Jelly Roll
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Alle lieben Geschichten über die Wandlung eines hoffnungslosen Verlierers zum erfolgreichen Helden. Sagen, Mythen und Märchen der Menschheitsgeschichte sind voll davon. Und doch liebt Amerika sie noch ein Stückchen mehr. Denn diese Erfolgsgeschichten machen nicht nur Mut, sondern sie sind auch gewissermaßen Teil der DNA der Amerikanischen Geschichte: vom Unabhängigkeitskrieg zum Amerikanischen Traum (des Tellerwäschers).
Die Bewunderung für diejenigen, die es geschafft haben, macht sie nicht nur zu
Vorbildern, sondern oft auch zu Idolen, mit denen man mitfühlen kann und denen
man es selbst eines Tages gleichtun möchte. In keinem Musikgenre spielt der
ehrlich verdiente Erfolg, der nachvollziehbare Weg von ganz unten nach oben,
so sehr eine Rolle, wie in der Country Musik. Manchmal steht er sogar so sehr
im Mittelpunkt, dass er die Musik überstrahlt.
Und das hilft vielleicht dabei zu verstehen, warum ein 38-jähriger Rapper und
verurteilter Drogendealer aus einem Vorort von Nashville plötzlich in aller
Munde ist.
"Ich wurde vor rund 20 Jahren hier in der Whitsitt Chapel getauft und habe
seitdem nichts anderes getan, als ins Gefängnis zu gehen, einige Leute
schlecht zu behandeln, viele Fehler in meinem Leben zu machen, und dann eine
Kehrtwende zu machen, um ein Scheiß-Multimillionär zu werden und so vielen
Menschen wie möglich zu helfen", sagt Jelly Roll zu
billboard.com
mit einer unverblümten Offenheit, die Teil seines kindlich-rauhen Charmes
ist.
Eigentlich heißt Jelly Roll ja
Jason DeFord, aber er beschloss, den wenig schmeichelhaften Spitznamen,
den ihm seine Mutter in jungen Jahren gegeben hatte, als eingängigen
Künstlernamen beizubehealten. Ein weiterer Umstand, mit dem er zu verstehen
gibt, nicht jemand sein zu wollen, der er nicht ist. Das macht ihn authentisch
und nahbar. Gleichzeitig überrascht er mit einer bereits 5-jährigen Ehe mit
dem attraktiven Social Media Model
Bunnie Xo
und 2 Kindern aus vorherigen Beziehungen.
Und mit dem im Herbst 2021 veröffentlichten 17. Album "Ballads of the Broken" stellte sich auch wirklich der große Erfolg ein. Zuerst kletterte der Song
'Dead Man Walking' auf Platz 1 in den
Billboard Mainstream Rock Airplay Chart, dann folgte 2022 'Son of a Sinner' auf Platz 1 der Radio (Billboard Country Airplay) Chart und
auf Platz 31 in den Billboard Hot 100 Pop-Charts. Und im
Dezember 2022 trat er schließlich in der ausverkauften
Bridgestone Arena in Nashville vor 15.000 begeisterten Fans auf.
Aus dem schmutzigen Drogendealer war zumindest für den Moment ein schillernder
Superstar geworden, dessen Erfolgsgeschichte sogar die Streaming Plattform
Hulu exklusiv mit einer brandneuen Dokumenation
Jelly Roll: Save Me feiert.
Bereits am 2. Juni 2023 schlägt der Künstler nun das nächste Kapitel seiner Karriere auf. Es ist die Veröffentlichung seines erstes offiziellen Country Albums, benannt nach der Baptisten Kirche, in der er als 14-Jähriger getauft wurde: "Whitsitt Chapel". Produziert von Zach Crowell, legt er ein Projekt mit 13 Songs vor, an denen er nicht nur mit namhaften Songschreibern aus Nashville, sondern auch mit Hardy ('Church'), Miranda Lambert ('The Lost') und Ashley McBryde ('Unlive') gearbeitet hatte.
Während er stilistisch einen breitbeinigen Country-Weg zwischen Rap und Gospel einschlägt, folgt er thematisch seinem selbst gelebten Schicksal. Im Zentrum steht der Außenseiter zwischen Drogen und Vorurteilen, der sich nicht unterkriegen lässt, wenn er versucht wieder auf den rechten Weg zu kommen. Ein Weg der bereits damals in der Whitsitt Chapel seinen Anfang hätte nehmen können, und auf den er jetzt andere mit seiner Musik auch mitnehmen möchte.
Ja, die Leute, die an mir vorübergehen, denken, ich führe nichts Gutes im
Schilde,
dass ich irgendwohin unterwegs bin, wo sie niemals hingehen
würden.
Sie beurteilen mich, wenn sie mich auf der Straße sehen, aber
sie wissen nicht,
dass ich zur Kirche gehen, dass ich [nur] zu Kirche
gehe.
(Church / Jason DeFord, Hardy, David Garcia)
Gleichzeitig verleugnet er seine Herkunft nicht, wenn er singt:
Du wärst überrascht, wo überall ich Jesus finde.
Es sind nicht die gewöhnlichen Leute.
Ich war ganz unten und schon abgeschrieben,
ich bin besser bei den Verlorenen als den Wohlhabenden.
(The Lost / Jason DeFord, Miranda Lambert, Jesse Frasure)
Mit 'She' wiederum möchte er Menschen helfen, die mit jeglicher Art von Sucht-Problemen
zu kämpfen haben. Auf
facebook sagt er dazu:
"Dieser Song wurde für all diejenigen geschrieben, die schon einmal mit
Depressionen zu tun hatten, bis zu dem Punkt, wo sie glaubten völlig leer zu sein.
Und das Video soll den Menschen zeigen, dass du nie wissen kannst, was andere gerade
durchmachen, egal woher sie kommen. Bitte nehmt euch die Zeit, dieses
7-Minuten Video anzuschauen."
Bereits 2020 hatte Jelly Roll das hoffnungslose 'Save Me' aufgenommen, eine düstere Ballade, mit der er erstmals Aufsehen erregte und
die mit über 90 Mio. Streams auf Spotify sein bis heute
erfolgreichster Titel ist. Ihn hat er gemeinsam mit Lainey Wilson für das Album neu
aufgenommen und erstmals bei den ACM Awards live präsentiert. Es ist der Song, den er sich selbst auf den Leib geschrieben und zum eigenen Soundtrack gemacht hat.
Ich bin verloren,
Baby, verschwende deine Zeit nicht auf mich.
Ich
bin so kaputt, man kann mir nicht mehr helfen.
Das Leben hat meine
Hoffnungen und Träume zerstört,
ich bin ein hoffnungsloser Fall.
(Save Me / Jason DeFord, David Stevens)
Auf dem Weg in die Top-10 in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts, sowie den Top-20 Hot 100 Pop Charts befindet sich die
aktuelle Single aus dem Album: 'Need A Favor'. Ein unverkennbar religiöses Thema, dessen Metapher sich jedoch problemlos auch auf
andere Themen im Leben übertragen lässt.
Ich spreche nur mit Gott, wenn ich etwas brauche
und ich bete nur,
wenn es hoffnungslos ist.
Also verdammt nochmal, wer bin ich, dass ich einen
Retter erwarte,
wenn ich nur mit Gott spreche, wenn ich etwas
brauche?
(Need A Favor / Austin Nivarel, Jason DeFord, Joe Ragosta, Rob
Ragosta)
"Es ist das Album, mit dem ich erwachsen wurde", sagt Jelly Roll auf apple.com. "Es ist eine Reise durch mein Wachstum und die Zweischneidigkeit, dass ich immer noch ein bisschen unberechenbar bin, aber gleichzeitig ein völlig anderer Mensch, als der, der ich einmal war. Das größte Problem ist jetzt noch, dass ich manchmal ein bisschen zu viel trinke und mich ein bisschen wild benehme. Aber Gott schaut auf mich herab, mit zwei Daumen hoch."
Jelly Roll steigt mit seinem neuen Album gleich auf Platz 3 in den Billboard 200 Pop Album Charts ein und ist damit wohl endgültig im Mainstream angekommen. Jedenfalls im Country Genre, wo er am vergangenen Wochenende beim 50. CMA Fest im Nissan Stadion von Nashville vor 60.000 Fans als Überraschungsgast seine beiden bisherigen Country Singles ('Son Of A Sinner', 'Need A Favor') präsentieren durfte. Und wie es aussieht, dürfte es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Publikum seinen Namen immer noch in Sprechchören ruft, lange nachdem er bereits die Bühne wieder verlassen hat ...
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