tracks spielte. Heute findet sich dort vieles, das sich sonst nicht zuordnen lässt.



Wie vielleicht auch ein Großteil von "Starfire".  Aber noch lebt und arbeitet Caitlyn Smith in Nashville und das Genre würde eine große Chance verpassen, diese großartige Künstlerin ziehen zu lassen. Eine Künstlerin, die nicht nur Lieder zu schreiben vermag, die emotional und berührend sind, sondern auch Geschichten zu erzählen weiß, ohne dabei auf eingängige Melodien zu vergessen. Wie sonst kann ein Lied über die Atmosphäre in einem Lokal entstehen, das den unzweifelhaften Titel 'Scenes from a Corner Booth at Closing Time on a Tuesday' trägt?

Caitlyn Smith lässt sich nicht einengen, weder textlich noch stilistisch, wie auch bei dem Titel 'East Side Restaurant', über das die New York Times schreibt: "... ein Walzer, der anfängt wie ein französisches Chanson und sich dann zu einem orchestralen Höhepunkt aufbaut, und damit eine Trennung zu einer Tragödie macht." Garth Brooks hat ihren Song 'Tacoma' für sein Comeback Album 2014 aufgenommen. Am 15. Jänner 2018 veröffentlichte Caitlyn Smith ein neues Video dazu und präsentierte den Song eine Woche später live bei der Today Show im Amerikanischen Fernsehen.



Was "Starfire" so großartig macht, ist aber nicht nur der Inhalt, sondern auch die Präsentation durch die Künstlerin. Caitlyn Smith hat die seltene Gabe, nicht nur eine großartige Stimme zu besitzen, sondern diese auch so facettenreich einsetzen zu können, dass man gebannt an ihren Lippen hängt. Das reicht vom zerbrechlichen 'Cheap Date' zum dramatisch, bluesigen 'Contact High', das sie am 17. Jänner 2018 bei Jimmy Fallon in der Tonight Show so mitreissend präsentierte.



Es fällt schwer, einen Schwachpunkt auf dem Album zu finden. Entsprechend groß ist das Lob, das der Künstlerin mit der Barbra Streisand Nase von allen Seiten zuströmt. Stilistisch schwer einzuordnen, irgendwo zwischen Mary Chapin Carpenter, Adele oder Sia, wie die New York Times schreibt. Es bleibt abzuwarten, wo bzw. in welchem Genre sie ein Zuhause finden wird. In den Herzen vieler Zuhörer hat sie es jedoch zweifellos bereits gefunden.

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