Warte im Auto!
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Nun ist sie also da - die offizielle neue Single von Hardy! Und sie stammt -wie nicht anders zu erwarten- nicht aus seinem ersten Studio-Album "The Rock", dessen Veröffentlichung nun schon 2 Jahre zurückliegt. Aber gleichzeitig ist es auch kein Hardrock-Song, obwohl der demnächst 32-jährige Künstler immer wieder gerne mit dem Genre flirtet. Vielmehr ist es eine düstere Mörder-Ballade, die dem aktuellen Trend folgt und als Duett auftritt.
Denn für 'wait in the truck' hat sich Hardy mit einer der aktuell erfolgreichsten neuen Künstlerinnen zusammengetan. Und Lainey Wilson übernimmt dabei nicht nur im Song die Rolle eines Opfers von häuslicher Gewalt, sondern noch eindrücklicher auch im zugehörigen Video. Produziert von Justin Clough, zeigt dieses einen Teil der Geschehnisse, welche sich in jener einen Juni-Nacht abgespielt haben, für die der Protagonist vermutlich lebenslang hinter Gitter wandern muss.
Jedenfalls erinnert er sich 5 Jahre später immer noch eindringlich an die Situation:
Es ist die nüchterne Analyse dessen, was auf den Moment folgte, als er das schlimm zugerichtete Mädchen mit den unheilschwangeren Worten aufgefordert hatte, sich ins Auto zu setzen. Und er das tat, was sich nie wieder rückgängig machen lässt.
Mit seiner regengepeitschten Nacht erinnert das Video ganz stark an die visuelle Umsetzung von "The Thunder Rolls" von Garth Brooks aus dem Jahr 1990. Auch inhaltlich befassen sich beide Werke mit dem Thema häuslicher Gewalt. Aber während Garth Brooks in seinem Video mit gekonnten Andeutungen den Spannungsbogen aufbaut, lässt Hardy keinen Zweifel darüber aufkommen, was genau und wie es passiert. Trotzdem sah sich Garth Brooks damals mit einem Verbot seines Videos konfrontiert (was ihm zugegebenmaßen jede Menge Publicity brachte), während die Akzeptanzschwelle von dargestellter Gewalt (jedenfalls in Country Videos) 30 Jahre später offenbar viel höher liegt.
"[Es ist] vielleicht der beste Song, den ich jemals geschrieben habe", sagt Hardy über den Titel, den er gemeinsam mit Hunter Phelps, Jordan Schmidt und Renee Blair erarbeitet hatte. Mit all seinen Details lässt sich der Text unmittelbar als Drehbuch für das Video verwenden und bringt als Single ein eher selten verwendetes Thema ins Rampenlicht des Mainstream.
Denn Mord und Selbstjustiz als Thema kommerzieller Country Songs
sind keineswegs neue Themen. So hat beispielsweise Reba McEntire davon gesungen
('The Night The Lights Went Out In Georgia'), The [Dixie] Chicks ('Goodbye Earl') und natürlich Carrie Underwoord, die eine besonders erfolgreiche
Vorliebe für das Thema vorzuweisen hat ('Two Black Cadillacs', 'Church Bells').
Was diese Songs gemeinsam haben, ist eine musikalische Dramatik, die sich als Höhepunkt meist im Refrain entlädt. Das fehlt der Umsetzung von 'wait in the truck', auch wenn es stimmig ist, dass die Worte des Titels in der wirklichen Situation vermutlich genauso ruhig und bestimmt ausgesprochen werden, wie es der Refrain des Liedes tut.
Bei aller textlichen Dramatik fehlt dem Song dadurch jedoch ein Höhepunkt. Und nachdem man kaum etwas über die Hintergründe und das Mädchen selbst erfährt, bekommt die Situation etwas Kaltblütiges und Gefühlloses. Es fällt schwer, sich einzufühlen und Sympathie zu entwickeln. Und so wird die Selbstjustiz, die den Umweg über einen Schuldspruch meidet, zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Keine wirkliche Lösung für das sensible Thema häusliche Gewalt, stellt sie doch nur die Rute ins Fenster und macht denjenigen zum Helden, der das Recht in die eigene Hand nimmt.
Gleichzeitig scheint es, als möchte Hardy genau diesen Dialog
anstoßen, wenn er über die Botschaft des Liedes bei
countrynow.com
sagt:
"Vielleicht kann der Song als Plattform dafür dienen, dass Menschen
offener über die Dinge sprechen können, die zu Hause geschehen."
Unter diesem Aspekt ist 'wait in the truck' durchaus gelungen und mindestens genauso wichtig, wie etwa 'Fire Away' von Chris Stapleton, das dem Thema psychische Gesundheit gewidmet
ist.
Ob das allerdings kommerziell ausreicht, um einen Radio Hit daraus zu machen, liegt dann doch mehr bei der nicht zu unterschätzenden Fangemeinde der beiden aufstrebenden Künstler Hardy und Lainey Wilson. In jedem Fall zeigt es eine weitere Facette des so wortgewandten Redneck-Poeten Hardy.
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