2024: an der Kreuzung von Pop und Country

Bild
"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Soul Music?

"Ich glaube fest daran, dass wir immer einen besonderen Bezug zur Musik haben, mit der unsere Eltern aufgewachsen sind. Viele fühlen sich irgendwie von dieser vergangenen Epoche musikalisch angzogen. Und obwohl wir keine persönlichen Erinnerungen daran haben, scheint es eine Verbindung zu geben."
(Alison Krauss, 2017)

Seit jungen Jahren ist Alison Krauss untrennbar mit Musik verbunden. Im Alter von nur 15 Jahren nimmt sie das erste von bis heute insgesamt 12 Studio-Alben auf. Hinzu kommen ein Live-Album und mehrere Compilations. Für ihr musikalisches Werk hat die heute 45-jährige bis dato 27 Grammy Awards erhalten und gilt damit als die Frau mit den meisten Grammy-Auszeichnungen aller Zeiten und als diejenige mit den zweitmeisten Auszeichnungen (nach dem Dirigenten Georg Solti), wenn man auch Nicht-Frauen berücksichtigt. Nun ist ein weiteres Kapitel dieser Erfolgsgeschichte angekündigt.



Wer ihre Sopranstimme das erste Mal hört, der wird sich kaum gegen den Begriff "engelhaft" verwehren können. Damit ist Alison Krauss (solo oder mit ihrer Band Union Station) primär in der Stilrichtung Bluegrass tätig. Ein Genre, das in der klassischen Form rein akkustisch auf Seiteninstrumenten gespielt und von mehrstimmigem Gesang in hohen Tonlagen (dem sogenannten high lonesome sound) begleitet wird.

Viele schieben Bluegrass auf die Schnelle dem Country-Genre zu. Aber speziell Bluegrass-Musiker grenzen sich meist vehement dagegen ab, weil sie im Gegensatz zum kommerziellen Country immer noch ganz intensiv mit ihren musikalischen Wurzeln in den Appalachen der US-Ostküste verbunden sind. Und auch kaum davon abgewichen sind. Aber auf Grund der musikalischen Nähe zu Country lässt sich Bluegrass fairerweise als ein, wenn auch sehr eigenständiges, Sub-Genre von Country bezeichnen.

Genre-Grenzen, die aber von der Künstlerin Alison Krauss nicht immer so ernst genommen werden. Ohne sich selbst untreu zu werden, hat sie immer wieder diese Grenzen erfolgreich überschritten und sich so einem weiteren Publikum bekannt gemacht.

1995 nahm sie für das Gedenk-Album an Keith Whitley ("Keith Whitley: A Tribute") eine Cover-Version seines Nummer-1 Hits 'When You Say Nothing At All' auf. Keith Whitley war 1989 im Alter von nur 34 Jahren an einer Alkoholvergiftung verstorben. Der Song wurde zu ihrem ersten Country Top-10 Hit und speziell in Europa 1999 durch die Version von Ronan Keating ein Riesenhit.




2004 lud Brad Paisley sie ein, mit ihm den Song 'Whiskey Lullabye' für sein Album "Mud on the Tires" aufzunehmen. Das Lied kletterte bis auf Platz 3 der Billboard Hot Country Song Charts (und Platz 41 in den Billboard Hot 100 Pop Charts), wurde mehrfach ausgezeichnet und hat bis heute Doppel-Platin Status erreicht. Ein zusätzliches Highlight schuf Rick Schroder mit seiner Rolle im Video zum Lied, für das sogar eine Extended Version produziert wurde.



Spätestens 2008 kannte die musikinteressierte Welt dann Alison Krauss über alle musikalischen Genre Grenzen hinweg. Denn bei den 51. Grammy Awards war sie gemeinsam mit Robert Plant (Lead Sänger von Led Zeppelin) die große Gewinnerin, als ihr gemeinsames Album aus dem Jahre 2007, "Raising Sand", 5 Grammies abräumte (darunter den Preis für das All-Genre Album des Jahres).



Im Soge dieses unerwarteten Erfolges war 2011 ihr bis dato letzes Album "Paper Airplanes" erschienen. Wieder gemeinsam mit ihrer Band Union Station eingepsielt, war es trotz der melancholischen Stimmung, als Album kommerziell erfolgreich (Nummer 11 in den UK-Charts), produzierte jedoch keine Chart Singles.



Nun folgt ein weiteres Kapitel in der musikalischen Geschichte von Alison Krauss und viele sehen das für den 17. Februar 2017 (bzw. 3. März außerhalb der USA) angekündigte Album schon vor seinem Erscheinen als heißen Grammy Awards Kandidaten für 2018. Produziert vom langjährigen Produzenten von Kenny Chesney, Buddy Cannon, war das Album "Windy City" rund 3 Jahre lang in Fertigstellung. Bereits 2013 hatten die Arbeiten am Album begonnen, dessen Thema Coverversionen von Country und Bluegrass Songs sein sollte.

Wunsch war es, Songs zu verwenden, die alle vor Alison Krauss' Geburt entstanden waren. Musik, mit der möglicherweise ihre und viele andere Eltern groß geworden waren. Das Besondere daran ist jedoch, dass das Album die Songs stilistisch neu einkleidet.  Denn musikalisch werden sie nicht als Bluegrass oder Country in Szene gesetzt, sondern mit Streichern und Orchester im Hintergrund, liegen sie näher bei Frank Sinatra, als bei Bill Monroe dem musikalischen Vater des Bluegrass.

Und durch die engelhafte Stimme von Alison Krauss, sowie die elegante Produktion von Buddy Cannon gewinnt das Werk an Leichtigkeit und erhebt sich in soulige Höhen, deren Grenzen ein Frank Sinatra stimmbedingt gar nicht erreichen konnte. Eine ganze Schar von musikalischen Gästen bringen weiters entweder stimmlich oder mit Instrumenten zusätzliche Elemente ein. Neben Union Station sind als Background Vocals Melonie Cannon (die Tochter des Produzenten), Hank Williams, Jr., Teddy Gentry von der Band Alabama, Jamey Johnson und u.a. Suzanne Cox von der Bluegrass Formation The Cox Family mit im Spiel. Wer diese ruhige Stilrichtung mag, für den wird "Windy City" mit Sicherheit eines der ganz großen Highlights des Jahres 2017 sein.



Die Titelliste des Albums setzt sich wie folgt zusammen:

1. Losing You – im Original von Brenda Lee für ihr Album "Let Me Sing" (1963) aufgenommen.
2. It’s Goodbye And So Long To You – Background Vocals: Dan Tyminski und Hank Williams Jr. Geschrieben 1952 und erstmals aufgenommen 1979 von The Osborne Brothers gemeinsam mit Mac Wiseman, für ihre Zusammenstellung "The Essential Bluegrass Album" (1979).
3. Windy City  – Background Vocals: Suzanne Cox Und Jamey Johnson.  Im Original aufgenommen von der Bluegrass Formation The Osborne Brothers.
4. I Never Cared For You – Background Vocals: Suzanne Cox Und Sidney Cox. Geschreiben und erstmals aufgenommen von Willie Nelson 1964.
5. River In The Rain – Geschrieben von Roger Miller für das Broadway Musical Big River: The Adventures of Huckleberry Finn (1985).
6. Dream Of Me – Background Vocals: Buddy Cannon Und Melonie Cannon. Geschrieben von Buddy Cannon (dem Produzenten), Jimmy Darrell & Raleigh Squires. Aufgenommen von Vern Gosdin fürsein Album "Today My World Slipped Away" (1981).
7. Gentle On My Mind – Background Vocals: Teddy Gentry und Suzanne Cox. Geschrieben und erstamls aufgenommen von John Hartford, aber weltbekannt geworden durch die Aufnahme von Glen Campbell für sein gleichnamiges Album aus dem Jahre 1967.
8. All Alone Am I – Ursprünglich geschrieben vom Griechischen Komponisten Manos Hadjidakis für den Film The Island of the Brave. 1962 machte Brenda Lee das Lied zum Titelsong ihres Albums aus dem Jahre 1962.
9. Poison Love – Background Vocals: Dan Tyminski Und Jamey Johnson. Erstmals aufgenommen von  Bill Monroe als B-Seite von “On the Old Kentucky Shore” das 1951 als Single veröffentlicht worden war.
10. You Don’t Know Me – Geschrieben von Cindy Walker & Eddy Arnold und von letzterem als Single 1955 veröffentlicht. Bekannter wurde der Song 1962 durch die Aufnahme von Ray Charles auf seinem Album "Modern Sounds in Country and Western Music" (1962).

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schlafzimmer-Song

Du wirst an mich denken!

Whiskey wegen dir

Reggae Stiefel

Irland

Garthquake