"Aber nur weil es brennt,
bringt es dich nicht um.
Du musst nur wieder aufstehen,
und es wieder probieren und probieren."
(Try / Michael Busbee, Benjamin West)
In keiner anderen Stadt der Welt ist der Anteil an Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Liedern verdienen, so hoch wie in Nashville, Tennessee. Der Berufstand des hauptberuflichen Songwriters muss wohl hier entstanden sein. Dabei ist es nicht unbedingt der Job, der im Normalfall zu Berühmtheit führt. Ja in keiner anderen Kunstform wird soviel Geld gemacht, wie im Musikgeschäft, ohne dass man die Urheber der Hits wirklich kennt.
Aber auch nicht jeder schafft es, dauerhaft erfolgreich zu sein. Im ursprünglich kleinen Segment der Country Music war die Konkurrenz groß. Entsprechend schwer war es, Fuß zu fassen. Die Community galt als eingeschworen und ohne Beziehungen durfte man nicht rechnen, in ihren inneren Kreis aufgenommen zu werden.
Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Nashville hat sich viel mehr geöffnet und damit auch andere Stilrichtungen angelockt. Das zeigt sich am Sound, der in den Country Charts Eingang gefunden hat, aber auch an der gewachsenen Mainstream Popularität des vormals Nischen-Genres. Aus
Music City USA wurde
Music City, ein musikalisches Zentrum für Musik und Musiker aus aller Welt. Von
Joe Bonamassa bis
Andreas Gabalier oder
Silbermond, alle kommen nach Nashville, um hier musikalische Inspiration zu sammeln.
Und so ist es zumehmend nicht mehr ungewöhnlich, die Namen von Songwritern und Produzenten hinter Hit-Titeln zu finden, deren Betätigungsfeld nicht vorwiegend
Country darstellt. Längst werden auch in Nashville Songs kaum mehr an der Gitarre entwickelt, sondern am Laptop, Computer oder Smartphone. Fast zwangläufig finden damit Stilelemente in die Country Music Eingang, die man bisher nur aus anderen Stilrichtungen kannte.
Auch wenn das für Traditionalisten ein mächtiger Dorn im Auge ist, spiegelt es die aufregende musikalische Vielfalt und Offenheit wieder, die zur Zeit von Nashville ausgeht. Und einer der Namen, der dabei immer öfter ins Spiel gebracht wird, lautet
busbee. Vollständig heißt er eigentlich
Michael Busbee, aber in der Branche kennt man ihn inzwischen ganz leger als
busbee.
Auch er lebt mit dem Schicksal, ganz entscheidend für Hits verantwortlich zu sein, ohne dass die meisten schon mal von ihm gehört haben. Wobei das Wort '
Schicksal' den falschen Eindruck erweckt. Denn
busbee lebt inzwischen nicht nur ganz gut davon, sondern auch ganz gut damit.
"Ich liebe es, für andere zu schreiben. Es ist eine höchst spannende Herausforderung, sich in andere hineinzuversetzen und Lieder zu schreiben, die sie begeistern", sagt
busbee.
Aber wer ist nun dieser
busbee und warum sollte man ihn kennen?
Geboren und aufgewachsen in Kalifornien, lebt
Michael Busbee heute mit seiner Familie in L.A. Auf seinem Lebenslauf würde wohl in der Rubrik Berufsbezeichnung Songwriter, Produzent und Musiker stehen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Aber auch er hat seine Zeit gebraucht und musste erst seine Erfahrungen sammeln, um das für sich herauszufinden.
Denn begonnen hatte es mit einer Leidenschaft zu
Jazz und
Myles Davis. Gemeinsam mit der Begeisterung für das Instrument der Posaune (neben einer Reihe anderer Jazz Blasinstrumente) brachte ihm das ein Stipendium an der
William Paterson University in New Jersey ein, sowie ein Auszeichnung als einer der besten Nachwuchs Jazz-Posaunisten.
Sein musikalisches Universum begann kommerzieller zu werden, als er
Stevie Wonder und
Sting entdeckte. Im Jahr 2000 ging er dann nach L.A. und arbeitete dort für den Pop Produzenten
Eric Valentine. Nebenbei begann er Musik zu schreiben. Seinen Lebensunterhalt verdiente er allerdings vorerst noch im Produktionsstudio.
"Damals wusste ich noch nicht, dass ich ein Songwriter war. Ich wollte einfach in der Musikindustrie mein Geld verdienen." sagt er zurückblickend.
Greg Becker aus Boston, der erst Neuropsychologie und dann an der
Berklee School of Music studiert hatte, war bereits 1995 nach Nashville gekommen, um hier als Songwriter zu arbeiten und zu leben. Heute haben seine Songs weltweit mehr als 20 Millionen Tonträger verkauft und Interpreten von
Meatloaf bis
Carrie Underwood haben seine Songs aufgenommen.
Er war es dann auch, der 2006
Mike Busbee überredete nach Nashville zu kommen, wo er ihn unter anderem dem Produzenten
Dann Huff vorstellte. Diese Kontakte und sein eigenes Talent führten schließlich dazu, dass im Frühjahr 2009
Rascal Flatts mit dem
busbee Song '
Summer Nights' einen Nummer-2 Hit in den
Billboard Hot Country Song Charts landeten. Der bis dahin größte Erfolg für den Produzenten und Songwriter.
Aber
busbee beschränkte sich nicht nur auf Nashville, sondern entwickelte auch seine bisherigen Kontakte in L.A. weiter. Dort blieb auch sein Lebensmittelpunkt und von hier machte er sich zunehmend einen Namen in der Pop-Musik Welt.
Ebenfalls 2009 erreichte
Timbaland, featuring
Katy Perry mit '
If We Ever Meet Again' Platz 3 der UK Singles Charts, und
Alexandra Burke, featuring
Flo Rida mit '
Bad Boys' Platz 1 der UK Singles Charts. 2010 folgte der erste Nummer-1 Hit in den
Billboard Hot Country Song Charts mit '
Our Kind of Love' von
Lady Antebellum und im Folgejahr der Top-15 Hit '
Storm Warning' für
Hunter Hayes.
Kelly Clarkson eroberte 2011 mit dem
busbee Song '
Dark Side' Platz 1 der
Billboard Dance Charts, genauso wie
Jessica Sutta mit '
Show Me'. 2012 folgte der Nummer-1 Adult-Pop-Hit '
Try' für
Pink. All das führte dazu, dass
busbee immer begehrter als Songwriter, aber auch als Produzent wurde.
Auf der Popseite produzierte
busbee u.a. Stars wie
Christina Aguilera,
Daughtry,
Adam Lambert und
Shakira, auf der Country-Seite
Lady Antebellum, Teile des aktuellen
Keith Urban Albums "
Ripcord", sowie das brandneue Album "
Hero" von Newcomerin
Maren Morris, mit der er gemeinsam auch die Mehrzahl der Songs für das Album schrieb.
Auch
Florida Georgia Line dominiert bereits seit 5 Wochen die Spitze der
Billboard Hot Country Song Charts mit einem
busbee Song: '
H.O.L.Y.'. Dabei kam der Song erst auf Umwegen zu
Florida Georgia Line.
"Es gab Überlegungen, dass es ein Justin Bieber Song werden sollte und wir hatten ihn auch schon mit einem anderen Interpreten aufgenommen", verdeutlichte
busbee. Dabei waren selbst FGL beim ersten Hören skeptisch, ob es überhaupt der richtige Titel für sie wäre.
Neben den ganz großen Hits liest sich die Liste der Interpreten aus
Pop und
Country, die inzwischen
busbee Songs aufgenommen haben, wie ein Who-is-Who der Musikwelt:
5 Seconds of Summer,
Backstreet Boys,
Boyzone,
Toni Braxton,
Christina Aguilera,
Shakira,
Adam Lambert,
The Fray,
Usher,
Garth Brooks ('People Loving People'),
Jason Aldean,
Little Big Town,
Blake Shelton,
Scotty McCreery,
Kellie Pickler oder
Sara Evans.
"Ich habe als Pop Songwriter angefangen und ich würde mich immer noch als solcher bezeichnen. Aber ich bin dankbar, dass ich soviel in Nashville gelernt habe. Talent und Messlatte sind dort unglaublich hoch." fasst
busbee gegenüber
Rolling Stone Country zusammen. Und im gleichen Atemzug auch den Unterschied:
"In Nashville kriegst Du eine Chance, wenn man glaubt, dass Du Talent hast. Im Pop-Bereich geht es mehr darum, was Du zuletzt geliefert hast."
Geliefert hat
busbee jedenfalls schon viel und ich gehe davon aus, dass wir noch viel mehr von ihm hören werden. Und nicht zuletzt deshalb kann man sich schon mal den Namen eines Songwriters merken.
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