Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Austin Jenckes

"Mit dem Video wollte ich vermitteln, dass man zu sich selbst stehen sollte, egal was ist. Selbst als Erwachsener spüre ich oft noch die Unsicherheiten, die ich als Jugendlicher erlebt hatte. Es um's Loslassen, von den Menschen, die man versucht hat zu sein, oder die man zufriedenstellen wollte, und stattdessen selbst zu sein, aber stärker und in sich ruhend."
(Austin Jenckes / nashville.com, 21. März 2019)

Obwohl der US-Bundesstaat Washington mehr als doppelt so groß wie Österreich ist, hat er mit 7,5 Mio. nicht ganz so viele Einwohner wie die Donau-Republik. Ganz im nordwestlichsten Zipfel der USA gelegen, grenzt er im Norden an Kanada und im Westen an den pazifischen Ozean. Als wohlhabender Bundesstaat ist er bekannt für seine Flugzeug- und Holzindustrie, ebenso wie den Fischfang. Weniger bekannt ist, dass Washington nach Kalifornien der zweitgröße Wein-Produzent der USA ist. Und fast ganz unbekannt ist, dass Austin Jenckes dort aufgewachsen ist.

Sein Vater, den er bereits mit 16 Jahren verlor, motivierte ihn bereits in jungen Jahren, sich musikalisch auf die Bühne zu wagen. Noch während er sein Studium abschloss, trat Austin Jenckes bereits in kleinen Bars und Kneipen auf, ehe er sich 2011 ganz der Musik widmete. Wie so viele andere wagte er 2012 den Schritt nach Nashville. Auch wenn seine Wurzeln und Einflüsse, mit denen er im Nordwesten aufwuchs, wenig mit Country zu tun hatten.

So offenbarte er Anfang März 2019 in einem Interview mit musicmusingsandsuch.com: "Ich bin mit Classic-Rock Bands und der Musik von Songwritern aufgewachsen. So ziemlich jeder Rock Band, die man kennt. Ich habe alles gehört, außer Rap und Country Music. Mit Ausnahme von Garth Brooks, der einfach zu allgegenwärtig war."

Auf Anregung eines Freundes bewarb sich Austin Jenckes 2013 bei der Casting Show The Voice, in der Hoffnung, damit seiner Karriere Auftrieb zu geben. Tatsächlich schaffte er es nicht nur in die Show, sondern in Folge sogar bis auf Platz 10. Das brachte ihm nicht nur Bekanntheit, sondern auch Kontakte und Einblicke in die Show-Welt ein. In den folgenden Jahren verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit eigenständigen Auftritten, aber zunehmend auch gemeinsam mit bekannten Künstlern, wie den Brothers Osborne, Lee Brice, The Cadillac Three oder Ashley McBryde.

Am 31. Mai 2019 ist nun endlich sein erstes Album mit dem Titel "If You Grew Up Like I Did" auf dem Label Ole Red Dot erschienen. Darauf stellt sich Austin Jenckes als Künstler vor, aber auch als Songschreiber. Denn natürlich ist es, wie so oft, ein besonders persönliches Album, das aber gleichzeitig universell genug sein, soll, um ganz viele Zuhörer damit anzusprechen. Bei 8 der 9 Songs hat Austin Jenckes als Author mitgewirkt

"Das Album erzählt davon, im ländlichen Amerika aufzuwachsen. Von den Menschen, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Lieder für meine Frau, meine Tochter, meine Freunde zu Hause. Die Inspiration ist meine Lebensgeschichte, aber ich hoffe, dass jeder auch etwas von sich darin finden kann."

Der Albumtitel ist eine Textzeile aus dem am häufigsten genannten Song daraus, der den ungewöhnlichen Titel 'Fat Kid' trägt. Es ist der einzige Song auf dem Album, bei dem Austin Jenckes nicht als Songschreiber mitgewirkt hat. Trotzdem konnte er einfach nicht anders, als den Song aufnehmen. "Ich habe wohl hunderte Lieder darüber geschrieben, wie es ist, in einer Kleinstadt aufzuwachsen. Aber das ist der eine, bei dem ich dachte: das bin ich." Nämlich jemand, der in seiner Jugend viel für sein Äußeres einstecken musste.


Geschrieben von niemand geringerem als der Grammy-ausgezeichneten, hochgelobten Lori McKenna aus Boston, gemeinsam mit Neil Mason von der Country-Rock Band The Cadillac Three (und einem Freund von Austin Jenckes) und dem inzwischen verstorbenen Andrew Dorff. "Ich liebe nostalgische Songs und als Neil und Andrew das Lied schrieben, war es wie ein Weg zurück in unsere Vergangenheit. Jeder mit seiner eigenen und individuellen Schulerfahrung. Irgendwie landeten wir bei Schubladen, in die uns das Leben manchmal steckt. Und wie leicht es ist, sich davon zu befreien oder doch wieder hineinzufallen. Wo wir doch am Ende immer noch die gleiche Seele haben", erklärt Lori McKenna zur Entstehung des Songs.



Nur 9 Songs beinhaltet das Album. Aber sie geben ein gutes Bild von der Welt wider mit der sich Austin Jenckes identifiziert. Im Mittelpunkt steht unverkennbar ein Songschreiber, dem die Worte zumindest so wichtig sind, wie die Melodien in seinen Liedern. "Ich liebe es, Geschichten zu erzählen und Musik zu machen, die Menschen verletztlich sein lässt. Ich möchte, dass die Menschen etwas dabei fühlen und sich damit identifizieren können", sagt er über seine musikalische Motivation.

Wer sein Album nur oberflächlich und nicht auf die Texte hört, dem wird ein Teil des Künstlers entgehen. So wie die berührende Geschichte über den zu früh verlorenen Vater in 'If You'd Been Around'.
"Nur dass du es weißt, es geht mir gut.
Der Weg war nicht leicht, aber ich finde mich zurecht.
Manchmal denke ich, vielleicht wäre ich mehr wie der geworden,
über den ich nur Geschichten gehört habe,
wenn du nur da gewesen wärst."
(Tammi Hutton, Lynn Hutton, Austin Jenckes)

'Ride Away' erzählt von der ewigen Hoffnung nach einer besseren und aufregenderen Zukunft hinter dem Horizont, der Flucht aus der Enge der Kleinstadt, 'There's a Song' davon, dass es für jede Lebenssituation ein Lied gibt, das zum Halt-gebenden Anker werden kann. Die Mehrheit der Lieder sind Midtempo-Geschichten im Singer-Songwriter Stil, aber mit genug Melodie, um nicht musikalisch zu langweilen.

Der einzige Song, der mit seinem Blues-Rock Beat und dem mehrstimmigen Satzgesang fast nicht auf das Album passt, ist 'Never Left Memphis'. Aber genau das macht ihn zu einem besonderen Highlight, bei dem man sich schon mal vom Text ablenken lassen darf und der mit Sicherheit, für ordentlich Stimmung bei einem seiner Live-Auftritte zu sorgen vermag. Aktuell ist er erstmals in England auf Tour und kommt im September 2019 im Rahmen des Long Road Festivals nicht nur dorthin zurück, sondern auch nach Deutschland (Berlin, München, Hamburg, Köln) und Amsterdam.

Unter dem Strich präsentiert Austin Jenckes sich mit einem mehr als gelungenen Debütalbum, auf dem er mehr Reife zeigt, als man ihm vielleicht für seine 30 Jahren zutrauen möchte. Auch wenn er optisch wesentlich älter aussieht.

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