Exit/In: der gemeinsame Weg
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Zerbrochene Spiegel, beschmierte Wände, zerschnittene Kabel und abgesägte Zapfsäulen. So fand der neue Eigentümer Anfang Jänner 2023 das Innere des legendären Musik-Clubs Exit/In in Nashville vor. Mutwilliger Vandalismus, mit dem niemand gerechnet hatte.
Auch wenn offenbar nicht jeder glücklich mit dem Einstieg des privaten Immobilienunternehmens AJ Capital Partners aus Nashville ist, dessen aktuelles Portfolio einen Marktwert von rund USD 5 Mrd. hat. So befürchtete Stadtrat Jeff Syracuse, dass aus dem 1971 eröffneten Club ein protziges Hotel als Touristenattraktion entstehen könnte.
In einem schriftlichen Statement des neuen Eigentümers bestätigte dieser jedoch, neben möglichen rechtlichen Schritten, weiterhin hinter seinen Plänen für den legendärem Musik-Club zu stehen: "Das Exit/In ist Nashville's Musik Forum - und niemand hat das Recht seine Geschichte, sein Erbe und seine Rolle in der Gemeinde für sich in Anspruch zu nehmen und zu zerstören. Und deshalb freuen wir uns darauf, demnächst noch viele lebenslange Erinnerungen mit Künstlern und Fans zu schaffen."
Und tatsächlich wurden bereits Mitte Jänner die ersten Konzert im
Exit/In für den April
2023 angekündigt, darunter die neue Country-Entdeckung
Megan Moroney für den 19. April. Denn das Veranstaltungslokal war auch bisher besonders beliebt bei jungen Künstlern und als Ort für Live-Präsentationen neuer Projekte.
So hatte auch die kanadische Künstlerin Tenille Towns im Juni des vergangenen Jahres ihre aktuelle EP "Masquerade" erstmals im Exit/In präsentiert. In einem emotionalen Auftritt nicht zuletzt deshalb, weil es ein erster Schritt zurück in die Konzert-Normalität nach der Pandemie war. Bekannt für ihr Talent, als Songschreiberin außergewöhnliche Geschichten in ihre Musik zu verpacken, nutzte die junge Künstlerin die Gelegenheit, nicht nur ihr neuestes Projekt vorzustellen, sondern auch einen Querschnitt durch ihr bisheriges künstlerisches Schaffenswerk zu machen.
Dazu gehören außergewöhnliche Songs wie 'Jersey On The Wall' und 'Somebody's Daughter'. Aber auch so autobiographische Texte wie 'Villain In Me' oder 'Girl Who Didn't Care'. Nicht jedem wird die eigenwillige Phrasierung ihrer Interpretationen liegen, aber das Ergebnis klingt ehrlich und vermittelt authentische Emotionen. Und damit gehört sie zu den Künstlern, deren Musik durch eine glatte Studioproduktion (wie auf "Masquerade") viel zu viel an spannenden Ecken und Kanten verliert. Eine Authentizität, die sie dafür auf einer Live-Bühne umso mehr zu versprühen vermag.
Etwa bei einem Song wie 'The Sound of Being Alone', den sie gemeinsam mit Dan Wilson und Maggie Chapman geschrieben hat. So wird der Titel erst auf der Bühne richtig greifbar, wenn der Bass-Beat die Textzeilen so eindringlich vermittelt, dass am Ende auch das Fehlen eines erhofften Geräusches wie ein Klang im Raum hängen bleibt:
Oder die mitreißende Hoffnung in 'Same Road Home', an dem neben Tenille Towns
und Brock Berryhill auch die Songschreiber-Ikone Lori McKenna beteiligt war.
Ein Titel, der seine Atmosphäre erst so richtig auf einer Bühne vor stimmungsvollem
Publikum entfaltet, wenn sich alle gemeinsam in die Emotionen
der Musik fallen lassen können:
Suchen wir nicht alle Antworten?
Diejenigen, die niemand kennt.
Sehnen wir uns nicht alle danach, zu erkennen,
dass wir nicht geschaffen sind, um alleine zu sein.
Es gibt Millionen von Wegen,
aber am Ende sind wir alle auf dem gemeinsamen Weg nach Hause unterwegs.
(Same Road Home / Tenille Towns, Brock Berryhill, Lori McKenna)
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