Seit Jahren wird der Mann mit der rauhen Urgewalt eines Gewittersturms in seiner Stimme von Insiderkreisen hochgelobt. Und doch kennt ihn kaum jemand. Zumindest bis zum
4. November 2015. Denn als Folge davon wird
Chris Stapleton am 21. November 2015 das Nr.1 Album in den USA haben.
(Becky Fluke)
Aber begonnen hat es eigentlich
2001. Denn da war der in Kentucky geborene Sohn eines Minenarbeiters mit dem Aussehen von
Grizzly Adams nach
Nashville übersiedelt. Bereits 1996 hatte er sich dort an der
Vanderbilt University versucht. Bei
Sea Gayle Music unterschrieb er 2001 dann einen Vertrag als Songwriter. Dort lernte er in Folge nicht nur seine spätere Ehefrau kennen, sondern legte auch den Grundstein für seine Karriere als
Songwriter.
Denn dass er mehr als nur ein gewisses Talent für das Schreiben von Songs hat, lässt sich knapp 15 Jahre später nicht mehr verleugnen. Ein Blick auf die Interpreten und Hits, die aus seiner Feder stammen, sprechen für sich. Dazu gehören nicht nur so unterschiedliche Chart-Toppers aus dem
Country Genre, wie '
Never Wanted Nothing More' von
Kenny Chesney, '
Come Back Song' von
Darius Rucker oder ganz aktuell '
Crash And Burn' von
Thomas Rhett, sondern auch eine Sängerin, die aktuell weltweit in aller Munde ist, hat sich einen
Chris Stapleton Song geholt. Auf der Deluxe-Ausgabe ihres Albums
21, sang
Adele den Titel '
If It Hadn't Been For Love'.
Aber
Chris Stapleton war auch Musiker und er wollte auch damit erfolgreich sein.
2008 begann er als Lead Sänger und Gitarrist in der Bluegrass Formation
The SteelDrivers, ehe er
2010 in der Southern Rock Band
The Jompson Brothers auftauchte. Beide Unternehmungen ernteten Anerkennung, aber der große Durchbruch war es nicht.
Das sollte sich hoffentlich
2013 ändern, als er bei
Mercury Nashville endlich einen Vertrag als Solo-Interpret unterschrieb. Die erste offizielle Single '
What Are You Listening To' wurde von den Kritikern bereits hochgelobt, blieb aber kommerziell erfolglos. Darauf wurde auch das Album eingestampft.
Wesentlich erfolgreicher war
Luke Bryan im selben Jahr mit dem von
Chris Stapleton geschriebenen Song '
Drink A Beer'. Er machte es zu einem Nummer-1 Hit und
Chris Stapleton durfte bei der
Live Performance des Songs bei den
CMA Awards 2013 mitwirken. Dieser Auftritt wurde dann auch zum offiziellen Video gemacht.
Im
Mai 2015 wurde schließlich doch noch ein neues Album veröffentlicht, das den Titel "
Traveller" trug. Geschrieben wurde es von
Chris Stapleton auf einem Road Trip, den er mit seiner Frau quer durch die USA unternommen hatte und im Gedenken an seinen Vater, der kurz zuvor gestorben war.
Zum Zeitpunkt der Albumveröffentlichung war der Hype um den Retter der traditionellen und ehrlichen Country Music so groß, dass das Album auf
Platz 1 der
Billboard Country Album Charts einstieg.
Der Titelsong war die erste Single und kam immerhin bis auf
Platz 23 in den
Billboard Hot Country Song Charts. Sogar in Deutschland wurde eine Marketing Kampagne für das Album gefahren. Für einen Moment kannte man
Chris Stapleton. Aber schon die Nachfolgesingle '
Nobody To Blame' kam nicht mal mehr in die Nähe der Country Top-40. Ein wohl zu traditioneller Titel. Das
Momentum des Albums war verpufft und
Chris Stapleton schien das Schicksal so vieler anderer talentierter Musiker zu erleiden: kommerziell kein Erfolg, damit zurück dorthin, wo du hergekommen bist. Was bei Chris Stapleton mit dem Songschreiben zumindest weiterhin das Thema Musik gewesen wäre.
Wenn - ja wenn da nicht dieser
4. November 2015 gewesen wäre. An diesem Abend fanden in
Nashville die
CMA Awards 2015 statt und zur Überraschung aller war
Chris Stapleton in
3 Kategorien nominiert:
New Artist of the Year,
Male Vocalist of the Year und
Album of the Year. Das war schon mehr als nur ungewöhnlich! Denn ohne großen Hit für den wichtigsten Sänger und das beste Album des Jahres nominiert zu werden, ist eigentlich nicht mehr ganz nachvollziehbar.
Aber die richtige Sensation war es, als das geschah, was niemand auch nur im Entferntesten für möglich gehalten hätte:
Chris Stapleton gewann alle 3 Preise! Und als nach dem theoretischen Qualitätsiegel dann noch der handfeste Beweis in Form einer speziellen Live Performance folgte, war die Musikwelt in helle Aufregung versetzt.
Über einen gemeinsamen Bekannten hatte
Chris Stapleton vor einigen Jahren Pop-Superstar
Justin Timberlake kennen gelernt und war mit ihm in Kontakt geblieben. Als Chris Stapleton schließlich für eine Live-Performance zu den CMA Awards 2015 eingeladen wurde, dachte er an einen gemeinsamen Auftritt mit Justin Timberlake, der selbst in Tennessee geboren ist und schon immer ein reges Interesse an Country Music hatte.
(ABC Image Group LA)
Timberlake sagte sofort zu und verhandelte einen
8-minütigen Auftritt für die Live-Fernsehübertragung, in dem sie gemeinsam 2 Songs präsentieren würden. Einen jeweils aus den aktuellen Alben der beiden Musiker: der
Dean Dillon Song '
Tennessee Whiskey' war
1981 eine Single von
David Allan Coe und
1983 ein Nummer-2 Hit für
George Jones. '
Drink You Away' von und mit
Justin Timberlake befindet sich auf dem Album "
The 20/20 Experience".
Und diese beiden Performances schlugen so ein, dass es einem schwer fällt zu glauben, was daraus wurde:
1. Chris Stapleton verkaufte in nur 2 Tagen über
150.000 Stück seines nun preisgekrönten Albums "
Traveller" und er schießt damit auf
Platz 1 der
Billboard 200 (Pop Album Charts) vom 21. November 2015. (Platz 2 und 3 besetzen übrigens mit
Carrie Underwood und
Eric Church ebenfalls 2 Country Interpreten). Das sind mehr Einheiten als seit Veröffentlichung des Albums abgesetzt wurden.
2. '
Tennessee Whiskey' verkauft
131.000 Downloads und ist damit auf
Platz 2 der Billboard DigitalSongs Chart, nur übertroffen von der alles hinwegreissenden
Adele mit '
Hello'. Damit steigt
Chris Stapleton mit dem Song auch auf
Platz 23 in den
Pop Top-40 ein.
3.
Chris Stapleton landet zwischen
Adele und
Justin Bieber auf
Platz 2 der
Billboard Artist 100.
4. Selbst
Justin Timberlake profitiert von seinem Auftritt, denn sein Song '
Drink You Away' verkauft
76.000 Stück und steigt auf
Platz 6 der
Billboard DigitalSongs Chart ein.
Auf der aktuellen Konzerttour von
Chris Stapleton durch kleine Clubs waren plötzlich innerhalb kürzester Zeit alle Auftritte ausverkauft! Was ein
8-minütiger Auftritt doch so alles zu verändern mag
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