Wirbelwind
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Per Instagram Livestream konnte man dabei sein, als Lainey Wilson am 25. August 2024 von einem Helikopter nach San Diego gebracht wurde, ehe sie in Belmont Park am Strand von Mission Beach ihr brandneues Album "Whirlwind" präsentierte. Organisiert von Audacy, war die Veranstaltung eine aus der Event-Serie "On The Record", die bereits Billie Eilish, twenty one pilots und Camila Cabello mit ihren neuen Projekten präsentiert hatte.
Eigentlich handelt der Titelsong von einer stürmischen Liebesbeziehung, aber
gleichzeitig beschreibt der Album-Titel auch das aktuelle Leben von
Lainey Wilson, die zur Zeit von Erfolg zu Erfolg eilt. Dazu zählen u.a.
ein Grammy Award, 6 ACM (Academy of Country Music)
Awards, 7 CMA (Country Music Association) Awards (darunter die
wichtigste Auszeichnung Entertainer of the Year, die zuletzt
2009 an eine weibliche Künstlerin [Taylor Swift] verliehen
wurde), ein Gastauftritt bei der Erfolgsserie Yellowstone oder ein
Duett-Auftritt mit Mick Jagger bei einem Rolling Stones Konzert in
Chicago.
"Whirlwind" ist das dritte offizielle Studio-Album von Lainey Wilson und folgt auf das prägende Projekt "Bell Bottom Country" aus dem Jahr 2022, mit dem die Künstlerin nicht nur in die Oberliga des Genres aufstieg, sondern auch ihr neues Image prägte: Glockenhosen, Western-Outfit und Schmuck mit den dekorativen Türkis-Farben des Südwestens.
14 Songs beinhaltet das Album, das im Übrigen auf den Namen der Künstlerin am Cover verzichtet. Darunter 4 bereits vorab veröffentlichte. Zu diesen gehört die mutige erste Single 'Hang Tight Honey', die es im Juli 2024 trotz ihrem für Radio eher untypischen treibenen Tempo bis auf Platz 13 in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts geschafft hatte.
Bereits im Februar diesen Jahres war 'Country's Cool Again' erschienen, das nicht nur titelgebend für die aktuelle Tour von Lainey Wilson wurde, sondern auch den vielleicht wichtigsten musikalischen Trend des Jahres auf den Punkt bringt.
Das Projekt "Whirlwind" überzeugt aber auch mit seinen übrigen Songs. Denn erneut gelingt es der
Künstlerin mit Hilfe von Produzent Jay Joyce auf dem schmalen Grat zu
wandeln, der klassische Country Elemente neben Einflüsse aus anderen
Stilrichtungen zu stellen vermag, ohne das eine mit dem anderen zu verwaschen.
Der Mut, die Songs überraschend modern zu produzieren zahlt sich aus und sorgt
für Abwechslung von Song zu Song. Nicht zuletzt dank überraschender
Bridges in fast jedem Song.
So lässt sich etwa 'Ring Finger' mit seinem Rock-Intro und dem funkigen Rythmus nur schwer beschreiben. Punkten kann der Song jedenfalls mit dem Text über eine betrogene Ehefrau, die ihn rausschmeißt, den (teuren) Ring aber behält. Und wer den Schaden hat, braucht sich um den Spott nicht zu sorgen, denn am Ende bleibt ihm nur der (Mittel-)Finger: ich hatte den Ring, und er den Finger.
Auch aus der ruhigen Respektsbezeichnung an einen ehrlichen, vertrauensvollen Mann ('Call A Cowboy') wird nach der kurz innehaltenden Bridge eine leidenschaftlich brennende Liebeserklärung an ihren Cowboy.
Nicht nur für
billboard.com
ist 'Bar in Baton Rouge' der vielleicht beste Song auf dem Album:
"Der relativ komplexe Song könnte eine gute Vorgabe dafür sein, wohin
Wilson als nächstes geht, weil er zeigt, dass kein Stil für sie unerreichbar
ist."
Mit seinen über 5 Minuten, den Southern Rock Einflüssen und einer gelungenen
Bridge spielt der Titel aber auch noch mit Worten:
Dazu muss man wissen, dass das Etikett des aus Colorado stammenden Coors Biers (in silbernen Dosen verkauft, auch als Silver Bullets bezeichnet) die Rocky Mountains zeigt, weil es mit dem Wasser der Rocky Mountains gebraut wird. Lediglich der Hinweis auf den Pontchartrain See ist nicht ganz stimmig, denn der liegt nicht in Baton Rouge, sondern südlich davon in New Orleans.
Der rote Faden auf dem Mid-Tempo 'Broken Hearts Still Beat' ist der
unterschwellige Herzschlag, der gebrochene Herzen abholt und ihnen zu
verstehen gibt, dass das Leben weitergeht. Und zwar mit der aufmunternden
Erkenntnis, dass
im Bett jetzt wieder mehr Platz ist und im Kühlschrank wieder mehr Bier.
Noch ruhiger geht es im mutmachenden 'Middle Of It' zu (eines Tages wirst du diese Tage vermissen, als du noch nicht wusstest, dass du auf dem richtigen Weg bis), während das Album mit dem persönlichen Lieblingslied von Lainey Wilson endet. 'Whiskey Colored Crayon' ist eine Ballade, die angeblich aus einem Spiel entstanden war, ein Lied zu den per Zufall ausgwählten Begriffen Whiskey und Buntstift zu schreiben.
Gemeinsam mit Josh Kear und Wyatt McCubbin machte Lainey Wilson daraus eine Geschichte über einen Jungen aus dem Kindergarten, der die Aufgabe bekommt, ein Bild von seiner Familie zu zeichnen. Als er nach einem Whiskey-farbigen Buntstift fragt, um seinen Vater zu zeichnen, wird klar, dass es da ein Problem gibt.
"Ich komme aus einer Familie mit Lehrern. Meine Mutter war Lehrerin, alle
meine Tanten, meine Großmutter, mein Vater unterrichteten irgendwann mal", sagt Lainey Wilson bei
billboard.com.
"Ich weiß, was sie für einen Unterschied im Leben eines Kindes machen
können. In der Country Music, denke ich [bei diesem Song] an traurige
Geschichten und das Geschichtenerzählen. Aber selbst wenn ich eine
Geschichte wie diese erzähle, dann muss ein positives, hoffnungsvolles Ende
dabei sein."
Und so endet der Song dann auch.
Trotzdem bleibt der wahrscheinlich eingängigste Song auf dem Album der
Titelsong mit seinem Ohrwurm-Refrain und der brennenden Leidenschaft in ihrer
Stimme.
Zur Zeit ist Lainey Wilson musikalisch so präsent, dass man ihr zurufen möchte, sie möge sich ein wenig rarer machen. Aber die Duette mit Cole Swindell, Hardy, Jelly Roll, Keith Urban, Post Malone, Ernest, Miranda Lambert, Wynonna und der Song ('Out Of Oklahoma') auf dem Twisters-Soundtrack dienen wohl dazu, sie bekannter zu machen. Bei dem Projekt "Whirlwind" scheint es schon mal geklappt zu haben, ist es doch auch ihr erstes Top-10 Pop Album in den Billboard 200.
Und auch wenn sie nicht der alleinige Auslöser ist, ist ihre Musik ein ganz entscheidender Grund, warum Country wieder cool ist!
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Kommentare
Danke für den Review des Albums.
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