Sünde am Fluss Haw

"Was in 'Haw River' passiert, ist ziemlich düster, aber real. Dieser Scheiß ist wirklich passiert und passiert leider weiterhin in diesem Land und überall auf der Welt. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das für ihre Familie, ihre Schwester und das, was richtig ist, eintritt."
(Chase Rice / facebook.com,  16. August 2024)

Als der Amerikanische Offizier Richard Henry Pratt 1879 die Carlile Indian Industrial School im US-Bundesstaat Pennsylvania gründete, wollte er eigentlich den Rassismus des Abschiebens der Amerikanischen Ureinwohner in Reservate beenden und sie in die Gesellschaft integrieren. Assimilierung anstatt Rassentrennung.

Aber wie er sich das konkret vorstellte, formulierte er u.a. in einer Rede in Denver 1892: "Ein großer General sagte einst, dass nur ein toter Indianer ein guter ist. In gewisser Weise stimme ich diesem Gedanken zu, allerdings nur in der Hinsicht: dass alles Indianische in dieser Rasse vernichtet gehört. Bring den Indianer in ihm um, und rette den Menschen."

Dieser Gedanke wurde zum zentralen Leitmotiv einer fast 100 Jahre dauernden Leidensgeschichte, welche die von Missionaren und der Regierung geleiteten Indianer-Schulen auslösten. Indianer-Kinder wurden in diese Schulen gezwungen, wo es ihnen bei körperlicher Strafe verboten war, ihre Sprache zu sprechen, ihre Kleidung zu tragen und ihre Sitten und Gebräuche zu leben. Auch wenn es positive Beispiele gegeben haben soll, wurden diese Schulen zu Orten der Einschüchterung, des sexuellen Missbrauchs und des Ausbruchs von Krankheiten wie Masern und Tuberkulose. Erst 1969 wurde die letzte offizielle Native American Boarding School geschlossen.

Eigentlich wurde Chase Rice 1985 in Florida geboren. Aber aufgewachsen ist er in Asheville in North Carolina. Ein Bundesstaat, durch den unter anderem der Fluss Haw fließt, an dessen Ufern der deutsche Auswanderer Adam Trollinger 1745 ein erstes Gehöft anlegte. Später sollte aus diesem der Ort Haw River entstehen. Und im benachbarten Burlington fand 1771 die Schlacht von Alamance zwischen Großbritannien und aufständischen Rebellen (den sogenannten Regulatoren) statt.

Als Chase Rice am 16. August 2024 als Vorbote auf sein aktuelles Album "Go Down Singin'" den Song 'Haw River' veröffentlicht, finden sich darin so manche dieser Themen. Geschrieben gemeinsam mit Blake Pendergrass, beschreibt Chase Rice die Entstehungsgeschichte zum Lied: "Wir lernten eine Frau aus Haw River kennen und Blake [Pendergrass] sagte, wir sollten daraus eine Mörder-Ballade machen." 

Und auf Instagram ergänzte er: "Christliche Missionare wollten die Ureinwohner bekehren. Das war ein zentrales Thema. Und dabei gingen sie verdammt skrupellos vor." Grund genug, es zum zentralen Thema des Songs zu machen.

Vor [der Schlacht von] Alamance war nur Alamance und der weiße Mann kam wie die Flut.
Brachte seine Waffen, brachte seinen Gott und drohte mit der Hölle.
Er nahm sie hinunter zum Fluss, um zu beten,
aber es waren nicht ihre Sünden, die er ihnen nahm.
 
Sie sagte, komm' her, ich bin deine schwarzhaarige Sünderin,
komm herunter und übergib deine Seele.
Er ließ den Hammer fallen, als sie den Auslöser betätigte,
und seinen Arsch den Haw River hinunterschickte.
(Haw River / Blake Pendergrass, Chase Rice)


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schlafzimmer-Song

Du wirst an mich denken!

Whiskey wegen dir

Reggae Stiefel

Irland

Garthquake