Sie will heiraten

"Ich werde meinen schwarzen Anzug tragen, schwarze Krawatte,
werde mich ganz hinten verstecken.
Ich werde einen tiefen Schluck Whiskey nehmen,
direkt aus der Flasche.
Ich werde versuchen, es ohne Tränen zu schaffen,
damit es niemand sieht.
Ja, sie will heiraten."
(Marry Me / Thomas Rhett, Jesse Frasure, Ashley Gorley, Shane McAnally)

Urteile niemals nach dem Äußeren, denn der zweite Blick offenbart so manche Überraschung! Das fällt einem zweifellos zur aktuellen Single 'Marry Me' von Thomas Rhett ein. Es ist bereits die dritte Single von seinem sehr persönlichen Album "Life Changes", das am 8. September 2017 erschienen und gleich sowohl auf Platz 1 der Billboard Top Country Albums Charts, als auch der Pop Charts (Billboard 200) eingestiegen war.

Beide Vorgänger-Singles, 'Craving You', das Duett mit Maren Morris, als auch 'Unforgettable' erreichten Platz 1 der Radio (Billboard Country Airplay) Charts. Genaugenommen ist 'Unforgettable' noch gar nicht so richtig verglüht, sondern beginnt erst den Abstieg von der Chartspitze (aktuell Platz 8 in den Radio Charts und Platz 10 in den Billboard Hot Country Songs Charts). Aber da die aktuelle Single 'Marry Me' so rasch nach oben geschossen ist, hat Thomas Rhett aktuell sogar 2 Top-20 Hits gleichzeitig in den Charts ('Marry Me' ist auf Platz 18 in den Radio Charts und bereits auf Platz 2 in den Billboard Hot Country Songs Charts).

Was also erwartet man von einem Song, dessen Titel fast so lautet, wie ein Hitsong seines Idols Bruno Mars? 'Marry You' war auf dem Debüt-Album von Bruno Mars enthalten und 2011 als weltweite Single veröffentlicht worden, wo sie in fast allen Charts auftauchte. Der romantische Pop-Song zeigte eine weitere Facette, des damals im Aufsteigen begriffenen, kommenden Superstars aus Hawai. Interessanterweise war 'Marry You' in den USA nie als offizielle Single erschienen.

Also einfach textlich ein wenig die Perspektive wechseln und schon hat ein zukünftiger Hochzeitsklassiker das Licht der Welt erblickt? "Das ist definitiv nicht der Song, den man bei einer Hochzeit spielen sollte", warnt jedoch Thomas Rhett. Denn das was auf den ersten Blick wie ein Hochzeitsantrag aussieht, enthält eine geschickte Wendung im Refrain, die den Song gewissermaßen ins Gegenteil kehrt. So holt 'Marry Me' in einem Album mit vorwiegend positiver Grundstimmung den langen und tiefen Schmerz einer unerfüllten Liebe ans Licht.

"Und ich weiß, ihr Vater fürchtet den Tag,
aber er wird nicht der einzige sein, der sie dann verliert.
Denn sie will heiraten,
aber sie wird nicht mich heiraten."



Erklärend fügt Thomas Rhett hinzu, der Co-Autor des Liedes ist: "Wenn jemand meine Geschichte zu meiner Frau kennt, dann weiß er, dass es eine lange Zeit gab, in der wir mit anderen zusammen waren. Und hätte ich nicht Lauren irgendwann meine Gefühle gestanden, dann wäre ich wohl zu ihrer Hochzeit eingeladen worden, wäre auch irgendwo ganz hinten gesessen und hätte mich volllaufen lassen."

Am 17. Dezember 2017 ist das sehr gelungene Video zum Hit erschienen, das die Geschichte von Sam erzählt, dessen große Liebe ihm im Song nicht bestimmt sein sollte. TK McKamy führte Regie in dem Mini-Movie, das vom Schmerz einer unerfüllten Liebe erzählt. Sehr eng hält es sich an den Songtext, lediglich für den Schluss greift man sich eine meines Erachtens nach unnotwendige Freiheit heraus.

Unter dem Strich jedoch liefern Song und Video nicht nur Überraschungen, sondern vorallem viel Emotion und Schmerz, was auch für Thomas Rhett ein bisher fehlender neuer Aspekt ist. Ein in der Tat bemerkenswert gelungener Hit.

"Ich denke an den Abend, als ich sie fast geküsst hätte.
Ich flippte fast aus-
wir waren doch seit Ewigkeiten nur Freunde gewesen,
und ich hatte mich immer gefragt,
ob sie wie ich fühlen würde.
Aber als ich die Einladung bekam,
wusste ich, dass es zu spät war."