Nichts als Lügen

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"[Studio Zwei] ist unser berühmtester Aufnahmeraum. Als der Ort, wo richtungsweisende Aufnahmen von den Beatles, Shirley Bassey, Kate Bush, Massive Attack, Oasis, Adele und vielen anderen stattfanden, war Studio Zwei seit seiner Eröffnung 1932 immer der Herzschlag populärer Musik." (abbeyroad.com/studio-two)

Rund um den Weihnachtsbaum

Aber jenseits des Meeres, starren zwei Armeen auf ihre Waffen,
beide so überzeugt von ihrer Sache, bereit dafür zu sterben oder die anderen umzubringen.
Aber heute Nacht wird es keine Schüsse geben, kein Blut wird vergossen werden,
denn sie werden ihr Feuer einstellen in dieser Heiligen Nacht, im Namen von Frieden und Wohlwollen.
(Tonight Is Christmas / D. Matthews / K. Worsham / S. Baccus / S. Munsey Jr.)

Es klingt, als könnte ihm die Zeit nichts anhaben, als wären 35 Jahre spurlos an ihm vorübergegangen. Die Rede ist vom ersten Weihnachtsalbum der Gruppe Alabama aus dem Jahr 1985. Es trägt den simplen Titel "Christmas" und klingt immer noch zeitgemäß und stimmungsvoll. Denn im Gegensatz zu so vielen anderen Projekten, die sich nur an altbekannten, neu aufgenommenen Weihnachtsliedern versuchen, beschloss die Band Alabama in den 1980er Jahren 10 Originalsongs einzuspielen. Songs, die sich den verschiedenen Emotionen widmen, welche sich mit dem Weihnachtsfest verbinden lassen.

Da sind die Kindheitserinnerungen im optimistischen 'Santa Claus (I Still Believe In You)' und im melancholisch-tieftraurigen 'Christmas Memories', der gut gelaunte Shopping Kommerz in 'Happy Holidays', die modern umgesetzte Weihnachts-Botschaft in 'Joseph and Mary's Boy', die Besinnung auf Tradition und Familie in 'Candle in the Window' und 'Homecoming Christmas', die verzauberte Natur in 'Thistlehair The Christmas Bear'  und die Verbundenheit über alle Geographien hinweg in 'Christmas in Dixie'. Ja selbst der offenbar nie verschwindende Aspekt des Krieges wird im dramatischen, von Bass-Gitarrist Teddy Gentry gesungenen, 'Tonight Is Christmas' thematisiert.

Auch 2023 ist das wichtigste kommerzielle und christliche Fest des Jahres wieder Anlass für eine Reihe von musikalischen Veröffentlichungen zum Thema. Typischerweise bereits im Sommer eingespielt und im Spät-Herbst veröffentlicht, ist nicht alles davon gelungen. Und nach wie vor sind es mehrheitlich einfach nur Neu-Aufnahmen alter Weihnachtsklassiker, die jeder kennt. Aber immer wieder machen sich Künstler auch die Mühe, Neues zu schreiben oder aufzunehmen.

So wie es etwa Caitlyn Smith mit dem von ihr gemeinsam mit Ben West geschriebenen 'Snow Day' macht. Die beiden kleiden die Schmetterlinge der Verliebtheit in eine unverkennbar weihnachtliche Stimmung. Das Ergebnis weiß mit der einfühlsamen Stimme von Caitlyn Smith zu verzaubern.

Bereits Ende Oktober 2023 veröffentlichte Jon Pardi sein erstes Weihnachts-Album unter dem einfachen Titel "Merry Christmas From Jon Pardi".  Die 12 darauf enthaltenen Songs sind eine gute Mischung aus bekannten Klassikern und neuen Liedern. Letztere sind vorwiegend humorvolle Interpretationen des Weihnachts-Themas. So entführt 'Merry Christmas From The Keys' ins südliche Florida, in 'Swing On Down To Texas' hat man genug vom Winter und in 'Beer For Santa' erwartet Santa Claus ein kaltes Bier wenn er durch den Kamin kommt. Auch die Songtitel '400 Horsepower Sleigh' und 'I've Been Bad Santa' sprechen für sich.

Grammy-Gewinnerin Brandy Clark erinnert sich anlässlich des Weihnachtsfestes in der sehnsüchtigen Ballade 'My Favorite Christmas' an eine glücklose Liebe: manche Wünsche sollen sich wohl nicht erfüllen, und doch - mein liebstes Weihnachten warst du.

Der junge Traditionalist Randall King präsentiert auf seiner Weihnachts-EP "Silent Night" neben dem bekannten Österreichischen Titelsong 4 neue Songs, ehe das Projekt mit 'Run Run Rudolph' endet, einer Honky-Tonk-Version des Chuck Berry Klassikers 'Johnny B. Goode'. Sehr stimmungsvoll, wenn auch dem Titel entsprechend melancholisch, klingt 'White Christmas Makes Me Blue'.

Das weniger kitschige Spektrum deckt Madeline Edwards mit ihrer 3-Song EP "Perfect Christmas" ab. Nicht nur modern produziert, sondern auch textlich sozialkritisch. Zu verzerrten Gitarren singt sie von der politischen Meinung ihres Onkels und dass sie selbst nur einen Geschenkgutschein bekommen hat, während ihre Nichte ein brandneues Auto zur perfekten Weihnacht geschenkt bekam. Die Klavierballade 'Celebrate Me Home' ist ein Cover eines Kenny Loggins Songs aus den 1970er Jahren. Das kurze Projekt beendet sie schließlich mit dem eigentlich nicht mehr weihnachtlichen 'Me Missing You', an dem sie so wie am ersten Titel wieder selbst mitgeschrieben hat.

In unverkennbar weihnachtlich-swingenden Klanggefilden bewegt sich Scotty McCreery mit 'Feel Like The Holidays' - jazzig, unbeschwert und voller Festtagsfreude. Den Rock 'n' Roll bringt Eric Paslay mit der Neu-Aufnahme des Chuck Berry Klassikers 'Run Rudolph Run', während T. Graham Brown mit dem sexy Blues von 'Santa's Got His Baby Something Good' beweist, dass seine Stimme immer noch den bluesigsten Soul von allen hat.

Und während Harper Grace die Auszeichnung für den verführerischsten Weihnachtssong mit 'Santa Baby' erhält, behauptet Tyler Halverson in 'Christmas By Myself', dass er Weihnachten ohnehin am liebsten alleine verbringt.

Wenig gelungen sind hingegen die Neuauflagen von 'Fancy Like', dem Mega-Hit aus dem Jahr 2021, aus dem Walker Hayes der Einfachheit halber 'Fancy Like Christmas' macht. Ebenso wenig Stimmung verbreitet das künstliche, am Computer entstandene Duett von Elvis Presley mit Kane Brown und dem Klassiker 'Blue Christmas'.

Aber es kann eben nicht jeder Versuch zum Klassiker werden. So wie etwa der Weihnachtssong, der erst nach 65 Jahren (am 9. Dezember 2023) die Spitze der Billboard Hot 100 Pop Charts erreicht hatte und dort seit 2 Wochen jede Menge an Rekorden bricht. Denn die Interpretin, die 'Rockin' Around The Christmas Tree' mit 13 Jahren 1958 veröffentlicht hatte, heißt Brenda Lee und sie ist mit ihren inzwischen 79 Jahren nun die älteste Person, die jemals einen Nummer-1 Pop Hit in den USA hatte. Das mag allen im heurigen Jahr veröffentlichten Weihnachtsliedern Hoffnung auf einen zukünftigen Erfolg geben. Allerdings sollte man dabei nicht übersehen, dass das von Johnny Marks geschriebene 'Rockin' Around The Christmas Tree' erst der 3. Weihnachtssong ist, der überhaupt die Spitze der Pop Charts erreicht hat.

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