Am 3. Mai 2010 stand der Stadt
Nashville das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Nicht symbolisch, sondern tatsächlich. Sintflutartige Regenfälle am 1. und 2. Mai ließen den
Cumberland River über die Ufer treten und führten zu einer
Jahrtausend-Überschwemmung, die mit ihren Ausläufern bis
Kentucky und
Mississippi 31 Todesopfer forderte.
Nashville / Davidson County wurde zum Notstandsgebiet erklärt.
Downtown Nashville stand unter Wasser, ebenso wie das
LP-Field Football Stadion. Aus dem
Opryland Hotel mussten 1.500 Gäste not-evakuiert werden.
(Kaldari)
Aber
Nashville ließ sich nicht unterkriegen. Am 22. Juni 2010 fanden sich Stars zum Benefizkonzert '
Nashville Rising' in der
Bridgestone Arena in
Downtown Nashville zusammen, um mit erzielten $2,2 Mio. zu helfen. Und mit einer
mitreißenden Performance beim CMA-Fest 2010 zollte
Keith Urban und
Little Big Town den Opfern und Helfern ihren Respekt.
Fast Forward to 2015. Vergessen und verarbeitet ist die Katastrophe von 2010 und
Nashville ist zu einer der hippsten Städte der USA geworden. Seit über 4 Jahren steigen die Nächtigungsraten in Nashville konstant an.
TripAdvisor meldete am 27. Oktober 2015, dass die US-Stadt mit der höchsten Zunahme an Suchanfragen bei internationalen Reisenden
Nashville ist (+38% gegenüber dem Vorjahr).
Lonely Planet, der größte Reiseführer Verlag der Welt, reiht
Nashville auf
Platz 9 der weltweit populärsten Reiseziele für
2016. Und das bekannte Reisemagazin
Travel+Leisure setzte
Nashville im April 2015 auf
Platz 1 der freundlichsten Städte in Amerika.
Aber nicht nur als Tourismus-Destination glänzt Nashville, sondern es liegt inzwischen auch auf
Platz 28 der
Forbes Liste '
Best Places for Business and Career'. Darüberhinaus ist Nashville eine
Top-10 Destination für Messen und Kongresse in den USA und unter den 17 Top-Kongresshotels in ganz Amerika befinden sich gleich
3 aus Nashville.
2013 wurde das Veranstaltungszentrum
Music City Center (400.000m², Investitionskosten von $625 Mio.) im Herzen von Nashville eröffnet.
Während im Einzugsgebiet von Nashville rund 1,7 Mio. Menschen leben, sind in der Stadt Nashville aktuell rund 600.000 Menschen beheimatet. Damit ist Nashville nicht viel größer als Graz. Eine größere Kleinstadt, deren Downtown Zentrum sich auf 2 -3 Straßenzügen abspielt. Aber in den letzten 10 Jahren ist Nashville jährlich um 11.000 Einwohner gewachsen. Das ist dreimal mehr als der Durchschnitt.
All das musste erst möglich gemacht werden. Denn über Jahre hinweg ist Nashville nur horizontal gewachsen. In den letzten Jahren, bedingt durch die gestiegenen Besucherzahlen (2014 waren es stattliche 14 Mio.) und das Bevölkerungswachstum, begann Nashville auch vertikal zu wachsen.
Wer die Stadt in den letzten Jahren besucht hatte, der traf überall auf Baukräne. 6 Hotels sind in den Fertigstellungsphasen und werden für Nashville-Besucher weitere 1.500 Betten zur Verfügung stellen. Das ist ein Teil von rund 100 Bauprojekten, die aktuell in Ausführung sind und ein Inestitionsvolumen von rund $2 Mrd. umfassen. Darunter ein 30-stöckiger Office Tower, der zum US-Headquarter von Bridgestone, dem weltgrößten Reifenproduzenten wird, sowie 8 Appartement Türme mit Wohnungen. Im Oktober 2015 wurde bekannt gegeben, dass Sir Richard Branson für 2017 die Eröffnung eines Virgin Hotels mit 240 Zimmern in der Nähe der Music Row in Nashville plane. Die Immobilienpreise sind entsprechend gestiegen.
"Die Stadt ist im Aufbruch", sagt Richard Llyod, Soziologie Professor an der Nashville Vanderbilt Universität, in einem New York Times Artikel. "Es herrscht Begeisterung, darüber eine Großstadt zu werden. Aber es gibt auch Sorge und Angst davor, einen Teil der Nashville Seele zu verlieren. Man möchte zwar ernst genommen werden, aber doch auch nicht das Heimelige verlieren."
Die meisten dieser Veränderungen haben natürlich mit dem zu tun, wofür
Nashville steht:
Music City. Bis vor kurzem war es ja noch
Music City USA, aber um sich auch mehr als globale Destination zu präsentieren, wurde das
USA fallen gelassen.
Nashville steht inzwischen nicht mehr nur für
Country, auch wenn das das Kerngeschäft ausmacht. Einen ganz großen PR-Faktor lieferte die TV-Serie
Nashville, eine Soap, die im Musikgeschäft von
Nashville spielt. Im September 2015 startete bereits die 4. Staffel. Die Popularität der Serie brachte nicht nur viele Besucher in die Stadt, sondern sogar Pop-Star
Christina Aguilera als Gaststar in die 3. Staffel.
1969 war es noch Johnny Cash, der Bob Dylan nach Nashville brachte, wo dieser sein legendären Album 'Nashville Skyline' aufnahm. Inzwischen kommen viele Stars aus eigenem Antrieb nach Nashville.
Und manche davon fahren erst gar nicht wieder, sondern bleiben gleich hier. Zwei der bekanntesten sind wohl Nicole Kidman und Steven Tyler. Bedingt duch ihre Ehe mit Keith Urban, lebt Nicole Kidman inzwischen fest in Nashville und genießt hier das von Paparazzi relativ ungestöre Familienleben. während der Frontmann von Aerosmith seit 2015 ebenfalls (zumindest vorläufig) in Nashville residiert.
Nicht umsonst krönte Travel+Leisure Magazine Nashville fast schon natürlich zur Stadt mit der besten Musikszene in Amerika. Das gilt aber nicht nur für Besucher sondern auch für professionelle Musiker. Sie kommen hierher, um hier zu bleiben, wie Meghan Trainor ('All About That Bass'), Ed Sheeran, Kings of Leon, The Black Keys, Ke$ha und Sheryl Crow, oder einfach nur um hier Musik zu machen.
Und diese Liste von Nicht-Country Interpreten reicht von Bon Jovi, über Joe Bonamassa, der sein letztes Album 'Different Shades of Blue' hier schrieb und produzierte, zu Cindy Lauper, die unbedingt hier ein Album aufnehmen will, bis zu Don Henley von den Eagles, dem Volks Rock'n'Roller Andreas Gabalier, den deutschen Rockern Boss Hoss und der deutschen Pop-Rock Band Silbermond, die alle ihre aktuellen Alben hier aufgenommen haben.
Der Englische Sänger
Ben Haenow, der
2014 die 11. Staffel des
X-Faktors in Englang gewonnen hatte, arbeitet im Moment an der Veröffentlichung seines ersten Albums. Die erste Single daraus wurde bereits veröffentlich: '
Second Hand Heart', ein Duett mit
Kelly Clarkson. Für das zugehörig Video ging er ... wohin? Korrekt, nach
Nashville.
Und noch unzählige andere Künstler. Dabei ist es nicht nur der Professionalismus, den es in Music City gibt, sondern auch die etwas relaxtere Atmosphäre und die vielen Songs die hier von einer professionellen Community laufend geschrieben werden, die als Magneten wirken. Auch wenn nicht jeder gut zu sprechen ist auf die Musikmaschine Nashville, so bietet diese Stadt inzwischen so viel, dass sie heute zu Recht eine der attraktivsten Städte der USA ist.
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