Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Nicht aufgeben: sei ein Riser!

“Ich hatte Tränen in den Augen, als ich Deinen Song 'Riser' das erste mal Mal hörte. Das ist mir noch nie bei einem Lied passiert. Aber der Text erinnert mich so sehr an meinen Vater. Er brachte uns aus Süd Korea nach Amerika, damit seine Familie ein besseres Leben haben würde."

Mit diesen Worten beginnt ein Brief, den Gihee Chang, eine junge Frau aus Kalifornien, Anfang August 2015 verfasste, nachdem sie den Song 'Riser' von Dierks Bentley gehört hatte. Ihre Emtionen sind nicht zu überlesen, wenn sie den Brief mit den Worten beendet, "Mein Vater leidet heute an Alzheimer. Er kann kaum noch sprechen und so stark er früher war, so zerbrechlich ist er jetzt. Aber in meinen Augen ist er immer noch ein 'Riser'."

In ganz besonderen Momenten geschieht es, dass die Emotionen und Worte, die ein Lied entstehen lassen, mit diesem über den Äther reisen und mit völlig fremden Menschen eine Verbindung eingehen. Es sind die seltenen Fälle, in denen uns ein Lied aus der Seele oder dem Herzen spricht. Es ist der Glücksfall, den sich jeder Autor und Künstler wünscht: Menschen mit ihrer Kunst bewegen zu können. Und gleichzeitig damit zu zeigen, wie sehr wir Menschen trotz aller Unterschiede doch Gemeinsamkeiten haben, die allzuoft kulturelle, geografische und sogar sprachliche Barrieren überwinden können.

Mit wenig Hoffnung übergab Gihee Chang den Brief  beim Konzert von Dierks Bentley am 16. August in San Diego an einen Beamten des Sicherheitspersonals mit der Notiz:
"Mr. Bentley, mir ist klar, dass Sie diesen Brief wahrscheinlich nie bekommen werden, aber ich hoffe einfach, dass er doch bis zu Ihnen gelangt. Grüsse, Gihee Chang."

Und so wie nach Murphys Law manchmal alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann, so gibt es auch Situationen, in denen einfach alles klappt, so unwahrscheinlich es auch im ersten Moment sein mag.

Am 17. August 2015 postete Dierks Bentley auf Twitter: "Gihee...ich habe Deinen Brief bekommen. Danke für Deine Worte. Heute wäre der Geburtstag meines Vaters. Auf all die starken Väter da draussen!" Damit war der Brief öffentlich und verbreitete sich rasch weltweit im Netz. Das bewegte viele Menschen in ähnlichen Situationen, sich mitfühlend zu äußern.


Mit Hilfe des Fernsehsenders CBS Los Angeles, bei dem Gihee Chang arbeitet, wurde schliesslich eine Einladung arrangiert, die Dierks Bentley und die junge Frau aus Süd Korea vor Konzertbeginn in Fresno zusammenführte. Damit fand die Geschichte, die CBS dann auch einen Fernsehbericht wert war, ein Happy-End. Aber eigentlich ist es nur eine Facette, die die Geschichte hinter dem Song und dem gleichnamigen Album von Dierks Bentley ausmacht.

Im Frühjar 2013 hätte das aktuelle Album "Riser" von Dierks Bentley bereits erscheinen sollen. Mit viel Promotion war Spannung aufgebaut worden, für das sehr persönlich gehaltene Werk, bei dem Emotion und Tiefe im Mittelpunkt stehen sollte. Ein Album, das in einer sehr emotionalen Zeit entstanden war. Einer Zeit des Endes und des Neuanfangs, denn Dierks Bentley verlor in dieser Zeit seinen Vater (2012) und erlebte die Geburt seines ersten Sohnes (2013).

Aber die Uptempo-Vorabsingle 'Bourbon in Kentucky' brannte unverständlicherweise aus, ohne die Top-40 zu erreichen. Daraufhin verschob Capitol Nashville die Veröffentlichung des Albums.


Erst beim zweiten Versuch klappte dann alles. Der autobiographische Titel 'I Hold On', den Dierks Bentley gemeinsam mit Brett James geschrieben hatte, erzählt vom alten, verbeulten Truck, der ihn und seinen Vater das erste Mal nach Nashville gebracht hatte und den er um kein Geld der Welt hergeben würde, weil er voller Erinnerungen ist.


Damit sprach er offenbar viele Menschen an, denn am 15. März 2014 erreichte der Song Platz 3 in den Billboard Hot Country Song Charts und hat damit bis heute über 600.000 Stück verkauft. Zu diesem Zeitpunkt war dann endlich auch das lang erwartete Album "Riser" veröffentlicht (Februar 2014). Aber nun wollte man erstmal auf Nummer sicher gehen und die nächste Single war 'Drunk On A Plane'.


Ein Titel, der eigentlich gar nicht auf das Album passt, mit seiner oberflächlichen Geschichte über eine Hochzeitsreise nach Cancun, die in Alkohol ertränkt wird, weil die Hochzeit nicht zu Stande kam. Aber wie so oft kommt es anders als gedacht. Denn die eingängige Melodie, der Wiedererkennungsfaktor und die Partystimmung, die speziell im Video ausgereizt wird und zum Sommer passt, machten den Song zum bisdato kommerziell erfolgreichsten Hit von Bentley. Platz 3 in den Billboard Hot Country Song Charts im August 2014 und Platin (über 1,2 Mio. verkaufte Stück) sprechen für sich.


Auch die Nachfolgesingle 'Say You Do' über das Nicht-Loslassen können in einer Beziehung, mit seinem eindrucksvollen Video kletterte bis auf Platz 5. Damit war eigentlich der kommerzielle Produktlebenszyklus des Albums mit 4 Singles erfolgreich ausgereizt. Aber Bentley liess sein Label wissen, "Ich kann nicht an etwas Neuem arbeiten, solange ich weiss, dass es da noch den Titelsong gibt!"

Und mit dem bisherigen Erfolg des Albums im Rücken, war das Label tatsächlich bereit, den Titelsong 'Riser' am 15. Juni 2015 als 5. Single aus dem Album ins Renen zu schicken. Ein gewagtes Experiment, in Zeiten in denen Bro-Country Party Themen die Charts dominieren. So kann man nur hoffen, dass Geschichten, wie die von Gihee Chang die Menschen auf den Song aufmerksam machen.

Eine kreative Idee das zu tun, findest sich auf tweematic. Dort kann man sich eine eigene Motivationskarte aus Textzeilen von 'Riser' und eigenen oder zur Auswahl stehenden Bildern erstellen und verteilen.

Unter dem Strich machen weitere Titel, wie das grossartige 'Sounds of Summer' nach dem die aktuelle Tour benannt ist, oder 'Damn These Dreams' "Riser" jedenfalls für mich zu einem der besten Alben von 2014 ...

"Leg Deinen Kopf an meine Schulter
mach Dir keine Sorgen mehr.
Die Welt ist kalt und wird noch kälter,
aber ich kann die Türe schliessen und versperren,
ich bin stark genug, Dich zu schützen vor dem Winter,
abzuwehren die Dämonen.
Die harten Zeiten bringen Funkeln in den Diamant,
es wird uns nicht unterkriegen,
ich bin ein Kämpfer."
(Riser / T. Meadows, S. Moakler)

Singer-Songwriter Travis Meadows wurde vor 50 Jahren in Mississippi, einem der ärmsten Bundesstaaten in den USA, geboren und wuchs bei seinen Grosseltern auf. Die frühe Scheidung seiner Eltern, die eigene Krebserkrankung und Chemotherapie im Alter von 14, nachfolgende Drogen und Alkoholismus, die Auseinandersetzung mit Glauben und Religion gaben ihm mehr als genug Stoff, um über menschliche Emotionen zu schreiben. Etwas, das auch in seiner kehligen Stimme unüberhörbar ist.


Musiker seit seinem 21. Lebensjahr, begann er während seiner Entzugszeit aus Therapiegründen verstärkt Songs zu schreiben. Daraus entstand 2010 sein Album "Killing Uncle Buzzy", mit dem er (dem Titel entsprechend) dem Ende seiner Alkohol-Krankheit gedachte und einen Neubeginn setzte.
Der ehemalige Vorsitzende von Sony Music Nashville, Joe Galante, sagte über sein 2013 erschienenes Album, "Wenn Du immer wieder das Gleiche hören willst, dann schalte das Radio ein. Wenn Du Musik für die Seele hören willst, von der Du nicht genug kriegen kannst, dann solltest Du Dir “Old Ghosts & Unfinished Business" anhören."

(www.rollingstone.com)

Und mit dieser Anerkennung scheint nun endlich auch der kommerzielle Erfolg zu kommen. In den letzten beiden Jahren nahm Eric Church sein 'Dark Side' für sein eigenes Platin-Album "The Outsiders" auf und Jake Owen machte 'What We Ain't Got' zu einem Hit. In der Live-Video Version zollt er Travis Meadows Tribut, in dem er gemeinsam mit ihm singt. Und 2015 veröffentlicht Dierks Bentley schliesslich 'Riser'.

Wie autobiografisch der Titel ist, fühlt man in dem Moment, in dem man Travis Meadows selbst 'Riser' singen hört. Da weiss man, da singt einer, der sich nicht unterkriegen hat lassen!

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