Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Die Nacht (Teil 2)

"Als Regisseur zieht es mich zu Menschen, die etwas zu sagen haben und die das ausstrahlen, wofür sie als Künstler stehen. Als ich zum ersten Mal Night 1 und 2 von Morgan hört, war ich gefesselt von der rauhen Ehrlichkeit, mit der sie sang. Als wir an dem Konzept für die beiden Videos arbeiteten, wusste ich, dass es um ihre Reise gehen musste, was sie durchgemacht hat und wie sie dahin gekommen ist, wo sie jetzt steht."
(P.R. Brown /  sonymusicnashville.com, 11. November2022)

Das Magazin Rolling Stone hatte ihr Debüt-Album "Reckless" 2021 zum Country Album des Jahres erklärt und das eingängige 'Wilder Days' daraus wurde ihr erster Top-30 Hit in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts. Aber wirklich begonnen hatte es für Morgan Wade schon 2019 mit dem selbstgeschriebenen Song 'The Night', einer beklemmenden und autobiographischen Auseinandersetzung mit Psyche und Alkohol.

"'The Night' war der erste Song überhaupt, den ich [in einem Studio] aufgenommen hatte", sagte die 27-jährige Sängerin und Songschreiberin im Jänner 2022 im Interview mit The Tennessean. "Es ist ein verletzliches Lied, von dem ich erkannte - nachdem ich es live gespielt und mit Fans nach den Shows gesprochen hatte - dass es mir genauso geholfen hat, wie anderen. Es zeigt mir, dass ich als Künstlererin eine größere Aufgabe habe."

Eine betroffen machende Authentizität, die sich nicht nur im Text, sondern auch in ihrer markanten Stimme findet, wenn sie in 'The Night' singt: Warum können die Dämonen in meinem Kopf, mich nicht in Frieden lassen? Es sind die dunklen Stunden einer einsamen Nacht, in denen wir uns am verlorensten fühlen und uns mit unserem inneren Selbst auseinandersetzen müssen.

Am 11. November 2022 veröffentlichte Sony Music Entertainment den Song neu, diesmal jedoch gemeinsam mit einem ebenfalls von Morgan Wade geschriebenen Teil 2. Dieser knüpft gleich mit der ersten Textzeile an den jetzt zum Teil 1 gewordenen ersten Song an: Ich schrieb ein Lied über Suizid-Gedanken, stellte es ins Internet und es ging irgendwie viral.

Teil 2 ist aber (noch) keine simple Happy-End Geschichte, auch wenn Morgan Wade davon singt, wie stolz sie ist, dorthin gekommen zu sein, wo sie jetzt steht. Denn im nächsten Moment fürchtet sie sich vor einem Rückfall: ich dachte, dass diese Gedanken aufhören würden, aber ich träume immer noch davon, zu trinken.

Wenn ich nicht mit der Band zusammen bin und nicht auf Tour,
[dann] weiß ich nicht, wer ich bin, alleine zu Hause,
und ich kaufe all diese Dinge, weil ich etwas fühlen will.
[Dann] fühle ich etwas für einen Moment,
dann bin ich wieder da, wo ich nichts fühle.
(The Night (Part 2) / Morgan Wade)

Produzent Sadler Vaden, der sie entdeckt hatte, griff für Teil 2 auf mehr Elektronik zurück, um daraus einen minimalistischen und gleichzeitig schimmernden Titel zu machen, wie Sony Music Entertainment es beschreibt. Gleichzeitig wurde der namhafte Grafik-Designer, Photograph und Musikvideo-Regisseur P.R. Brown engagiert.

"Er hat schon mit jedem gearbeitet. Der Umstand, dass er mit mir arbeiten wollte, war unglaublich. Aber das was er uns schickte, darüber, wie er den Song sah und umsetzen wollte, schockierte mich, weil er völlig verstanden hatte, was ich mit [den beiden Liedern] ausdrücken wollte", beschreibt Morgan Wade die Zusammenarbeit mit P.R. Brown.

Das Ergebnis sind 2 Videos, die beide Songs minimalistisch begleiten, indem sie den Fokus ganz auf die Künstlerin legen. Während Teil 1 noch in verwaschenem Schwarz-Weiß gehalten ist, erhält Teil 2 bereits farbliche Hoffnung. Wer mehr Schauspiel oder Dramatik in den Videos erwartet hat, wird im ersten Moment enttäuscht sein. Aber keine Special Effects können das liefern, was der Regisseur geschickt macht, wenn er Morgan Wade tief in die Augen blickt. Denn was kann all diese persönlichen Emotionen eindringlicher vermitteln, als das Gesicht der Künstlerin selbst, aus deren bedrängter Seele sie doch kommen?


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