2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Und doch werde ich Nashville nie verlassen!

"Einmal bist du ganz oben, dann wieder nicht.
Glückwünsche oder Whiskey,
bis du dich ganz alleine am Parkplatz übergibst."
(Leaving Nashville / D. Woods, A. Stoklasa)

Am 5. Februar 2016 wird Charles Kelley sein erstes Solo-Album "The Driver" veröffentlichen. Und was man bisher daraus gehört hat, wird er damit eines der frühen Highlights des Jahres setzen. Der Sänger der aktuell untergetauchten Gruppe Lady Antebellum erzählte der Huffington Post: "Wenn Du in einer Band wie Lady A spielst, dann sieht jeder nur die übergroße Produktion. Das was ich jetzt mache dreht sich viel mehr um die Songs. Da gibt es keine große Ablenkung rundherum, sodass sich die Menschen mehr auf die Texte und meine Stimme konzentrieren können."

Texte und Stimme. Songwriter und Musikinterpret. In kaum einem anderen Musik Genre sind die beiden so oft unterschiedliche Personen. Ja traditionellerweise haben Country Interpreten sehr häufig NICHT ihre eigenen Hits geschrieben. Und so kommt es, dass Nashville auch die wichtigste Stadt der Songwriter ist. Frauen und Männer zieht es hierher, um ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Musik und/oder Texten zu verdienen. Denn genau hier sind sie auch ganz nahe am Puls der Musik.
Und aus manchen Songwritern wird so letztendlich sogar noch ein Interpret, wie zum Beispiel Chris Stapleton. Der war fast 15 Jahre lang in Nashville als Songwriter tätig, ehe er 2015 sein erstes Album als Solo-Künstler ("Traveller") veröffentlichen konnte. Die meisten Songwriter treten jedoch nie ins Scheinwerferlicht, sondern bleiben im Schatten und versuchen von dort aus erfolgreich zu sein. Was meist schwierig genug ist.

Einer der Vorab-Titel auf "The Driver" von Charles Kelley ist der großartige Titel 'Leaving Nashville', in dem er nicht nur stimmlich brilliert und berührt, sondern in dem es genau um das Leben des Songwriters geht. Ein Leben zwischen Hoffnung auf Erfolg, und Schmerz und Enttäuschung über ausbleibende Anerkennung.

"Du legst Dein Herz in 3 Minuten und 20 Sekunden,
Du denkst gar nicht ans Geld.
Du stellst das Lied dann vor - und niemand hört Dir zu."
(Leaving Nashville / D. Woods, A. Stoklasa)

Und daher benötigt ein Songwriter auch einen Musikverlag. Erst dieser stellt die Verbindung zu Interpreten, Schallplattenfirmen (Labels) und der breiten Öffentlichkeit her. Und so ist Nashville über die Jahre hinweg zu einem Mekka der Musikverlage geworden. Unzählige kleine und größere Verlage finden sich hier, mit so kreativen Namen wie 3 Ring Circus Music, Still Working Music, Magic Mustang Music oder Demolition Music Publishing.

Die meisten von ihnen nehmen Songwriter als staff unter Vertrag und bezahlen ihnen in Form von Vorschüssen auf spätere Veröffentlichungen (Hits!) ein laufendes Gehalt. Das ermöglicht dem Author ein geregeltes Einkommen und erlaubt es ihm auch, eine längere Durststrecke ohne Veröffentlichungen zu überstehen. Ansonsten ist der Songwriter auf die Tantiemen angewiesen, die erst dann in Form eines Schecks kommen, wenn sich das Lied (oder manchmal das zugehörige Album) als Hit herausstellt.

"Und dann hast Du eine Aufnahme und kriegst den ersten Scheck.
Aber wenn es keine Single wird, dann ist da nicht viel drauf.
Heute bist Du noch ganz oben, morgen schon nicht mehr."
(Leaving Nashville / D. Woods, A. Stoklasa)

War es früher eher üblich alleine Lieder zu schreiben, so ist es heute modern, in Teams mit anderen (oft auch den Interpreten selbst) gemeinsam Lieder zu schreiben. Das liefert potentiell mehr kreativen Input und nimmt etwas vom Erfolgsdruck. Gleichzeitig bedeutet ein möglicher Hit dann allerdings auch, die Tantiemen entsprechend teilen zu müssen. Und Songwriter, die gerade einen Hit gelandet haben, sind dann besonders begehrt und erhalten Anfragen, für gemeinsame Writing-Sessions.

"Alte Freunde rufen Dich an,
sie sagen, Hab dein Lied gehört - wie wär's,
wenn wir wiedermal zusammen schreiben?
Und Du überlegst Dir immer neue Arten, Nein zu sagen.

Und dann gelingt Dir 6 Monate lang einfach nichts,
jeden zweiten Tag gibt's eine Ablehnung.
Dann rufst Du wieder alte Freund an ...
genauso läuft das."
(Leaving Nashville / D. Woods, A. Stoklasa)

Obwohl es diverse Preise und Auszeichnungen für Songwriter gibt (Grammy Award for Song of the Year, oder auch den CMA Award for Song of the Year), bei denen die Authoren von Songs ausgezeichnet werden, so bleiben diese selbst meist doch unbekannt. Wer kennt schon Lori McKenna, Liz Rose und Hillary Lindsey? Dabei haben die drei den spektakulärsten Country Song des Jahres 2015 geschrieben, nämlich 'Girl Crush' von Little Big Town, der bis dato rund 2 Mio. Stück verkauft hat.

Am Ende bleibt der erfolgreich, der es aus Leidenschaft und nicht um des Ruhmes willen macht. Und diese Leidenschaft leuchtet hell, wenn Charles Kelley über sein kommendes Album 'The Driver' spricht. "Für mich hat es etwas damit zu tun, wieder zu sich selbst zurückzufinden; wieder ganz alleine und verletztlich auf der Bühne zu stehen. So wie es ganz am Anfang war, als man das erste eigene Lied im Radio hörte."

Die erste Single 'The Driver' ist für einen Grammy nominiert, das funkige 'Lonely Girl' ist jetzt schon einer der coolsten Songs des Jahres (nicht nur wegen des Videos)! Mit Spannung warte ich auf den 5. Februar 2016 und wünsche Charles Kelley auch den erhofften kommerziellen Erfolg mit seinem ersten Solo-Album. In der Hoffnung, dass es vielleicht nicht das letzte bleiben wird.

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