Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

8 Minuten, die ein Leben veränderten

Seit Jahren wird der Mann mit der rauhen Urgewalt eines Gewittersturms in seiner Stimme von Insiderkreisen hochgelobt. Und doch kennt ihn kaum jemand. Zumindest bis zum 4. November 2015. Denn als Folge davon wird Chris Stapleton am 21. November 2015 das Nr.1 Album in den USA haben.

(Becky Fluke)

Aber begonnen hat es eigentlich 2001. Denn da war der in Kentucky geborene Sohn eines Minenarbeiters mit dem Aussehen von Grizzly Adams nach Nashville übersiedelt. Bereits 1996 hatte er sich dort an der Vanderbilt University versucht. Bei Sea Gayle Music unterschrieb er 2001 dann einen Vertrag als Songwriter. Dort lernte er in Folge nicht nur seine spätere Ehefrau kennen, sondern legte auch den Grundstein für seine Karriere als Songwriter.

Denn dass er mehr als nur ein gewisses Talent für das Schreiben von Songs hat, lässt sich knapp 15 Jahre später nicht mehr verleugnen. Ein Blick auf die Interpreten und Hits, die aus seiner Feder stammen, sprechen für sich. Dazu gehören nicht nur so unterschiedliche Chart-Toppers aus dem Country Genre, wie 'Never Wanted Nothing More' von Kenny Chesney, 'Come Back Song' von Darius Rucker oder ganz aktuell 'Crash And Burn' von Thomas Rhett, sondern auch eine Sängerin, die aktuell weltweit in aller Munde ist, hat sich einen Chris Stapleton Song geholt. Auf der Deluxe-Ausgabe ihres Albums 21, sang Adele den Titel 'If It Hadn't Been For Love'.

Aber Chris Stapleton war auch Musiker und er wollte auch damit erfolgreich sein. 2008 begann er als Lead Sänger und Gitarrist in der Bluegrass Formation The SteelDrivers, ehe er 2010 in der Southern Rock Band The Jompson Brothers auftauchte. Beide Unternehmungen ernteten Anerkennung, aber der große Durchbruch war es nicht.

Das sollte sich hoffentlich 2013 ändern, als er bei Mercury Nashville endlich einen Vertrag als Solo-Interpret unterschrieb. Die erste offizielle Single 'What Are You Listening To' wurde von den Kritikern bereits hochgelobt, blieb aber kommerziell erfolglos. Darauf wurde auch das Album eingestampft.

Wesentlich erfolgreicher war Luke Bryan im selben Jahr mit dem von Chris Stapleton geschriebenen Song 'Drink A Beer'. Er machte es zu einem Nummer-1 Hit und Chris Stapleton durfte bei der Live Performance des Songs bei den CMA Awards 2013 mitwirken. Dieser Auftritt wurde dann auch zum offiziellen Video gemacht.

Im Mai 2015 wurde schließlich doch noch ein neues Album veröffentlicht, das den Titel "Traveller" trug. Geschrieben wurde es von Chris Stapleton auf einem Road Trip, den er mit seiner Frau quer durch die USA unternommen hatte und im Gedenken an seinen Vater, der kurz zuvor gestorben war.
Zum Zeitpunkt der Albumveröffentlichung war der Hype um den Retter der traditionellen und ehrlichen Country Music so groß, dass das Album auf Platz 1 der Billboard Country Album Charts einstieg.

Der Titelsong war die erste Single und kam immerhin bis auf Platz 23 in den Billboard Hot Country Song Charts. Sogar in Deutschland wurde eine Marketing Kampagne für das Album gefahren. Für einen Moment kannte man Chris Stapleton. Aber schon die Nachfolgesingle 'Nobody To Blame' kam nicht mal mehr in die Nähe der Country Top-40. Ein wohl zu traditioneller Titel. Das Momentum des Albums war verpufft und Chris Stapleton schien das Schicksal so vieler anderer talentierter Musiker zu erleiden: kommerziell kein Erfolg, damit zurück dorthin, wo du hergekommen bist. Was bei Chris Stapleton mit dem Songschreiben zumindest weiterhin das Thema Musik gewesen wäre.

Wenn - ja wenn da nicht dieser 4. November 2015 gewesen wäre. An diesem Abend fanden in Nashville die CMA Awards 2015 statt und zur Überraschung aller war Chris Stapleton in 3 Kategorien nominiert: New Artist of the Year, Male Vocalist of the Year und Album of the Year. Das war schon mehr als nur ungewöhnlich! Denn ohne großen Hit für den wichtigsten Sänger und das beste Album des Jahres nominiert zu werden, ist eigentlich nicht mehr ganz nachvollziehbar.

Aber die richtige Sensation war es, als das geschah, was niemand auch nur im Entferntesten für möglich gehalten hätte: Chris Stapleton gewann alle 3 Preise! Und als nach dem theoretischen Qualitätsiegel dann noch der handfeste Beweis in Form einer speziellen Live Performance folgte, war die Musikwelt in helle Aufregung versetzt.

Über einen gemeinsamen Bekannten hatte Chris Stapleton vor einigen Jahren Pop-Superstar Justin Timberlake kennen gelernt und war mit ihm in Kontakt geblieben. Als Chris Stapleton schließlich für eine Live-Performance zu den CMA Awards 2015 eingeladen wurde, dachte er an einen gemeinsamen Auftritt mit Justin Timberlake, der selbst in Tennessee geboren ist und schon immer ein reges Interesse an Country Music hatte.

(ABC Image Group LA)

Timberlake sagte sofort zu und verhandelte einen 8-minütigen Auftritt für die Live-Fernsehübertragung, in dem sie gemeinsam 2 Songs präsentieren würden. Einen jeweils aus den aktuellen Alben der beiden Musiker: der Dean Dillon Song 'Tennessee Whiskey' war 1981 eine Single von David Allan Coe und 1983 ein Nummer-2 Hit für George Jones. 'Drink You Away' von und mit Justin Timberlake befindet sich auf dem Album "The 20/20 Experience".

Und diese beiden Performances schlugen so ein, dass es einem schwer fällt zu glauben, was daraus wurde:

1. Chris Stapleton verkaufte in nur 2 Tagen über 150.000 Stück seines nun preisgekrönten Albums "Traveller" und er schießt damit auf Platz 1 der Billboard 200 (Pop Album Charts) vom 21. November 2015. (Platz 2 und 3 besetzen übrigens mit Carrie Underwood und Eric Church ebenfalls 2 Country Interpreten). Das sind mehr Einheiten als seit Veröffentlichung des Albums abgesetzt wurden.
2. 'Tennessee Whiskey' verkauft 131.000 Downloads und ist damit auf Platz 2 der Billboard DigitalSongs Chart, nur übertroffen von der alles hinwegreissenden Adele mit 'Hello'. Damit steigt Chris Stapleton mit dem Song auch auf Platz 23 in den Pop Top-40 ein.
3. Chris Stapleton landet zwischen Adele und Justin Bieber auf Platz 2 der Billboard Artist 100.
4. Selbst Justin Timberlake profitiert von seinem Auftritt, denn sein Song 'Drink You Away' verkauft 76.000 Stück und steigt auf Platz 6 der Billboard DigitalSongs Chart ein.

Auf der aktuellen Konzerttour von Chris Stapleton durch kleine Clubs waren plötzlich innerhalb kürzester Zeit alle Auftritte ausverkauft! Was ein 8-minütiger Auftritt doch so alles zu verändern mag

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