Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Amerikanische Weihnachten

"Es ist unglaublich, aber wir haben Menschen im ganzen Land, ja eigentlich weltweit, die die Weihnachtszeit beginnen, indem sie das Rote Album hören. Viele Leute wissen nicht viel von der Band Alabama, aber die meisten kennen 'Angels Among Us' und 'Christmas in Dixie'".
(Randy Owen zu Billboard Magazine / 30. November 2017)

In der Tat ist das 1985 erschienene Weihnachtsalbum von Alabama mit dem roten Cover und dem simplen Titel "Christmas" längst zu so etwas wie einem Standard Werk geworden. Mit über 2 Mio. verkauften Einheiten in den USA hat es Doppel-Platin erhalten und sich einen besonderen Platz in der Unzahl von veröffentlichten Weihnachtsalben erspielt. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Veröffentlichungen beinhalten die 10 Titel auf dem Album nur neue Originale.

Über 30 Jahre später hat sich das geändert. Speziell das von den 4 Mitgliedern der Band bereits 1982 selbst geschriebene und veröffentlichte 'Christmas in Dixie' ist zu einem Standard geworden, auf den man auch außerhalb der USA immer noch in Weihnachtsprogrammen trifft. Einfühlsame Titel wie 'Christmas Memories' oder 'Santa Claus (I Still Believe In You)' berühren auch nach 30 Jahren immer noch. Und die beschwingte Geschichte vom Weihnachtsbären mit dem zotteligen Haar ('Thistlehair The Christmas Bear') hört man nicht weniger gerne.



Knapp 10 Jahre nach dem erfolgreichen Erstlingswerk folgte 1996 ein zweites Weihnachtsalbum. Unter dem unpretentiösen Titel "Christmas Vol. II" fanden sich diesmal 13 Songs, von denen wiederum 10 Titel neu waren. Vom herausragenden 'I Was Young Once Too' bis zum damals vorausblickenden 'New Year's Eve 1999' (geschrieben von Gretchen Peters) bot auch dieses Werk einen wunderbaren Querschnitt an weihnachtlichen Gefühlen und Eindrücken. Dazu passte auch eine sehr gelungene Version von 'The Little Drummer Boy'.

Im Country Genre gibt es nur wenige Interpreten, deren Karriere wichtig und langlebig genug ist, dass sie die Chance erhalten, mehr als ein oder gar zwei Weihnachtsalben zu veröffentlichen. Mit dem Jahr 2017 gehört Alabama zu diesen wenigen. Denn bereits im Oktober 2017, früh genug für die Weihnachtszeit, ist ihr drittes Weihnachtsalbum "American Christmas"  erschienen.

Ganze 15 Songs sind darauf enthalten und machen es damit zum umfangreichsten der drei bisherigen Alben. Allerdings sind darunter 3 weltbekannte Standards ('Silent Night', 'Winter Wonderland' und 'Jinge Bells'), sowie 2 weniger bekannte Standards ('Go Tell It On The Mountain' und 'Away In A Manger').

Immerhin wurde etwa 'Go Tell It On A Mountain' neu arrangiert. Ein Enkel von Lead Sänger Randy Owen stieß die Gruppe auf den Song in der Version von Dolly Parton.
"Eines meiner Enkeln sagte zu mir, sie wolle diesen Dolly-Song hören. Das Lied hatte einen schnellen Teil am Ende, den wir aufgriffen und der an das erinnert, was wir bei 'Tennessee River' und 'Mountain Music' schon machen, wo wir Fiddle, Klatschen und gute Stimmung einbauen. Aber auch die Melodie des Liedes hat mir immer schon gefallen."

Ein weiterer (speziell außerhalb des Englischsprachigen Raums) kaum bekannter Standard ('Auld Long Syne') beendet das Album. Es ist ein Lied über den Abschied vom alten Jahr, wie es schon in modernerer Version 'New Year's Eve 1999' auf dem zweiten Album war. Die Wurzeln des Liedes 'Auld Long Syne' gehen angeblich bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück und es wurde in Folge von der Pfadfinderbewegung übernommen und weltweit verbreitet. Der deutsche Titel des Liedes lautet 'Nehmt Abschied, Brüder'.

Mit 'Remember Me' covert Alabama einen Song, den das tragischen Paar Joey & Rory bereits veröffentlicht hatte und dessen Text über die Bibelgeschichte und das Jesuskind jetzt eine neue melancholische Bedeutung bekommt. Lead Gitarrist Jeff Cook, zuständig für den Rock'n'Roll in der Band, adaptiert die Geschichte '(I Wonna) Rock N Roll Guitar' aus dem Jahre 1960 in die Neuzeit und schließlich gibt es auch eine akustische Neu-Aufnahme von 'Christmas in Dixie'.

Aber wie schon auf den beiden vorherigen Werken sind die Songs dazwischen, die man noch gar nicht kennt, die spannendsten Momente. Sie sind es, die ein solches Weihnachtsalbum von anderen abheben. Der berührendste Song darunter ist der von Randy Owen geschriebene Titel, den er seinem Vater widmet ('First Christmas Without Daddy'), der bereits 1980 verstorben war. Zu einem Zeitpunkt, als Alabama die ersten Erfolge zu haben begann.

"Das ist ein Lied, das ich schon vor langer Zeit hätte schreiben sollen. Mein Vater hat mir die Gitarre beigebracht und war ein wundervoller Mensch. Und gerade als der Erfolg kam, verlor ich ihn. So begleitete mich eine gewisse Traurigkeit während der ersten Jahre, als ich den Erfolg nicht mit ihm teilen konnte. Genau das ist die Bedeutung des Liedes für mich. Der Schmerz den Vater zu verlieren und nie die Möglichkeit erhalten zu haben, meine Geschichten mit ihm zu teilen."

Wesentlich relaxter ist das selbst geschriebene 'Ain't Santa Cool'. Gemeinsam mit Songschreiber Ronnie Rogers, der viele Alabama Hits geschrieben hatte, entstand ein Sound, der die Strandvergangenheit von Alabama in Myrtle Beach mit einer Weihnachtsmelodie verbindet. Hinzu kommt der besondere Schluss des Liedes, wie Randy Owen erklärt: "Ich nenne die Namen meiner Enkel am Ende. So ist etwas entstanden, das weiterleben wird, wenn ich nicht mehr bin. Und sie können sich hinsetzen und zuhören, wenn Großvater von ihnen singt."

Wie schon mit 'Tonight Is Christmas' auf dem ersten Album, findet sich mit 'Sure Could Use Some Christmas Around Here' ein nachdenkliches Lied über den Wunsch weniger Hass und Gewalt in der Welt erleben zu müssen auf dem aktuellen Album. Bassist Teddy Gentry, der das Lied mitgeschrieben hat, singt die Lead-Stimme darauf.

Letztendlich präsentiert die Gruppe Alabama mit 'American Christmas' ein gelungenes Werk, das sich wieder abhebt von anderen, endlosen Wiederholungen der gleichen Weihnachtslieder. Auch wenn es neben den beiden Vorgängerwerken etwas verblasst. Denn auch wenn Randy Owen als Lead Sänger immer noch eine herausragende Stimme besitzt, klingt er müde, wenn er 'Winter Wonderland' singt. Aber wie auch seine beiden Cousins und Bandmitglieder geht eben auch Randy Owen auf die 70 zu und das ist eben doch nicht mehr ganz zu überhören.

Hinzu kommt, dass Jeff Cook im Frühjahr 2017 bekannt geben musste, an Parkinson zu leiden. Und selbst Teddy's Stimme klingt heute holpriger, als man sie in Erinnerung hat. Nichtsdestotrotz bleibt am Ende eine wohlige Vertrautheit zu stimmigen Texten und Melodien, die ins Ohr gehen und ein hörenswertes, wenn auch nicht grandioses Weihnachtsalbum.

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