Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Belleau Wood

"Und für einen flüchtigen Moment lang,
schien die Antwort doch so klar.
Der Himmel ist nicht über den Wolken,
er liegt nur jenseits unserer Ängste.
Es liegt an uns ihn hier zu finden."
(Belleau Wood / Joe Henry, Garth Brooks)

"Sevens" war der Titel des vorletzten Albums, bevor sich Garth Brooks 2001 aus der Öffentlichkeit zurückzog, um seine Kinder aufwachsen zu sehen. Es war das 7. Album seiner Karriere und für die erste Auflage wurden 777.777 Stück produziert (heute ist "Sevens" eines der 7 Garth Brooks Alben mit Diamant-Status, d.h. es wurden davon inzwischen über 10 Mio. Einheiten verkauft). Für den am 7. Februar geborenen Sänger ist die "7" eine Glückszahl und so enthält "Sevens" auch 2x7 Songs. Der 14. Titel ist inzwischen fast vergessen, denn er war nie eine Single. Aber die zeitlose Geschichte über die Sehnsucht nach Menschlichkeit in einer Welt voller Angst und Schrecken, scheint uns immer wieder einzuholen. Und schon lange nicht mehr war 'Belleau Wood' so zeitgemäß, wie 2016.

Eigentlich ist 'Belleau Wood' ein Weihnachtslied. Oder vielleicht doch eher eine Geschichte, die zu Weihnachten spielt, was beim oberflächlichen Hören jedoch nicht gleich kenntlich wird. Zwar beginnt das Lied mit der Beschreibung von Schneefall, aber es folgen weder klingende Glöckchen noch Schlittenfahrten durch die Winterpracht.

"So lautlos fielen die Schneeflocken
über dem Wald von Belleau in jener Nacht.
Denn eine weihnachtliche Waffenruhe ward ausgerufen,
auf beiden Seiten der Schlacht,
als wir in unseren Gräben lagen."

Der 1960 in North Carolina geborene Joe Henry hatte 1997 bereits 6 Alben veröffentlicht und gilt bis heute als schwer einzuordnender Songwriter mit einer Leidenschaft für jegliche Form von Musik. Verheiratet mit der Schwester von Madonna, ist er auch als Produzent und Gitarrist tätig und hat bis heute 14 Alben veröffentlicht. Sein aktuelles Album aus dem Jahre 2016 ist eine Zusammenarbeit mit Billy Bragg zu Ehren der Amerikanischen Eisenbahn. Von Chicago aus fuhren die beiden mit dem Zug bis nach Los Angeles und spielten auf dem Weg dorthin das Album "Shine A Light: Field Recordings From The Great American Railroad" ein.



Aber 1997 tat sich Joe Henry mit Garth Brooks zusammen, um ein Lied zu schreiben, das auf einer wahren Begebenheit basiert. Dass sie dabei die Fakten in ihrer künstlerischen Freiheit etwas veränderten tut dem außergewöhnlichen Lied und seiner Geschichte keinen Abbruch. Denn der Wald von Belleau, im Norden Frankreichs, war zwar im 1. Weltkrieg 1918 Schauplatz einer Schlacht zwischen deutschen und amerikanischen Truppen, allerdings fand diese im Juni und nicht im Dezember statt.

Dafür soll sich der berühmte Weihnachtsfrieden bzw. die nicht autorisierte weihnachtliche Waffenruhe 1914 an der Westfront in Belgien zwischen deutschen und britischen Einheiten zugetragen haben. Am 23. Dezember waren die meisten Schusswechsel eingestellt und man hatte erst zaghaft, dann immer mutiger begonnen, über die Frontlinie hinaus, sich auf eine Waffenruhe und ein Begehen des Weihnachtsfestes einzulassen.

"Die Stille wurde unterbrochen
von einem deutschen Soldaten,
der zu singen begann,
ein Lied das wir alle kannten,
obwohl wir die Sprache nicht verstanden.
Das Lied war "Stille Nacht".
Dann hörte ich meinen Kameraden flüstern,
'Alles schläft, einsam wacht'."

Joe Henry und Garth Brooks verschmelzen diese beiden Ereignisse und es entsteht eine Geschichte über Hoffnung und Angst, und dem Wunsch nach menschlicher Gemeinsamkeit. Besonders das Singen von Weihnachtsliedern wird im Zusammenhang mit den Berichten über den historischen Weihnachtsfrieden des 1. Weltkriegs immer wieder herausgestrichen. Lieder und Musik als verbindendes Element zwischen Völkern und Kulturen. Das Überwinden von Grenzen und -in diesem Fall- Schützengräben in einem ernüchternd schrecklichen Krieg.

"Angst und Zweifel umfingen mich,
denn sollte ich nicht recht haben,
würde ich sterben.
Aber ich stand auf in meinem Schützengraben
und begann laut mitzusingen.
Und am anderen Ende des gefrorenen Schlachtfeldes,
stimmte eine weitere Stimme ein,
bis einer nach dem anderen
zu einem Teil des Chores wurde."

"Dann schien es wie im Traum,
denn geradeaus in Sichtweite,
stand ein deutscher Soldat,
zwischen weißen Flocken,
und er hob die Hand und lächelte.
Als ob er sagen wollte,
ich hoffe, wir werden beide leben
und bessere Zeiten finden."

Bevor nun die Künstler jedoch ein erhofftes Happy-End erfinden, werfen sie den kurzen himmlischen Moment zurück in vom Mündungsfeuer der Geschütze erleuchteten Schlund der Hölle. Terror und Krieg waren in Europa schon lange nicht mehr so gegenwärtig wie 2016.

"Und des Teufels Uhr schlug Mitternacht,
der Himmel entflammte erneut,
und das Schlachtfeld, wo eben noch der Himmel war,
verwandelte sich wieder in die Hölle."

Und so berührt es doppelt, wenn Garth Brooks dieses außergewöhnliche Lied in der Fernsehsendung "Good Morning America" kurz vor Weihnachten 2016 in seiner unvergleichlich einfühlsamen Weise präsentiert. Weihnachtslieder dürfen auch nachdenklich stimmen und müssen sich nicht nur um Geschenke und Weihnachtsbäume drehen ...


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