Warum nur?
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Es war ein ungewöhnlicher Name, mit dem die kalifornische Country-Band
Boy Howdy zu Beginn der 1990er Jahre bei Curb Records einen
Plattenvertrag unterschrieb. Noch mehr jedoch verschaffte ihnen ihre Musik
Aufmerksamkeit und immerhin 3 Top-20 Hits in der
Billboard Hot Country Songs Chart. Eine EP und 2 Studio-Alben
veröffentlichte die 4-köpfige Band. Als sich Boy Howdy 1996 auflöste,
entschied der damals 35 jährige Lead Sänger der Band, der fast alle ihre Songs
geschrieben hatte, es auf eigene Faust zu versuchen und ganz nach Nashville zu
ziehen.
Im Interview mit
Andrew Kurland
beschrieb Jeffrey Steele rückblickend
sehr treffend sowohl seine Einflüsse, als auch seinen Neuanfang:
"Als ich von Los Angeles nach Nashville kam, war ich jemand, der mit Merle
Haggard und Led Zeppelin aufgewachsen war. Deshalb war meine Musik eine
Mischung daraus. Aber die Leute [bei den Plattenfirmen] sagten, oh nein,
damit kommst du niemals ins Radio."
In der Tat ernteten seine Werke als Solo-Künstler wenig kommerziellen Erfolg. Zu wenig angepasst, zu wild und eigensinnig war seine Musik für das Country Radio. So erreichte er die beste Platzierung in den Country Charts bereits 2001 mit dem Titelsong aus seinem ersten Solo-Album "Somethin' In The Water'", einen enttäuschenden Platz 33.
Ungeachtet dessen folgten 3 großartige Solo-Alben ("You Gotta Start Somewhere" / "Outlaw" / "Hell On Wheels"), auf denen er mit selbstgeschriebenem Material und rotziger Stimme seiner ungezügelten Kreativität im weiten Feld zwischen Country und Rock ungebremsten Lauf ließ. Und 2008 interpretierte er auf seinem bis dato letzten Solo-Album "Countrypolitan" ausnahmsweise nicht eigene Songs, sondern Klassiker aus dem Country Genre, darunter ein gelungenes 'Angels Flying Too Close To The Ground' von Willie Nelson.
Nach rund 25 Jahren in Nashville ist der Name Jeffrey Steele 2022 immer noch ein Geheimtipp. Und gleichzeitig steht der inzwischen 61-jährige Künstler, dem man sein Alter nicht ansieht, für eine der größten Erfolgsgeschichten, die Nashville in den letzten 25 Jahren gesehen hat. Denn obwohl er als Künstler in praktisch keiner Hitparade zu finden war, ist sein Name allgegenwärtig - man muß nur auf das Kleingedruckte achten, das Auskunft über den Songschreiber gibt.
In der Tat lässt sich seine Erfolgsgeschichte nicht in einem Absatz zusammenfassen,
aber sie umfasst unter anderem: mehrfache Auszeichnungen zum
Songschreiber des Jahres, Mitglied der Nashville
Songwriters Hall of Fame (2013), 5 Grammy-Nominierungen,
über 60 Hit Songs (für andere Künstler) und über 500 Aufnahmen
seiner Songs, die mehr als 65 Mio. mal im Radio gespielt wurden.
Künstler wie die Zac Brown Band ('Knee Deep'), Tim McGraw ('The
Cowboy In Me'), Montgomery Gentry ('Gone'), Eric Church ('Stick That In Your Country Song') oder Rascal Flatts ('What Hurts The Most')
verdanken entscheidende Highlights ihrer Karriere Jeffrey Steele.
Das erlaubte es Jeffrey Steele bereits in den 2000er Jahren 2 Greatest Hits Alben zu veröffentlichen! "Gold, Platinum, Chrome, and Steele" (2003) und "Gold, Platinum, No Chrome, and More Steele" (2007) enthalten seine Interpretationen der von ihm selbst für andere geschriebenen Hits. Und in der Jeffrey Steele Academy bietet er heute ambitionierten Songschreibern 35 Jahre Erfahrung im Musikgeschäft und den holistischen Ansatz, um zu lernen, wie ein Songschreiber zu denken.
Steve Dorff ist 12 Jahre älter und mit 3 Grammy Nominierungen ebenfalls einer der namhaftesten Songschreiber in Nashville. Aber während Jeffrey Steele auch ein charismatischer Entertainer ist, beschränkt sich Steve Dorff auf seine Bestimmung als Songschreiber und Komponist, indem er auch musikalische Themen für Filme, Serien und Musicals komponiert.
Abgesehen von einer Freundschaft aus den 1980er Jahren verbindet die beiden Künstler jedoch auch ein traumatischer Schicksalsschlag. Denn beide haben einen Sohn verloren. Für Jeffrey Steele war es sein einziger Sohn Alex, der 2007als 13-jähriger bei einem Unfall ums Leben kam, während Steve Dorff seinen bereits 40-jährigen Sohn Andrew Dorff (ebenfalls ein namhafter Songschreiber) 2016 verlor.
"Ich glaube es war das erste Mal, dass wir uns wirklich zusammengesetzt
hatten, um gemeinsam etwas zu schreiben", erzählt Steve Dorff im Interview mit
The Tennessean
im Oktober 2022.
"Und wie es bei Songschreibern eben so ist, beginnt man über die Familie zu
sprechen und Dinge, die man gemeinsam hat. Und nachdem wir
unglücklicherweise diese eine Sache gemeinsam haben und uns darüber
unterhielten, sagte einer von uns schließlich: wer weiß schon warum?"
Das musikalische Ergebnis aus dieser inzwischen mehr als 2 Jahre zurückliegenden
Zusammenarbeit sollte eigentlich verschiedenen Interpreten angeboten werden.
Aber nach einem gemeinsamen Auftritt in der City Winery
Nashville im März 2022 (bei der Veranstaltung "An Evening of Songs and the Stories Behind Them with
Steve Dorff and Friends"), beschlossen die beiden den Song am 23. September 2022 unter dem Titel
'Who Knows Why' selbst zu veröffentlichen.
"Es ist weder ein Country noch ein Pop Song", stellt Steve Dorff im
Interview mit
people.com
fest. "Tempo und Tonlage fluktuieren [zu sehr]."
Aber auch wenn sich wiedermal keine Schublade findet, so berührt das musikalische Ergebnis nicht zuletzt mit seinen Worten. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber ich weiß, dass es weitergeht, ist die Lieblingszeile im Lied für Sänger Jeffrey Steele, dem es immer besser gelingt, den Schmerz über den Verlust in positive Energie und Unterstützung für andere zu verwandeln. "Das ist alles, was man tun kann, um nicht verrückt zu werden und einzuknicken. Jedenfalls für mich."
Es ist ein Akzeptieren des Unwiederbringlichen als Teil des Lebens und sich dabei nicht unterkriegen zu lassen. Seine Energie auf Dinge zu richten, die man noch zu ändern vermag. Denn wie Jeffrey Steele beim Auftritt in der City Winery
Nashville eine alte (fernöstliche) Weisheit formuliert: "Es gibt kein Morgen, es gibt kein Gestern, wir leben nur im jetzigen Moment."
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