2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Trau Dich!

"Warum spielst Du den Verlierer,
wenn Du bei mir gewinnen kannst?
Ich habe lang genug gewartet, die Ampel steht auf grün,
So trau Dich, trau Dich, trau Dich, komm trau Dich."
(Move On / Clare Dunn, Jesse Frasure)


So viel wurde in den letzten Wochen darüber geschrieben, dass Frauen keine Chance bekommen, im Country Genre erfolgreich zu sein. Im Radio werden sie zu wenig gespielt, weil die Marktforschung ergeben hätte, dass die Radiohörer lieber männliche Interpreten hören. Das führt dazu, dass Frauen weniger Promotion durch die Labels erfahren und damit weniger Hits in den Charts liefern. Oder war das umgekehrt? Weniger Geld durch die Industrie, weil keine Hits? Klingt ein bisschen nach dem Huhn-Ei Dilemma.

Fakt ist, dass sowohl bei männlichen, als auch bei weiblichen Interpreten die Wiedererkennbarkeit im Country Radio gelitten hat. Nicht nur musikalisch, sondern auch stimmlich scheint das Spektrum kleiner geworden zu sein. Und speziell bei den weiblichen Interpreten fällt es mir mehr als schwer Sängerinnen zu unterscheiden oder gar wiederzuerkennen. Markante Stimmen, die unverwechselbar sind, wie eine Reba, eine Wynonna, eine Tanya Tucker oder eine Lacy J. Dalton sind weit und breit nicht zu hören.

Und wenn sich dann auch der Sound nicht viel von anderen abhebt, dann sind die Voraussetzungen schlecht, dass sich der Song in den musikalischen Gehirnwindungen des Hörers festsetzt. Selbst bei den männlichen Interpreten liefert der aktuelle Charterfolg die Vorgabe an Stimme und Sound. Wo sind die Zeiten, als Interpreten so gegensätzlich wie Gary Morris, T. Graham Brown, Ronnie Milsap, George Strait oder Clint Black nebeneinander in den Charts standen. Jede dieser Stimmen und ihre Musik waren unverwechselbar.

Aber dann gibt es doch von Zeit zu Zeit jemanden, der oder die das Zeug dazu hat, herauszustechen. So jemand, wie Clare Dunn aus Colorado. Aufgewachsen auf einer Farm in einem kleinen Ort, eine exzellente Gitarristin mit einem Gespür für Melodie und Songschreiben. Eine Frau, die in dem aufgeht, was sie tut, was man ihr auch ansieht wenn sie auf der Bühne steht. Dann wenn sie (wie beim CMA Music Festival 2015 in Nashville) mit ihrem Instrument so zu verschmelzen scheint, dass sie alles rundherum vergisst und man ihr alles abnimmt.

Fast verbissen wirkt sie, wenn ihr die lange blonde Mähne ins Gesicht fällt, während ihre Finger über die weisse E-Gitarre fliegen und den Sound produzieren, zu dessen Rythmus sich ihr Körper bewegt. Das berühmte Gesamtpaket mit Wiedererkennbarkeit, dazu modern und voller Kanten. Die Presse nennt sie gerne den weiblichen Keith Urban in Bezug auf ihre Vorliebe für elektrische Gitarrenriffs. Das ist auch MCA Nashville als Major Label nicht verborgen geblieben und hat sie unter Vertrag genommen. Vor kurzem ist ihre erste offizielle Single erschienen und eine erste EP mit 5 Songs ist für den 18. September 2015 bereits angekündigt.


Alles perfekt, was will man mehr!? Was aber nun, wenn sich herausstellt, dass Clare Dunn mit den Rolling Stones aufgewachsen ist und mit Bob Seger auf Tour war? Was wenn sich das auf ihren Sound auswirkt? Was wenn die Liebe zur E-Gitarre und den Rockhelden ihrer Jugend vom Produzenten noch gefördert wird? Konkret: Produzent Jesse Frasure, der die aktuelle Single nicht nur mit Clare Dunn geschrieben, sondern auch produziert hat. So wie die Songs 'Sun Daze' für Florida Georgia Line und 'Crash and Burn' von Thomas Rhett, alles Songs, die dafür kritisiert wurden, kaum etwas mit Country zu tun zu haben. Kann man dann auch noch sagen, Clare Dunn ist die neue Country Entdeckung?

Eines lässt sich jedenfalls ganz klar sagen: 'Move On' hat Feuer und Rythmus, einen modernen Rocksound und er geht ins Ohr. Clare Dunn als blonde Gitarrengöttin hat Wiedererkennungswert und eine Radio-Chance verdient. Und ich bin froh, dass mir 'My Kind of Country' auch erlaubt Musik zu entdecken, die nicht immer in der Mitte der Country Road wandelt!

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