"Der Küstenort wird winterfest gemacht,
keiner mehr ist da.
Nur ein weiterer grauer September Tag.
Wie konnte ich nur glauben,
dass sie bleibt?"
(A Little More Summertime / Jerry Flowers, Tony Martin, Wendell Mobley)
Labor Day Wochenende ist eines der wenigen, offiziellen verlängerten Feiertagswochenenden in den USA. Gleichzeitig gilt es als das offizielle Ende des Sommers. Schüler und Studenten kehren zurück an ihre Schulen und Universitäten und die Badeorte sehen die letzten Gäste abreisen. So wie der Protagonist in der aktuellen Single (Platz 10 der
Billboard Hot Country Song Charts) von
Jason Aldean, '
A Little More Summertime', dessen Video die Melancholie über den Verlust des Sommers und einer Liebe, die er gebracht und wieder genommen hat, in gelungener Weise vermittelt.
Der
Labor Day Montag war heuer der 5. September 2016 und am Freitag der gleichen Woche veröffentlichte
Jason Aldean sein neues Album "
They Don't Know", auf dem auch die aktuelle Single über das schmerzhafte Ende des Sommers enthalten ist. Fast genau 2 Jahre sind verstrichen seit dem Erscheinen des letzten Albums "
Old Boots, New Dirt". Dafür kommt es gleich mit 15 Titeln daher.
"Das Album ist eine gute Kombination der Dinge, die wir gut machen", hält er gegenüber
cmt.com fest. Im nächsten Atemzug aber verspricht er:
"Für mich geht es gleichzeitig in neue Richtungen."
Mit den offiziellen
Billboard 200 Album Charts vom
1. Oktober 2016 (die jeweils eine Woche zuvor veröffentlicht wird), steigt das Album auf
Platz 1 ein. Es ist das erste Country Album seit
Chris Stapletons "
Traveller" (November 2015), das an der Spitze der populärsten Alben der USA zu finden ist. 138.000 verkaufte Einheiten von "
They Don't Know" machten es zum 3. Jason Aldean Album, dem dieser Meilenstein gelang. Sein letztes Album verkaufte aber 2014 alleine in der ersten Woche ganze 278.000 Stück, was Bände dafür spricht, wie sehr der Verkauf von Alben in der Musikbranche zurückgegangen ist.
Andererseits kann es natürlich auch mit dem neuen Album selbst etwas zu tun haben. Während 2014 die R&B Single '
Burnin It Down' als einer der erfolgreichsten Songs des Jahres 2014 die Spannung vor Erscheinen des Albums in unermessliche steigerte, fehlte 2016 der ganz große Vorab-Hit. Die Rock Hymne '
Lights Come On' erreichte zwar Platz-1 der Radio Charts (
Billboard Country Airplay Charts), aber nur
Platz 3 der alle Kriterien berücksichtigenden
Billboard Hot Country Song Charts.
Mit seinem von Southern Rock geprägten Sound füllt
Jason Aldean zweifellos ein Segment, das ein großes Publikum umfasst. Ihre Vorlieben finden sich sowohl im Country, als auch im Rock. Die Pressemeldungen vor Veröffentlichung kündigten ein
"Zurück zu diesen Wurzeln" an und ein weg von den R&B und Hip-Hop Einflüssen seiner letzten Alben. Das bestärkte mit Sicherheit die altgedienten Fans, denen der neue Sound zu abgehoben war, um das neue Album vorbehaltlos zu kaufen. So war auch das erste Feedback auf das Album sehr positiv:
Jason Aldean ist mit dem Sound zurück, der ihn groß gemacht hat.
Aber bereits in der zweiten Woche fällt das Album nicht nur in den
Billboard 200 auf
Platz 6 zurück, was nicht ungewöhnlich ist, da sich aktuell nur ganz ausgewählt wenige Alben mehr als eine Woche an der Spitze halten, sonder auch in den
Billboard Top Country Album Charts fällt es schon in der 2. Woche auf
Platz 2 zurück. Verdrängt vom neuen Album "Sinner" von
Aaron Lewis, dem Lead Sänger der
Heavy Metal Band
Staind. Seit 2011 widmet sich dieser der Country Music und sorgt aktuell für Diskussionen, weil er sich zu traditionellen Wurzeln bekennt, die andere laut seiner Aussage längst über Bord geworfen haben. Fakt ist, dass ein Album traditioneller klingt, als das meiste, das sich in den Charts findet. Und damit überholt er Jason Aldean auch in den
Billboard 200, wo er immerhin auf Platz 4 einsteigt.
Ist das ein weiteres Indiz für den Trendwechsel hin zu tradtionelleren Klängen? Wenn man in das neue Album von
Jason Aldean hineinhört, dann klingt es in der Tat vertraut und bekannt. Die neuen Richtungen, die er anspricht, sind dabei ganz und gar nicht zu erkennen, sieht man vielleicht vom Duett mit Newcomerin
Kelsea Ballerini ('
First Time Again') ab. Aber letztendlich gab es auch das schon: man denke an '
Don't You Wonna Stay' mit
Kelly Clarkson (2010). Im Gegenteil, der Sound klingt so sehr nach Erfolgsmasche Jason Aldean, dass die Titel verschwimmen. Selbst beim wiederholten hineinhören bleibt wenig hängen.
Elektrische Gitarren dominieren, ebenso wie die viel zu verlässlich wiederkehrenden Power-Refrains. Das Album wird durch eine angedeutete musikalische Klammer zusammengehalten: '
Lights Come On' eröffnet und '
When the Lights Go Out' beschließt die musikalische Reise, wie der fallende Vorhang auf der Bühne. Textlich stechen einige Titel positiv hervor, wie '
This Plane Don't Go There' darüber, die Vergangenheit nicht mehr zurückholen zu können, oder '
Reason to Love L.A.' über einen Menschen, der eine Stadt plötzlich attraktiv macht.
Der Titelsong ist der anonymen Arbeiterschicht gewidmet, die hart arbeitend, weitgehend namenlos und unbekannt bleibt. Der Alkohol spielt natürlich weiterhin eine Rolle, aber in Liedern wie '
Whiskey'd Up', '
Any Ol Barstool' oder '
All Out of Beer' fungiert er nicht als Treibstoff für Party Events, sondern als traditioneller Tröster für Liebeskummer. '
The Way A Night Should Feel' mit seinen intensiven Rock Gitarren ist der perfekte Begleiter, um die Boxen im Auto laut aufzudrehen.
Alles in allem ist "
They Don't Know" solide gemacht und erfüllt die Erwartungen. Aber irgendwie leider auch nicht mehr. Ein wenig erinnert es an das langerwartete Album von
Randy Houser "
Fired Up" aus dem März 2016. Mit 17 fetten Titeln wollte es für die lange Wartezeit auf das Album entschädigen, aber ein sehr einheitlicher Sound hat das Album bisher zu einer Enttäuschung ohne große Hits werden lassen (abgesehen von der Vorabsingle '
We Went').
Vielleicht sollte auch
Jason Aldean einen Wechsel des Produzenten ins Auge fassen, denn
Michael Knox hat bisher alle Alben produziert. Und dass es nicht immer Arena-Rock Gitarren und Refrains sein müssen, macht die akustische Performance von '
A Little More Summertime' sehr deutlich. Oder auch das Medley seiner Songs '
Asphalt Cowboy/Why/The Truth'.
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