Du machst es einfach

"Du bist mein Sonnenschein in den dunkelsten Tagen,
meine bessere Hälfte, du rettest mich.
Du machst mich zu dem, der ich sein möchte,
du machst es einfach."
(You Make It Easy / Tyler Hubbard, Brian Kelley, Morgan Wallen, Jordan Schmidt)

Am 9. September 2016 war sein letztes Album mit dem Titel "They Don't Know" erschienen. Dreimal stand Jason Aldean mit den ersten 3 Singles daraus auf Platz-1 der Radio (Billboard Country Airplay) Charts. Die vierte Single erreichte im Herbst 2017 Platz 3 und treffenderweise war es der Titelsong 'They Don't Know'. Auch wenn es darin thematisch um das Leben in einer Kleinstadt geht, lässt sich der Titel auf die Emotionen übertragen, die Jason Aldean zu dieser Zeit durchleben musste, als er beim tragischen Route 91 Festival in Las Vegas als Headliner auf der Bühne stand.

Fast ein halbes Jahr später meldet er sich mit neuer Musik zurück in die Öffentlichkeit. Nach Monaten, in denen er nicht nur wieder Vater wurde, sondern auch intensiv an einem neuen Album gearbeitet hatte - nicht zuletzt auch deshalb, um sich abzulenken. Wie sehr diese Ereignisse einen Einfluss auf die Songauswahl des Albums gehabt hat, wird sich konkret am 13. April 2018 zeigen. Denn an diesem Tag wird das 8. Studio Album von Jason Aldean unter dem Titel "Rearview Town" erscheinen.

In der offiziellen Pressemitteilung kündigt er lediglich ein stylistisch vielseitiges Album an: "Ich bin in Macon, Georgia aufgewachsen und bin dort mit so vielen musikalischen Stilrichtungen in Berührung gekommen. Als ich als Teenager in verschiedenen Bands spielte, habe ich das alles einfach aufgesaugt. Vieles davon zeigt sich auf dem Album ... woher ich komme und wer ich heute bin."

Und in einem Interview für die Radio Show Ty, Kelly, & Chuck ergänzt er: "Es klingt ein wenig bekannt, aber es wird nicht gleich klingen - wenn das Sinn macht." Verschiedene Stilrichtungen wie Rock, Hip-Hop oder R&B waren schon auf bisherigen Alben vertreten, aber nie gemeinsam. Das soll auf dem kommenden Projekt anders sein.



Mit 'You Make It Easy' ist die erste Single aus dem Album bereits erschienen. Ein ruhiger, bluesiger Song, der überraschenderweise von Florida Georgia Line geschrieben wurde. Auslöser war der Gedanke von Tyler Hubbard, wie schwierig es wohl für sein Frau wäre, ihn zu lieben, weil er als Musiker so wenig da war. In einer kleinen Abwandlung wurde daraus die Liebeserklärung von ihm an sie, in der er ihr sagte, wie einfach sie es ihm machte, sie zu lieben.

Ein unauffälliges Liebeslied, das man textlich zumindest schon oft gehört hat. Musikalisch bringt es eine neue Facette, weil sich Jason Aldean damit ein wenig in Richtung Blues blickt, ohne jedoch wirklich darin einzutauchen. Auch ist der Song überraschend ruhig für eine erste Single, die traditionell fast immer eine Uptempo Rock Nummer war. Es musste also etwas her, um die Ballade aus dem ruhigen Dämmerlicht zu holen.

Und dabei hilft ihm der namhafte Video Regisseurs Shaun Silva, wie Jason Aldean bestätigt: "Ich habe zu Shaun gesagt, ich möchte, dass das Video die Liebesgeschichte hinter dem Song erzählt. Und ich denke, wenn er etwas kann, dann aus einer Idee eine coole Geschichte machen." So erzählt das Video zur Single die Geschichte, die dem Liedtext selbst eigentlich fehlt. Das völlig Neue daran ist jedoch, dass es sich um eine Trilogie handelt!

Mit anderen Worten, es gibt 3 Videos zur Single, mit einer Gesamtlänge von rund 15 Minuten. Etwas, das man zwar auch schon bisher gesehen hat, allerdings waren es dabei immer 3 verschiedene Songs, die als Grundlage dienten. So wie bei der legendären Video-Trilogie von Travis Tritt zu seinen Songs 'Anymore' (1991) / 'Tell Me I Was Dreaming' (1995) und 'If I Lost You' (1998). Das ist bei 'You Make It Easy' anders.


Denn hier entstanden drei Video-Versionen zum gleichen Lied, mit dem feinen Unterschied, dass sie hintereinander eine zusammenhängende Geschichte erzählen. Mit anderen Worten, man muss sich den Song dreimal anhören, um die Geschichte zu Ende zu sehen; was auch schon auf die Schwäche des Konzepts hinweist. Wiederholungen und unnotwendige Längen geben einem das Gefühl, das Material künstlich strecken zu wollen. Mit Sicherheit ließe sich das Material auf ein (vielleicht etwas längeres) Video kürzen, aber damit die enthaltenen Emotionen intensiver wirken.

Denn trotz einer Länge von 15 Minuten sind die dramatisch-tragischen Themen, die es ja explizit im Liedtext nicht gibt, viel zu kurz angerissen. Andererseits sind bei der aktuellen Umsetzung zu viele Füllszenen zwischen Bett und Badewanne enthalten. Luke Benward spielt die Hauptrolle in diesem Projekt, das Kreativität beweist, aber am Ende nicht so recht zu überzeugen vermag. Die Hit-Qualität des Liedes (das bereits auf dem Weg nach oben in den Charts ist) könnte sich jedoch schon daran zeigen, ob man das Lied nach dreimaligem Video-Durchlauf noch hören kann ...