2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Arkansas


"Das ist mein sechstes Solo-Album und wenn man den Weg meiner Solo-Projekte seit den frühen 2000er Jahren verfolgt, dann hört man die Entwicklung, die zu diesem Album führte. Es ist Ausdruck all dessen, was ich bis heute gemacht habe. Und es klingt nach Dixieland, getunkt in Bluegrass und gewürzt mit Delta Blues."
(John Oates / folkradio.co.uk / 22. Jänner 2018)

Am 7. April 2018 wird John Oates 70 Jahre alt, auch wenn man ihm das nicht wirklich ansieht. Geboren in New York City, aufgewachsen in Philadelphia kann er auf ein mehr als nur erfolgreiches Leben als Musiker zurückblicken. Heute ist er Mitglied sowohl der Rock and Roll Hall of Fame, als auch der Songwriters Hall of Fame, nachdem er gemeinsam mit Daryl Hall in den 1970er bis Mitte der 1980er Jahre zu Weltruhm gekommen war. Ihre Fusion aus Rock and Roll und Rhythm & Blues machte sie unter dem Namen Hall & Oates weltweit bekannt. Bis heute gelten sie mit mehr als 30 Mio. verkauften Alben als eines der kommerziell erfolgreichsten Musikduos der Geschichte.

Hall & Oates sind bis heute als Musiker aktiv und waren erst 2017 auf einer US-Tournee mit der englischen Pop-Rock Band Tears for Fears zu sehen. Aber beide Musiker widmen sich seit 2000 vorallem ihren eigenen Solo-Karrieren. Und während Daryl Hall -der ursprünglichen Lead-Stimme von Hall & Oates- seinem Stil treu geblieben ist, hat John Oates begonnen stilistisch, neue Pfade zu beschreiten. Eine Entwicklung, die am 2. Februar 2018 mit der Veröffentlichung seines neuesten Albums seinen bisherigen Höhepunkt erreicht hat.

Unter dem Titel "Arkansas" präsentiert John Oates ein Projekt, das schwer zu kategorisieren ist, aber wohl am besten in die Americana-Schublade passt. Jedenfalls ist es ein echtes Roots-Album, denn er geht damit zu den frühesten Wurzeln moderner Amerikanischer Musik zurück. Das macht Sinn, wenn man versteht, woher John Oates musikalisch eigentlich kommt. "In meinem Leben vor der Hall & Oates Zeit war ich eigentlich ein Folk und Blues Gitarrist. Ich hatte das Glück in der Philadelphia Folk Szene aufzuwachsen und dabei von vielen großartigen Interpreten zu lernen. Das wurde damit zu einem ganz wichtigen Teil meiner musikalischen DNA", erklärt er.

Heute lebt er in Nashville, wo sich der Kreis für ihn mit der Aufnahme des neuen Albums vorerst auch schließt. "Ich kam hierher in den 90ern und begann Songs zu schreiben. Es heißt nicht umsonst Music City und als ich beschloss, hierher zu ziehen, hat es mein ganzes Leben verändert. Das Talent und musikalische Können hier ist so hoch, dass es mich angespornt hat, selbst wieder zu üben, um besser zu werden. Es wurde zu meiner Inspiration, denn ich wollte mich hier nicht nur mit den weltbesten Musikern umgeben, sondern auch ein Teil davon werden."

Ursprünglich hätte das Album "Hurt" heißen sollen und zu einer Hommage an den Blues Musiker Mississippi John Hurt, einem Vorbild von John Oates, werden. "Ich liebe den Stil, wie er seine Gitarre spielte - niemand sonst spielte wie er. Das hat mich fasziniert als junger Gitarrist und ich wollte es auch erlernen. Ich fand ihn einfach großartig."

"Also nahm ich einige seiner Stücke in akkustischen Solo-Versionen auf, war aber nicht zufrieden damit. Da ich Lieder aus den 1920er und 1930er Jahren mag, überlegte ich, wie die wohl klingen würden, wenn man sie mit einer Band einspielen würde?" Und aus dieser Überlegung gründete er The Good Road Band, mit der er das Album im Herbst und Winter 2016/17 in Nashville einspielte. So bekannte Studiomusiker wie Sam Bush auf der Mandoline, Russ Paul auf der Pedal Steel Gitarre, Matt Smith am Cello, Guthrie Trapp an der Gitarre, Josh Day am Schlagzeug und Steve Mackie am Bass, sorgten für die gelungene Umsetzung.


Das Lied 'Stagger Lee', erstmals aufgenommen 1923, war der erste Song, den sie gemeinsam neu einspielten. Und er wurde zum magischen Anfang für ein Projekt, das Billboard Magazine mit einem faszinierenden Museumsbesuch vergleicht, in dem man die frühe Geschichte von Musik bestaunen kann. Egal, ob später daraus Country, Blues oder Rock wurde.

"Die Tradition Amerikanischer Roots Musik hat sich über die Jahre hinweg in verschiedenste Richtungen entwickelt. Aber sie kommt von einer gemeinsamen Wurzel, nämlich der Geschichte des ländlichen Amerika. Es ist die Geschichte der Arbeiter, es sind die Geschichten über Herzschmerz, einfach und direkt und damit auch so universell. Es ist die Zeit bevor Populärmusik eine Rolle zu spielen begann."

Ganz wichtig blieb die Bemühung auf Authentizität. Man wollte kein modernes Album, das einem Großteil moderner Technik geschuldet ist. "Wir haben das Album komplett live eingespielt. Alles was man hört, haben wir genauso im Studio gespielt. Keine Overdubs, alles auf analogen Bändern. Wir wollten so authentisch sein, wie es nur irgndwie geht."

Neben dem Jimmie Rodgers Klassiker 'Miss the Mississippi and You' aus dem Jahre 1932 findet sich auch 'Anytime' auf dem Album. Von Emmett Miller 1924 geschrieben, hatte Eddy Arnold 1948(!) einen ersten Country Hit damit. Es sind zwei Beispiele für Songs auf dem Album, mit denen John Oates und The Good Road Band ihre Zeitlosigkeit beweisen. Und selbst die einzigen beiden neuen Songs -Titelsong 'Arkansas' und 'Dig Back Deep' - fügen sich perfekt in das Klangbild des Projektes ein.

So macht es Spaß, die höchst markante Stimme von John Oates zwischen den Geschichten, Melodien und Instrumenten zu hören, die fast 100 Jahre alt sind. Es gelingt ihm, uns zu den Wurzeln moderner Musik zurückführen, ohne dass es alt und abgestanden klingt. Manchmal macht man eben an den den unerwartetsten Orten die schönsten Entdeckungen und "Arkansas" gehört zweifellos dazu.

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