Keine Postleitzahl

"Ich habe für soviele Interpreten Songs geschrieben. Diesmal wollte ich ein Album machen, das die Leute noch nicht kennen. Da sind rockige Songs drauf und Songs die ein wenig retro klingen. Ich glaube es ist ein Album, bei dem einem nicht langweilig wird. Ich wünsche mir, dass die Leute es so laut aufdrehen, bis die gelben Lichter zu blinken beginnen - als Zeichen, dass die Boxen gleich durchbrennen werden."
(David Lee Murphy über No Zip Code)

Die (Erfolgs-)Geschichte von David Lee Murphy begann 1994, als sein Song 'Just Once' Aufnahme in den Soundtrack des Films "8 Seconds" über das Leben und Sterben des legendären Rodeo-Reiters Lane Frost (gespielt von Luke Perry) fand. Zu dem Zeitpunkt arbeitete er nicht nur an seinem ersten Album, sondern war auch bereits verfluchte 10 Jahre lang in Nashville gewesen.

Aufgewachsen in Illinois mit der Musik von Waylon Jennings und Willie Nelson, ZZ Top und Southern Rock, hatte er sich nach seiner Ankunft in Nashville -so wie unzählige andere- begonnen, sich als Songschreiber einen Namen zu machen. Aber erst als 'Just Once' in die Top-40 der Billboard Hot Country Songs Charts kletterte, begann die Kugel für David Lee Murphy so richtig zu rollen. 1995 veröffentlichte er sein erstes und bis dato erfolgreichstes Album mit dem treffenden Titel "Out With a Bang".



Es beinhaltet nicht nur den Song aus dem Soundtrack, sondern mit 'Party Crowd' seinen ersten Top-10 Hit und mit dem Kracher 'Dust On The Bottle' seinen ersten, aber bisher auch einzigen Nummer-1 Hit. Ein Lied, das bis heute nicht gealtert ist und immer noch im Radio zu hören ist, vielleicht auch weil es geschaffen ist für Konzerte, wie Kenny Chesney auf seinem aktuellen Live-Album beweist. Und Kenny Chesney ist auch der Grund dafür, dass David Lee Murphy am 6. April 2018 ein Album mit völlig neuem Material veröffentlicht hat.

"No Zip Code" ist das 5. Album über einen Zeitraum von fast 25 Jahren. Es folgt auf "Gettin' Out The Good Stuff" (1996), "We Can't All Be Angels" (1997) und das kleine Comeback-Album von 2004: "Tryin' To Get There", das David Lee Murphy den Top-5 Sommer-Hit 'Loco' bescherte. Den Anstoß für das aktuelle Album gab überraschenderweise Kenny Chesney bereits vor 3 Jahren.



Davor war David Lee Murphy höchst erfolgreich als Hit-Songschreiber tätig. Luke Bryan, Keith Urban, Florida Georgia Line, Thomas Rhett, Eric Church, Brad Paisley, Hank Williams Jr., Brooks & Dunn und Chris Young sind nur die bekanntesten Namen, die Songs von ihm aufgenommen haben.

Dann im April 2015 zitierte Rolling Stone Country David Lee Murphy mit den Worten: "Kenny [Chesney] hat ein Ohr für Hits und ich schicke ihm laufend Demos - mehr als er jemals aufnehmen könnte. Auch wenn ihm die Songs gefielen. So sagte er eines Tages: du solltest ein Album machen! Ich könnte es gemeinsam mit Buddy Cannon produzieren und ich denke die Leute würden es lieben." Eine Zusammenarbeit, die ihren Ursprung in Hit-Songs hat, die David Lee Murphy geschrieben hatte ('Pirate Flag', 'Livin' in Fast Forward' und 'Til It's Gone').

Aber es dauerte noch, bis man wieder etwas von dem Projekt hörte. Im November 2017 erschien dann die erste Single aus dem Album, ein Duett zwischen David Lee Murphy und Kenny Chesney  mit dem Titel 'Everything's Gonna Be Alright'. Ein im Zeichen der Zeit produzierter und elektronisch aufgepimpter Titel. Aktuell (Charts vom 7. April 2018) hat die Single Hit-Status erreicht und hält auf Platz 14 sowohl in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts als auch den Billboard Hot Country Songs Charts.

Fast genau 3 Jahre nach Bekanntgabe des kommenden Projektes ist das neue Album von David Lee Murphy nun am 6. April 2018 wirklich erschienen. Es enthält 11 Songs, die alle unter Mitwirkung des Künstlers selbst entstanden sind, darunter auch das titelgebende Lied 'No Zip Code' mit seinem Wunsch sich an einen unerreichbaren Ort von der Hektik der Zeit zurückziehen zu können.

Stilistisch ist das restliche Album ein Bruch zur Vorab-Single, was viele als positiv sehen mögen. Denn die elektronischen Elemente sind herkömmlichen Klängen gewichen und präsentieren einen Sound, der stimmig ist mit dem von David Lee Murphy, wie man ihn vielleicht noch im Ohr haben mag: Mid- bis Uptempo Country-Songs mit Rockband-Gitarren.

Thematisch und inhaltlich liefert "No Zip Code" weder sozialkritische Einblicke noch anspruchsvolle Lebensweisheiten. Auch echte Geschichten gibt es nicht wirklich. Im Vordergrund steht kurzweilige Unterhaltung zum Gasgeben, die sich eher im Stadion gut macht, als in der kleinen Kneipe. Entsprechend gibt es auch keine echte Ballade auf dem Album. Elektrische Gitarren statt Keyboards oder Piano. Texte über das Hier und Jetzt und darüber, ohne Schuldgefühle das Leben zu genießen.



Es muss ja auch nicht immer tiefgehend und melodramatisch sein. Manchmal darf es einfach genau das sein, was David Lee Murphy mit seinem Album vorlegt: Melodien und Refrains, die mit jedem Hören mehr ins Ohr gehen und zum Mitsingen animieren. Dabei vergisst er nicht auf Country-Elemente, speziell bei den Mid-Tempo Songs wie 'Winnebago' oder 'As the Crow Flies'.

"No Zip Code" präsentiert einen konsequent zu seinem Stil stehenden David Lee Murphy, den man allerdings erst dann so richtig wiederentdeckt, wenn man sich nicht von der aktuellen Single zu sehr beeinflussen lässt. Wer Country-Rockklänge in Zeiten von Hip-Hop schon zu sehr vermisst hat, wird vielleicht auf diesem Album wieder fündig.