Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Jeffrey Steele

"Was am meisten weh tut, war
Dir so nahe zu sein,
so viel sagen zu wollen.
Und dich dann gehen zu sehen,
und nie zu wissen,
was hätte sein können.
Und nicht zu erkennen,
dass ich Dich nur lieben wollte."
(What Hurts the Most / J. Steele, S. Robson)

Jeffrey LeVasseur scheint herausgefunden zu haben, wie es funktioniert: das Schreiben von Hit Songs. 1961 in Kalifornien geboren, hat er ein Leben lang im Musikgeschäft verbracht. Wenn man seine kehlige Stimme hört und den Schalk aus seinen Augen blitzen sieht, spätestens dann spürt man nicht nur die Erfahrung und das Selbstbewußtsein, sondern auch das Charisma dieses Mannes.

Geboren als Jeffrey LeVasseur, übernahm er 1987 im Gedenken an seinen Vater, der in einem Stahlwerk seinen Lebenunterhalt verdiente, den Nachnamen Steele. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich das Werken und Wirken eines der erfolgreichsten Hit-Singer/Songwriters verfolgen.

Zwischen 1990 und 1996 war Jeffrey Steele Lead Sänger der Country Band Boy Howdy, die 2 Alben und eine EP veröffentlichten und damit 2 Top-10 Singles und 2 weitere Top-40 Hits lieferten. Boy Howdy schaffte den musikalischen Spagat zwischen Country und Pop-Rock der 1990er Jahre und fast alle Titel der Band hatte Jeffrey Steele geschrieben.

Als sich die Band 1996 auflöste, war Steele von Kalifornien nach Nashville gezogen. Es folgte das Bemühen, sich nun auch als Solo-Künstler zu bewähren. Aber erst 2001 erschien sein erstes Solo-Album auf Monument Records mit dem Titel 'Something' In The Water'. Der Titelsong kam in die Country Top-40, aber als die Nachfolge-Single gar nicht mehr in die Charts kam, wurde das Projekt eingestellt. Das Album ist heute leider nicht mehr erhältlich, sondern wird nur mehr zu hohen Preisen als gebraucht gehandelt.

Aber Jeffrey Steele ließ sich nicht entmutigen, sondern nahm seine Karriere selbst in die Hände. Als Songwriter mit einem Ohr für Melodien und einem Talent für Texte begann er zielstrebig mit der Umsetzung. Und das, was anderen ein Leben lang nicht gelingt, schien im fortan wie selbstverständlich aus den Fingern zu fließen. Man wird überrascht sein, wenn man die Liste der von ihm geschriebenen Lieder überfliegt, wieviele davon bekannt und zu Hits wurden.

Montgomery Gentry, Rascal Flatts und Tim McGraw waren die ersten Stammkunden. Sie machten u.a. die folgenden Jeffrey Steele Titel zu Hits:

'Gone', 'Hell Yeah', 'My Town', 'Speed', 'Something To Be Proud Of' (Montgomery Gentry)
'Me And My Gang', 'My Wish', 'These Days' (Rascal Flatts)
'Shotgun Rider', 'The Cowboy In Me', 'Meanwhile Back At Mama's' (Tim McGraw)

Auch der Nummer-1 Hit 'Brand New Girlfriend' für Steve Holy aus dem Jahr 2006 stammt aus der Feder von Jeffrey Steele. Trace Adkins, Keith Anderson, Brooks & Dunn, Lonestar, Diamond Rio, LeAnn Rimes, Faith Hill, Billy Ray Cyrus, Joe Nichols und Trick Pony sind nur einige der Interpreten, die ebenfalls seine Songs aufgenommen haben. Dazu kommt die Zac Brown Band ('Knee Deep'), sowie Keith Urban und Eric Church, mit seinem jüngsten Hit: 'Raise 'Em Up'. Selbst außerhalb des Country Genres hat man begonnen Notiz von Mr. Steele zu nehmen. So nahm beispielsweise Blues-Rocker Joe Bonamassa, der für sein letztes Album "Different Shade of Blue" nach Nashville gekommen war, den Steele Song 'Get Back My Tomorrow' auf. Selbst der Titelsong zum Disney Animations-Kinofilm "Bolt" stammt von Jeffrey Steele.

Wen wundert es da, dass Jeffrey Steele, der nicht nur mit einer Gitarre umzugehen weiß, sondern zusätzlich noch eine kraftvolle und markante Stimme mitbringt, auch als Sänger glänzt. Auch wenn er unverständlicherweise keinen Platz im Radio und den Charts findet, so hat er sich nicht beirren lassen, sondern eigenständig Musik veröffentlicht. Auf dem von ihm bereits 2004 mitbegründeten Verlagshaus 3 Ring Music veröffentlichte er mit Lofton Creek Records er eine ganze Reihe höchst hörenswerter Alben.

Dazu gehören zwei gewissermaßen "Greatest Hits" Alben, auf denen er die erfolgreichsten seiner geschriebenen Hits in markanter eigener Version präsentiert. Aufgewachsen mit der Musik der 1970er Jahre klingt dabei immer wieder seine Vorliebe für rockige Gitarren Riffs durch, die sich perfekt ergänzen mit seiner kraftvollen Stimme. "Gold, Platinum, Chrome and Steele" aus dem Jahre 2003 und "Gold, Platinum, No Chrome, More Steele / Greatest Hits Vol. II" von 2007 sind höchst empfehlenswerte Alben, wenn man den Autor mit seinen eigenen Hits hören möchte.

Nebenbei veröffentlichte Jeffrey Steele drei Alben mit weiteren eigenen Kompositionen. Genug Material für zukünftige Hits (anderer Interpreten). Das exzellente "Outlaw" (2004), enthält nicht nur Southern Swamp Rock wie 'Countryfied' oder 'Swamp Thang'  sondern auch so ein fantastisch berührendes Werk wie 'She Must Be So Happy Now', das bisher unverständlicherweise noch von keinem anderen Interpreten aufgenommen wurde. Dafür machte Halfway To Hazard den Song 'Countryfied' zu einem Hit und '20 Years Ago', die Geschichte über eine schwierige Vater-Sohn Beziehung wurde wieder von Montgomery Gentry aufgenommen.


Auch am 2006er Album "Hell On Wheels", das eine tiefe Spur Southern Rock legt, bedienten sich vorallem wieder Montgomery Gentry. Sein wahrscheinlich bis dato größter Hit befindet sich aber in der ersten Version auf dem Solo Album "You Gotta Start Somewhere" aus dem Jahre 2003.


Als 15. Titel steht da ein Song, der nicht nur von Rascal Flatts 2006 an die Spitze der Billboard Hot Country Song Charts und bis auf Platz 6 der Billboard Hot 100 (Pop Single Charts) getragen, sondern der auch von der Deutschen Euro-Dance Formation Cascada, ebenso wie von der Britischen Sängerin Jo O'Meara aufgenommen wurde. Mit der Cascada Version war der Song in ganz Europa ein Hit und stieg sogar in den Ö3 Austria Top 40 bis auf Platz 3.

'What Hurts The Most' ist aber auch ganz besonders sehenwert als das von Shaun Silva produzierte Mini-Movie Musik Video von Rascal Flatts. Es erzählt die berührende Geschichte einer Liebe, die durch den Tod zerrissen wird und nimmt damit gleichzeitig etwas vorweg, das Jeffrey Steele selbst 4 Jahre später betreffen sollte.

Denn 2007 verlor Jeffrey Steele seinen 13-jährigen Sohn Alex bei einem Unfall mit einem Quad. Noch im selben Jahr gründete er daraufhin den Alex LeVasseur Memorial Fund. Jährlich findet nun im Gedenken an den Sohn ein Benefizkonzert statt und wenn Jeffrey Steele seinen Song 'What Hurts the Most' spielt, dann klingt das wie der traurige Soundtrack in Erinnerung an seinen eigenen Sohn.

2008 veröffentlichte Jeffrey Steele das Album "Countrypolitan". Ein Album mit Coverversionen von Country/Pop Klassikern, ausnahmsweise nicht von ihm geschrieben, wie 'Behind Closed Doors', 'For the Good Times', 'Night Life', 'Goin' Where the Lonley Go' und 'Route 66'.


Heute ist Jeffrey Steele einer der meistdekoriertesten Songwriter in der Musikindustrie. Was er erreicht hat, liest sich wie ein Märchen: seine Songs wurden über 60 Mio. mal im Radio gespielt, über 100 Interpreten haben seine Songs 500 mal aufgenommen, mehr als 100 Singles wurden mit seinen Songs veröffentlicht, mehr als 50 Auszeichnungen hat Jeffrey Steele für sein Wirken bereits erhalten und Alben mit seiner Musik erhielten mehr als 75 Mal Gold oder Platin Status. Auch wenn die Solo-Karriere nicht geglückt ist, kann man wohl kaum mehr erreichen.

Neben dem unermüdlichen Schreiben neuer Songs, ist Jeffrey Steele schon seit 2008 vorallem in der Förderung des Nachwuchses tätig. Auf youtube veröffentlicht er in seinem 3 Ring Circus Music Channel Tips für Songwriter. Und wenn er dort beispielsweise über Ablehnung spricht, die ein Songwriter auch in Kauf nehmen muss, dann ist das auch eine Lektion für das Leben eines jeden Menschen. Ganz nebenbei erfährt man so auch einiges über die Erlebnisse und Erfahrungen, die Jeffrey Steele geprägt und  ihn zu dem erfolgreichen Songwriter gemacht haben, der er heute ist.

Der einzige Wehrmutstropfen bei dieser Erfolgsgeschichte ist, dass er wohl nicht mehr die Zeit findet, wieder ein Album mit neuer Musik zu veröffentlichen. So muss man sich auf youtube mit Ausschnitten aus seinen Live-Auftritten begnügen. Denn auch wenn er da nicht unbedingt neue Titel spielt, so sind es meist einmalige Versionen, bei denen er schon mal aus seinem Song 'Gone', den Montgomery Gentry zum Hit gemacht hatten, in seiner eigenen Live-Version eine 14-minütige Jamversion macht, in der dann auch völlig überraschend U2 oder Led Zeppelin einfließen können.

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