2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Ein neues Konzept?

"Wie kann man nur behaupten, eine [Stilrichtung] hat mehr Berechtigung als eine andere? Sie sind einfach unterschiedlich. Für mich ist es das dümmste Argument überhaupt, sich darüber zu streiten, was echt ist und was nicht."
(Dave Cobb / NPR-Interview)

Lange ist es her, dass ein Produzent aus dem Country Genre so viel Schlagzeilen machte, wie aktuell Dave Cobb. Die Medien stehen Schlange für ein Interview mit ihm, die Industrie wartet mit Spannung auf seine nächsten Veröffentlichungen und die National Academy of Recording Arts and Sciences hat ihn gerade für einen Grammy als besten Produzenten des Jahres bei den bevorstehenden Verleihungen nominiert.


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Dabei kam der 1974 in Savannah, Georgia geborene Musiker und Produzent erst 2005 wirklich in Berührung mit Country Music. Bis dahin war er aufgewachsen mit u.a. Funk Music (The Meters), Brit-Pop (The Beatles) und Rock (The Rolling Stones). Professionell begann er als Studiomusiker zu arbeiten, dann spielt er 7 Jahre lang in der Alternativ Rock Band Tender Idols, ehe er als 30-jähriger nach Los Angeles zog.

In diesen, seinen Kalifornien-Jahren ergaben sich ungewöhnlicherweise und zufällig die ersten Kontakte zu Country Music. Denn entscheidend für seinen weiteren Weg war das Zusammentreffen mit dem damals 25-jährigen Shooter Jennings, Sohn der Country Legende Waylon Jennings. Shooter Jennings befand sich damals in einer Neufindungsphase, nachdem er in Los Angeles 3 Jahre lang Sänger der Rock Band Stargunn gewesen war. Er begann sich nicht nur vermehrt mit den musikalischen Wurzeln der Musik seines Vaters auseinanderzusetzen, sondern er fand in Dave Cobb gleichzeitig jemanden, von dem er sich als Musiker verstanden fühlte.

So produzierte Dave Cobb 2005 das offizielle Country Debüt Album von Shooter Jennings, "Put the O Back in Country". Es folgten weitere Alben für Shooter Jennings, sowie das posthume Waylon Jennings Album "Waylon Forever". Nun begannen sich die Kontakte zu erweitern. 2008 produzierte er das hochgelobte Jamey Johnson Album "That Lonesome Song" und im Jahr darauf das Comeback Album der Oak Ridge Boys "The Boys Are Back", auf dem sie John Lee Hooker ('Boom, Boom') und The White Stripes ('Seven Nation Army') coverten.

Als das Interesse an ihm immer größer wurde, übersiedelte Dave Cobb 2011 endgültig nach Nashville. "Ich denke ich ging aus dem selben Grund nach Nasvhille, aus dem es alle anderen auch tun. Für mich war es das Mekka der Musik. Ich war noch nie in einer Stadt, die soviel musikalische Energie hat, wie Nashville. Die Tatsache, dass ich hier jeden Abend in eine Bar gehen konnte und exzellente Musik hören -und ich meine, jeden Abend- das ist einfach unglaublich.", erklärt er.


Zu dem Zeitpunkt hatte er bereits begonnen, Kontake zu den Interpreten zu knüpfen, die seine Karierre auf die nächsthöhere Ebene heben würden: die damals noch völlig unbekannten, unabhängigen Musiker ohne Major Label Vertrag Sturgill Simpson, Jason Isbell und Chris Stapleton. Und daraus ergaben sich in den Jahren 2013 - 2015 drei von Dave Cobb produzierte Alben, die zu den wichtigsten und möglicherweise bald einflussreichsten der Country-Rennaisance wurden:
"Southeastern" von Jason Isbell (2013)
"Metamodern Sounds in Country Music" von Sturgill Simpson (2014)
"Traveller" von Chris Stapleton (2015)


Alben, die dafür hochgelobt wurden, ihr Publikum mit Texten genauso anzusprechen, wie mit einem Sound, der mehr mit den Wurzeln der Künstler und deren Bezug zu Country Musik zu tun hat, als mit Einflüssen aus anderen Generes. Hier findet sich kein Hip-Hop und kein R&B. Cobb möchte Musik produzieren, die anders ist ("Ich möchte Musik so produzieren, dass sie klingt als käme sie aus einer anderen Welt."), aber doch dem Künstler aus der Seele spricht. Dabei ist es ihm nicht so wichtig, seinen eigenen Sound zu prägen, denn jedes Album ist neu und anders und das sollte im Vordergrund stehen. Es muss um den Künstler gehen und nicht um den Produzenten.


Mit diesem Ansatz begeistert er nicht nur immer mehr Künstler (die aktuellen Alben von Chris Isaak, Lindi Ortega und A Thousand Horses sind ebenfalls Dave Cobb - produziert), sondern auch die Medien und das Publikum. Und daher warten viele mit Spannung auf den 18. März 2016. Denn das ist das Veröffentlichungsdatum für ein Album, das in seiner Art schon als so gut wie ausgestorben galt: ein Konzeptalbum, produziert von Dave Cobb.

In Zeiten von Musik-Downloads und Streaming, in denen ein Album, praktisch seine Bedeutung verloren hat und bestenfalls als Box für einzelne Songs dient, war Dave Cobb selbst perplex, als ihm ein Bekannter den Vorschlag machte, ein Konzeptalbum zu produzieren. Also ein Album, das ein Thema hat oder überhaupt eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte, in der jedes Lied ein Kapitel symbolisiert. Ein Werk, das erst in seiner Gesamtheit vollständig ist. Einzelne Titel wirken dann aus dem Rahmen gerissen und unvollständig.

Aber je mehr er darüber nachdachte, umso mehr faszinierte ihn die Idee. Ganz besonders, weil eines der Alben, die ihn bis heute unglaublich beeindrucken, das Konzeptalbum "White Mansions" ist. Dieses erzählt den Blickwinkel der Südstaaten während des Amerikanischen Bürgerkrieges. Es wurde vom Engländer Paul Kennerley 1978 geschrieben und produziert. Waylon Jennings, Jessie Colter, John Dillon und Steve Cash sangen und Eric Clapton spielte an der Gitarre.

Auch wenn Konzeptalben im Nicht-Country Genre vielleicht am verbreitetsten und bekanntesten sind (man denke an Pink Floyd und ihr "The Wall" und "Dark Side of the Moon" oder The Who's "Tommy") so gibt es sie doch auch in der Country Music. Nicht viele sind kommerziell erfolgreich und werden von Labels wohl auch nicht so gerne gesehen, da sie meist kaum oder nur wenig Singles Material für die Charts enthalten.

Aber es gibt Ausnahmen, wie eines der vieleicht berühmtesten Konzeptalben in der Musikgeschichte überhaupt, "Red Headed Stranger" aus dem Jahre 1975, das den Aufsteig von Willie Nelson zum Superstar begründete. Lediglich 2 Songs wurden als Single ausgekoppelt, wovon 'Blue Eyes Crying in the Rain' bis auf Platz 1 schoss und heute als Klassiker gilt. Johnny Cash war ein weiterer Künstler der eine ganze Reihe von Konzeptalben veröffentlichte, wie "Bitter Tears: Ballads of the American Indian" oder "Blood, Sweat and Tears".

Das von Dave Cobb produzierte Album wird auf seinem eigenen Label Low Country Sound, das wiederum zu Elektra Records gehört, erscheinen. Der Titel steht für das Thema: "Southern Family".

Rolling Stone Magazine erklärte er: "Southern Family, weil jeder eine Geschichte kennt, von oder über Eltern, Großeeltern, Geschwister. Jeder kennt so eine ganz persönliche Geschichte, die ihm viel bedeutet und die andere nachempfinden können." Und er fügt hinzu, "Ich wollte, dass großartige Künstler speziell für dieses Album Lieder zutiefst ehrlich schreiben oder interpretieren. Songs, die auf kein anderes Album passen würden und nicht auf die Hitparade schielen."

Hinzu kommt, dass Dave Cobb auf Grund seines inzwischen erreichten Status auf dem Album versucht, einige der kommerziell größten aktuellen Interpreten mit independent Künstlern zusammen zu bringen. Daher wird es auf dem Album neben einigen sehr bekannten Namen auch einige geben, die den meisten (noch) nicht bekannt sind. Vollständig vertreten sind jedoch natürlich die 3 dark horses aus der independet Szene, die in den vergangenen 2 Jahren für soviel Aufsehen gesorgt haben: Jason Isbell, Sturgill Simpson und Chris Stapleton.


"Southern Family", produziert von Dave Cobb, gilt bereits als eines der mit am meisten Spannung erwarteten Veröffentlichungen des Jahres und deshalb gibt es hier auch bereits einen Trailer dafür. Die Inhaltsangabe liest sich wie folgt:

1. John Paul White, “Simple Song
2. Jason Isbell, “God Is A Working Man”
3. Brent Cobb, “Down Home”
4. Miranda Lambert, “Sweet By and By”
5. Morgane Stapleton with Chris Stapleton, “You Are My Sunshine”
6. Zac Brown, “Grandma’s Garden”
7. Jamey Johnson, “Momma’s Table”
8. Anderson East, “Learning”
9. Holly Williams, “Settle Down”
10. Brandy Clark, “I Cried”
11. Shooter Jennings, “Can You Come Over”?
12. Rich Robinson (featuring The Settles Connection), “The Way Home”

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