Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Flachland Geschichten

"Bobby heiratete Mary Ann, sie schenkte ihm einen Sohn.
Sie weinte ein wenig, als sie ihm sagte, es sei vorbei.
Jetzt schickt er ihnen Geburtstagskarten, jedes Jahr nach Tulsa.
Und das einzige Mal, dass ihn sein Junge sieht,
ist wenn er in den Spiegel schaut."
(Map Dot Town / Erik Dylan, Jake Mitchell)

Es mag ein Zufall sein, dass Erik Dylan sein erstes Album in voller Länge im Jahr 2016 veröffentlicht. Genau in dem Jahr, in dem eine Jubiläumsausgabe als Doppel-CD des legendären Albums "Guitar Town" erscheint. Denn ist exakt 30 Jahre her, dass Steve Earle sein Debütalbum präsentierte. Ein Album voller Geschichten über die Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Träume von Menschen in irgendeiner namenlosen Kleinstadt. Erzählt mit rauher Stimme, die sich gegen das harte Leben auflehnt, unterstützt vom treibenden, halbakustischen Gitarrenklang, mit dem Richard Bennett dem Album seinen Stempel aufdrückte, irgendwo zwischen Country und Heartland Rock.

Es wurde nicht nur zu einem Meilenstein für Steve Earle, der damit aus dem Nichts in die Stratosphäre schoss, sondern für das gesamte Genre. Und es hätte noch so viel mehr folgen sollen, von diesem Singer-Songwriter aus Texas. Denn mit dem übernächsten Album ("Copperhead Road", 1988) wollte man Steve Earle zum nächsten Springsteen machen. Die akustischen Gitarren wurden von elektrischen abgelöst und den mächtig pulsierenden Percussions wurde ein zentraler Platz eingeräumt. Hard Rock, Folk, keltische Einflüsse und ein Totenkopf am Cover zeigten den nächsten Entwicklungsschritt in Richtung Mainstream. Ein eindrucksvolles Werk!

Aber aus der erhofften, nun folgenden musikalischen Explosion wurde eine unerwartete Implosion. Denn, wie er in seiner lesenswerten Biografie "Hardcore Troubadour: The Life and Near Death of Steve Earle" beschrieb, gewann etwas die Kontrolle über sein Leben, das stärker war, als jede Bemühung um Erfolg. Immer härtere Drogen begannen ihn zunehmends aus dem Rampenlicht zu drängen. Er verlor seinen Plattenvertrag und investierte alles Geld in seine Sucht, an deren Ende Heroin und Gefängnis stand.

Um Haaresbreite wäre das nicht nur das vorläufige Ende seiner Karriere, sondern auch das Ende von Steve Earle selbst geworden. Erst langsam, nach einem erfolgreichen Entzug, begann er sich wieder um seine Musik zu kümmern. Und irgendwann bekam man ihn dann auch wieder live zu sehen. Ich erinnere mich an einen seiner ersten Live-Auftritte Mitte 1997 am Summer Lights Festival in Nashville, als er ohne große Band, 'Copperhead Road' akustisch präsentierte. Hätte ich es nicht gewusst, hätte ich ihn optisch nicht mehr erkannt.


Bis vor kurzem glaubte ich nicht, dass es jemals wieder ein Werk wie "Guitar Town" geben könnte. Aber seit dem 21. Oktober 2016 gibt es das Album "Heart of a Flatland Boy" von Erik Dylan. Und das klingt verblüffend wie eine Fortsetzung von Steve Earles "Guitar Town". Die Parallelen enden aber nicht in einem Album mit Geschichten aus einer Kleinstadt. Denn wie damals für Steve Earle, ist es auch für Erik Dylan das offizielle Debütalbum. Ebenso hat auch er alle Titel geschrieben und sogar stimmlich erinnert er an Steve Earle. Hinzu kommt ein Sound, der live und echt klingt, mit vielen akustischen, aber auch dezenten Rock-Elementen, wie auf "Guitar Town".

"Heart of a Flatland Boy" ist großartiges Album, das man sich anhören sollte, wenn man den frühen Steve Earle mag, oder einfach nur, wenn man gute, ehrliche Geschichten und hangemachten Country-Rock Sound neu entdecken möchte.

"Die Sonne geht auf und die Sonne geht unter,
manche sterben jung, andere leben länger,
manche trinken zu viel, andere hauen ab
und wieder andere bleiben hier in diesem Ort,
der nur ein Punkt auf der Landkarte ist."

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