Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Wenn ich fort bin

"Es macht keinen Unterschied, wenn ich gehe,
wer Recht hatte und wer nicht,
denn du kannst mich nicht lieben, wenn ich da bin,
dann liebe mich auch nicht, wenn ich fort bin."
(When I'm Gone / Gyth Rigdon)

Es ist so verdammt schwer, sich den Namen des 24-jährigen Musikers aus Lousiana zu merken, weil er so ungewöhnlich ist. Viel leichter fällt es, die so leidenschaftlich-rauhe Stimme von Gyth Rigdon wiederzuerkennen. Damit weiss er zu beeindrucken, wenn er in seinem Stil aus Country Soul und Southern Rock aufgeht. Aber wenn das alles nichts hilft, dann gibt es nun einen weiteren Grund, sich den Namen Gyth Rigdon zu merken - nämlich ein brandneues Album mit dem Titel "When I'm Gone".

So schwer es noch ist, Details zu dem jungen Künstler zu recherchieren, so unbemerkt wurde das Album am 25. September 2018 veröffentlicht. Es ist nach seinem Erstling "Where I Began" (2016) die konsequente Fortsetzung seines musikalischen Weges. Während das erste Album noch mehr eine EP mit nur 7 Titeln war, präsentiert er nun ganze 10 neue Songs. Oder eigentlich neun, denn den Blues-Rocker 'Way Down' hatte er in Ankündigung auf das kommnde Projekt ja bereits Ende März 2018 vorgestellt.

Und dieser Song ist nun auch in einer Remastered-Version auch der Einstieg in das Album, über das es leider noch keine Hintergrund-Details im Netz gibt. Weder Produzent, noch Aufnahmeort, noch Songschreiber werden da genannt. Selbst auf den diversen Plattformen wie itunes oder Spotify bleibt diese Information leer. Es ist jedenfalls ein professionell produziertes Werk, das gerade soviel Überraschungselemente einbaut, dass Sänger und Songs im richtigen Moment zusätzlich aufleuchten, ohne damit vom Inhalt abzulenken.

Auf die Frage einer Radiostation, was man von dem neuen Album erwarten darf, antwortet Gyth Rigdon: "Die Leute wollen immer etwas über mich wissen. Dieses Album bin ich. Die Lieder erzählen Geschichten aus meinem Leben. Sie sind ganz persönlich und echt - und aus dem Herzen geschrieben." Daraus lässt sich schließen, dass Gyth Rigdon auch als Songschreiber an diesem Projekt zumindest mitgearbeitet hat.

Außerdem lässt sich ein Mensch auf der Suche erkennen, der noch nicht gefunden hat, was er sucht. Denn wenn er in der berührenden Country-Ballade 'Too Small' mit gebrochenem Herzen davon singt, dass, die Liebe, die er ihr gegeben hat, wie dieses Zimmer war - zu klein, wenn sie da war und zu groß, da sie nun fort ist, dann nimmt man ihm das ab. Und bewundert gleichzeitig den Songschreiber, der dieses Gefühl so poetisch in Worte zu fassen vermag, ebenso wie den Produzenten, der den Song im Echo des leeren Raums verklingen lässt.



Aus einer anderen Perspektive betrachtet der Titelsong eine Beziehung, die keinen gemeinsamen Weg gefunden hat. Denn diesmal hat er alles versucht und sich entschlossen zu gehen: "Du kannst mich nicht lieben wenn ich da bin, dann brauchst Du mich auch nicht zu lieben, wenn ich fort bin." Den Schmerz vermittelt er nicht weniger glaubwürdig. Das bringt ihn zum rotzig-wütenden Rock-Kracher 'It Don't Hurt No More', in dem er klarstellt: "Sag meiner Ex, ich bin jetzt weiter, es tut nicht mehr weh!"

Mit Chelsie Love bestreitet er ein Duett zwischen Verlangen und Zweifel, ob es denn die richtige oder nicht doch die falsche Entscheidung ist, dem Verlangen nachzugeben ('Bad Decisions'). Im ruhigen und etwas melancholischen 'Closure' ist er zwar in einer neuen Beziehung, aber die eine Beziehung aus der Vergangenheit blitzt immer noch auf, weil der richtige Abschluss gefehlt hat.

Der Radio-freundliche Ohrwurm 'Superhuman' ist offenbar die aktuelle Single. Ihre positive Energie zieht sie aus einer großartigen Beziehung, die sogar übernatürliche Kräfte verleiht. Die eine Person hat er dann endgültig in 'You're the One' gefunden: "Ohne Liebe ist es ein Blindflug, nimm meine Hand und lass uns gemeinsam gehen, duch die Berge, vorbei an der Sonne, über das Meer - du bist die Eine."

Und am Ende des Albums wagt er sich sogar an ein kleines politisches Statement, das zum Glück nicht ganz in fahnenschwingenden Patriotismus abgleitet, sondern in dessen Kern der Appell steht: "Hab Vertrauen, schieb den Hass zur Seite und vereinige die Staaten wieder!" Ein mehr als passender Wunsch in Zeiten, in denen die Vereinigten Staaten so polarisiert und gespalten sind, wie kaum zuvor.

Es ist schwer verständlich, warum Gyth Rigdon noch kein Star ist! Und wie er trotz fehlendem Label im Rücken ein so gelungenes Album produzieren konnte, das jedem Major Label Star zur Ehre gereichen würde. Aber was noch nicht ist, dass muss ganz klar noch kommen, denn was Gyth Rigdon zeigt, ist mehr als nur vielversprechend!



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